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Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/71

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Ich hatte in Santa Fé Geschäfte und nahm den Knaben Euseb, einen Sohn Aletins, mit mir. Seine Mutter hatte ihm einen schönen neuen Teppich zu seiner Kleidung verfertigt, die er anzog, um in der Stadt damit zu prunken. Eine Semmel reizte seine Eßlust. Er hatte kein Geld und wollte mich im Kolleg um solches ansprechen. Unterwegs begegnete ihm ein nach dem neuen Teppich lüsterner Spanier und versprach ihm dafür einen alten und außerdem vier Realen zu geben. Der hungrige Knabe ging auf den Handel ein, lief zum Bäcker, der ihm für zwei Realen vier Semmeln reichte. Diesen offenbaren Betrug meldete ich dem Stadtrichter, der den Spanier zur Rückgabe des Teppichs, zum Verluste seines Geldes und noch überdies zu einer Geldstrafe verurteilte.

Das Verbot, daß kein Indianer ohne Erlaubnisschein seines Missionärs sich in die Stadt verfügen dürfe, wurde erneuert, der Zweck desselben jedoch nicht erreicht. Denn die Spanier begaben sich nun in ihre mehrere Meilen vor der Stadt entlegenen Meierhöfe, handelten dort trotz unserer Wachsamkeit mit unsern Leuten und brachten ihnen ungünstige Ansichten über uns bei. Cithaalin begünstigte diesen Schleichhandel, bis er selbst einmal sehr schlimm betrogen wurde. Im Zorne darüber klagte er mir das erlittene Unrecht, und ich ergriff diese Gelegenheit, ihn vor dem Umgang mit gemeinen Spaniern zu warnen, und riet ihm, lieber nach dem Zureden der Vornehmen ein Christ zu werden und mir zu folgen. „Du hast recht, mein Pater“, antwortete er; „die Spanier, die Ziegel auf ihren Dächern haben, sind gut, schenken mir etwas und loben dich und deine Lehre; die aber, welche ihre Häuser mit Stroh decken, sind ärger, als wir in unsern Wäldern gewesen sind. Sie betrügen, lügen und sind lasterhaft. Die Taufe kann ich aber nicht empfangen; denn du sagst, wer ein Christ sei, dürfe sich nicht betrinken, und dies kann ich nun einmal nicht mehr lassen.“

Ich redete ihm herzlich zu, suchte ihm den Unterschied zwischen Trinken und Berauschen begreiflich zu machen und gab ihm den Rat, sich aus den Gesellschaften, die, wie er gestand, seiner Nüchternheit so gefährlich waren, zurückzuziehen und sich sein Lieblingsgetränk zu Hause bereiten zu lassen. Er versprach, er wolle es versuchen. Ich war neugierig auf sein künftiges Benehmen.