Seite:P. Florian Baucke, ein deutscher Missionär in Paraguay (1749 - 1768).pdf/78

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Nevedagnak gegeben?“ – „Nein, er ist ja noch nicht lange getauft“, antwortete ich. In kurzer Zeit kam er wieder und fragte mich sehr süß: „Wann wirst du mich denn taufen?“ – „Wenn ich aus deinem Betragen sehen werde“, entgegnete ich, „daß es dir Ernst sei, ein anderer Mensch zu werden. Mit der Entlassung des einen deiner zwei Weiber wirst du den Anfang dazu machen.“ Er ging auf alle Bedingungen ein. Sein drittes Wort war der Stab; nur sehen möchte er ihn heute noch. Ich willfahrte ihm. Nun sagte er mit glänzendem Auge: „Wirst du mir wirklich diesen Stab schenken, wenn ich mich taufen lasse?“ Mein Nein überraschte ihn sehr schmerzlich. Ich sprach viel mit ihm über die Würde dieses heiligen Sakramentes und die Notwendigkeit, es aus edleren Beweggründen zu verlangen, und verabschiedete ihn; er ging sehr mißvergnügt hinweg. Uber acht Tage mied er mich; ich sah ihn nur bei der heiligen Messe. Seine brennende Begierde gestattete ihm nicht, noch länger zu trotzen. Er bat mich sehr demütig, ich möchte ihm Hoffnung auf baldige Taufe geben. Natürlich war er schlau genug, auch fromme Beweggründe für sein Begehren anzugeben, fiel aber bei längerer Unterredung aus seiner Rolle. Ich sah, daß der Stab immer noch der Hauptgrund seines hastigen Eifers blieb. Er entdeckte mir die wahre Ursache, weshalb er die Wildnis verlassen habe und in die Reduktion gekommen sei. Er habe den Tod gefürchtet und kein Mittel wider ihn gefunden, aber gehört, daß uns das Schicksal der Menschen nach dem Sterben bekannt wäre. Um dieses zu erfahren, habe er unsern Umgang gesucht. Und weil er da gelernt, daß man entweder in den Himmel zum Schöpfer aller Dinge oder in das große Feuer zu dem Teufel komme, so wollte er die Mittel kennen lernen, zu dem himmlischen Vater zu gelangen. „Christ zu werden“, sprach er, „trage ich jetzt kein Bedenken mehr; das Morden, Lügen, Rauben und Betrügen kann ich lassen; mit einem einzigen Weibe zu leben, ist mir auch nicht zu schwer; das Berauschen werde ich freilich nicht ganz meiden können; aber ich hoffe, Gott wird mein Alter berücksichtigen und mir als Kaziken etwas mehr erlauben als einem gemeinen Indianer. Sage mir aufrichtig, mein Vater, wenn man den Schöpfer mit einem Rausche so schwer beleidigt, warum hat er den Honig und die Amap (Johannisbrot) gemacht, aus welchen wir unsern Lieblingstrank bereiten?“