Seite:Posse Band 5 0009.jpg

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1. Echte Siegel


Pippin


1. Or. Nationalarchiv Paris [Arch. du royaume, Sect. hist., K. 4 (olim 21) c. 741].     Abbildung Wailly, Eléments de paléogr. 2, 337 pl. A. No. 4.

Hausmaier. Profilbüste nach links (heraldisch) gewendet (I, Taf. 1, 1).

Ohne Umschrift.


2. Or. Nationalarchiv Paris.     753 Juli 8.     MR 73 (71).     Abb. Herquet, Specimina 3 und Mabillon, De re dipl. 387.

König. Gemme. Bachusmaske en face, mit starkem Barte und Weinranken im Haupthaare (I, Taf. 1, 2).

Vorkommen: 753 Juli 8–766 Juli [MR (= Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751 bis 918. Nach J. F. Böhmer neu bearbeitet von Engelbert Mühlbacher. 2. Auflage.) 73 (71), 102 (100)].


Fälschungen: II, Taf. 29, 1–3, IV, Taf. 78, 1.


Karlmann


Or. Nationalarchiv Paris.     769 Januar.     MR 116 (111).     Abb. Wailly, Paléogr. 2, 338 pl. A. No. 7.

Ovale Gemme. Profilbüste einer Bachantin. Kopf nach rechts und aufwärts gerichtet, das reiche Kopfhaar in griechischer Weise hinten geknotet und wohl mit Weinranken geschmückt, Schulter und Busen stark gewölbt (I, Taf. 1, 3).

Vorkommen: 769 Januar–März [MR 116 (113), 117 (114), 120 (117)].


Karl der Große


1. Or. Nationalarchiv Paris.     774 Sept. 14.     MR 171 (167).     Abb. Heffner, Die deutschen Kaiser- und Königssiegel 1875, Taf. I. 1.

Gemme. Büste des Kaisers Antoninus Pius (nach früherer Bestimmung Sickels, Acta Karolinorum 1, 349 des Kaisers Commodus), mit Metalleinfassung (I, Taf. 1, 4).

Das Siegel ist neben den Rekognitionszeichen, dieses meist zum Teil bedeckend, durch einen Kreuzschnitt aufgedrückt, ausnahmsweise in MR 170 (166) und 245 (236) vor der Rekognition, in MR 218 (212) vor der Signumzeile.

Vorkommen: 769 Jan. 13–813 Mai 9 (MR 131 (128) nur Bruchstücke des oberen und unteren Randes, 143 (140), 149 (146), 150 (147), 158 (155), 171 (167), 181 (177), 182 (178), 196 (192), 205 (201), 227 (220) nur als Faksimile erhalten, 228 (221), 245 (236), 260 (251), 265 (256), 308 (299), 321 (312), 390 (383), 429 (421), 477 (464). – An Fälschungen: 212 (207) II, Taf. 52, 2, 240 (231), 408 (401) II, Taf. 52, 6, 450 (440) II, Taf. 52, 7[WS 1].


2. Or. nicht vorhanden.

Kaisergoldbulle. Breßlau hat im Archiv für Urkundenforschung 1, 355 f. den Anregungen von Giry (Manuel de diplomatique S. 634 f. 720) und dessen Schüler Grandmaison (Mélanges Julien Havet 111 f.) folgend, den unumstößlichen Beweis erbracht, daß sowohl Karl der Große und Ludwig der Fromme, was Sickel und Mühlbacher bestritten, als auch Otto I., II. und III. sich der Goldbulle bedient haben. Nach Breßlaus Zusammenstellung sind aus der Zeit Karls des Großen, Ludwigs des Frommen [MR 579 (559), 592 (572), 732 (708), 842 (816), 896 (867), 909 (880), 988 (957)] und Lothars I. [MR 1077 (1043)] neun Diplome bekannt, in deren Korroborationsformel der Ausdruck bulla begegnet. Nur ist die Anwendung der Bulle unter Karl dem Großen in einer einzigen echten, freilich nur in Kopie des 13. Jahrhunderts überlieferten Urkunde [MR 461 (448) Mon. Germ. DD. S. 282 No. 211] durch die Siegelformel: de bulla nostra jussimus sigillare bezeugt, aber in der farfenser Chronik des Gregor v. Catino befindet sich ein wahrscheinlich älteres und nicht von ihm verfaßtes Verzeichnis der Gegenstände aufgenommen, die durch Hildeprand, der zur Zeit des Abtes Campo (936/62) diesem die Besitzungen des Klosters in der Mark Fermo und die Abtswürde streitig machte, aus dem in einem Kastell der Mark aufbewahrten Schatze des Klosters geraubt waren. In diesem Verzeichnis, bei dem eine absichtliche Unwahrheit ganz ausgeschlossen und ein Irrtum sehr unwahrscheinlich ist, werden aufgeführt: sigilla duo de auro, que miserunt Carolus et Pipinus filius eius in uno precepto; alia 2 sigilla de auro, que Guido et Lambertus imperatores miserunt in alio precepto. Von dem italienischen Unterkönig Pippin ist ein Diplom nicht erhalten, aber gerade für Farfa ist eine gemeinsame Urkunde Karls und Pippins nicht auffällig, denn noch wohl im Jahre 1051 haben sich die Mönche auf Schenkungen Pippins, sowie seines Vaters und seines Bruders berufen. Und auch weiterhin hat nach dem echten Diplom Ottos III. 999 3/10 (St. 1198) Abt Hugo von Farfa dem Kaiser imperatorum Karoli, Hludouici aviique nostri Ottonis precepta aureis sigillis bullita vorgelegt.


3. Or. Nationalarchiv Paris.     775 Juli 28.     MR 191 (187).     Abb. Kopp, Schrifttafeln No. 24 E und Wailly, Paléogr. pl. A. No. 9.

Gerichtssiegel. Gemme. Büste des Jupiter Serapis nach dessen stereotyper Darstellung (I, Taf. 1, 5).

Vorkommen: 775 Juli 28–812 März 8 [MR 191 (187), 469 (455)].


  1. Vorlage: II, Taf. 72, 7
Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0009.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)