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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt

gestattet hatte; aber die Stimmung schlechter Menschen ist natürlich wandelbar und schlägt wie auf einer Wage aus kleinem Anlass ins Gegenteil um. 249 So gefangen zwischen den Feinden und dem Meere, verzweifelten sie an der eigenen Rettung; indem die einen den jammervollsten Untergang noch für ein wünschenswertes Glück hielten, die anderen in dem Glauben waren, es sei besser durch die Elemente der Natur umzukommen, als den Feinden zum Gelächter zu werden, dachten sie beide daran sich ins Meer zu stürzen und warteten am Gestade, den Körper mit irgend einem schweren Gegenstande belastet, um gleich, wenn sie die Feinde nahe sähen, hinabzuspringen und leicht in die Tiefe zu sinken. 250 So ängstigten sie sich ob der unentrinnbaren Not fast zu Tode. (34.) Der Prophet aber, wie er das gesamte Volk in der Bestürzung wie einen Fischzug im Garne gefangen sah, wird, seiner selbst nicht mehr mächtig, von Gottes Geist ergriffen und weissagt folgendes: 251 „Die Furcht ist durchaus berechtigt, der Schrecken nahe und gross die Gefahr; vor uns öffnet das Meer seinen weiten Rachen, einen Zufluchtsort zum Entrinnen gibt es nirgends, Schiffe haben wir nicht, hinten lauern feindliche Scharen, die in atemloser Verfolgung heranschreiten. Wohin soll man fliehen? wohin ausweichen? Von allen Seiten tritt uns plötzlich alles feindlich entgegen: Land, Meer, Menschen, Elemente der Natur. 252 Aber fasset Mut, gebet nicht alle Hoffnung auf! Bleibet festen Sinnes und wanket nicht, erwartet von Gott die unüberwindliche Hilfe. Ungerufen wird sie sofort erscheinen, ungesehen wird sie für euch kämpfen. Erfahren habt ihr es schon oft, wie sie unsichtbar euch beistand. Ich sehe sie schon zum Kampfe sich rüsten, Schlingen den Feinden um den Nacken werfen. Sie zieht sie hinab ins Meer, wie ein Bleiklumpen sinken sie in die Tiefe. Ihr sehet sie zwar noch am Leben, meinem Blick aber erscheinen sie schon als Tote; noch heute werdet auch ihr sie als Leichen schauen“. 253 Was er sprach, überstieg jede Erwartung, aber [p. 174 M.] sie erprobten durch die Wirklichkeit die Wahrheit der Prophezeiung. Denn durch göttliches Walten traf alles ein, was er prophezeit hatte, so unglaublich es auch klang:

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Philon: Ueber das Leben Mosis (De vita Mosis) übersetzt von Benno Badt. H. & M. Marcus, Breslau 1909, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloMos2GermanBadt.djvu/059&oldid=- (Version vom 1.8.2018)