Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/67

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nicht, durch strenge Rüge in Zorn versetzt, mit seinen Leuten die Reduktion verließe.

Ein andermal kam ein betrunkener Indianer in nächtlicher Stunde in seine Hütte, ergriff seine Lanze und ermordete sein Weib. Die Verwandten der Gemordeten wollten noch in derselben Nacht blutige Rache nehmen. Mit Mühe beruhigten wir sie für den Augenblick. Am Morgen hörten wir die Lärmzeichen. Wir schickten den wackern Aletin, den beginnenden Aufstand zu stillen, eilten von Hütte zu Hütte und baten die Bewohner, weder den Bluträchern noch dem Mörder beizustehen. Dieser schrie indes mitten auf dem Platze den Verwandten seines Weibes entgegen: „Hier stehe ich mit meiner Lanze; komme, wer da will, mich zu töten! Zwei Lanzenstiche werde ich aushalten, ohne mich zu verteidigen, aber auf den dritten werde ich mich rächen.“ Aletin sorgte dafür, daß niemand dieser tollen Aufforderung Gehör gab. Ich und P. Burges führten den Täter in unsere Wohnung, wo er weinte, seine Übereilung erkannte und Besserung versprach. In der Folge wurde er getauft und Leander genannt. Der Bruder der Ermordeten verzieh ihm und erhielt bei der Taufe den Namen Peter.

Cithaalins Sohn Vinzenz wäre beinahe Ursache geworden, daß sein Vater mit mir gänzlich gebrochen hätte. Er hatte einem Mädchen ein kleines Geschenk gegeben und erfahren, daß dies dem P. Burges bereits angezeigt worden sei. Eine Strafe fürchtend, nahm er sein Pferd und ritt zum P. Rektor nach Santa-Fé. Da er sonst den ganzen Tag bei mir blieb und nur über Nacht zu seinem Vater ging, erfuhr ich diese Übereilung erst am Morgen. Nach drei Tagen kam Vinzenz zurück, übergab mir ein Schreiben des Rektors, in welchem ich beauftragt wurde, zwischen dem Entlaufenen und dem P. Burges zu vermitteln. Ich eilte sogleich in das Haus seines Vaters. Die folgenden Tage erschien weder Cithaalin noch Vinzenz. Ich ließ sie um die Ursache des Ausbleibens fragen. Der Vater kam, machte mir, vor Zorn stotternd, Vorwürfe, daß P. Burges seinen Sohn habe strafen wollen, und daß ich seines Sohnes Reise nach Santa Fé nicht gehindert hätte. Ich erklärte ihm, daß ich von dem Vorgefallenen nichts gewußt, und verwies ihm mit kurzen Worten seinen Starrsinn. Er bezwang sich, sprach jedoch lange nichts