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8. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6765.     1443 April 28 (Avers)     und ebendas. 6709.     1442 Juni 24 (Revers).     Abb. Heffner XV. 109, 110 und v. Sava 154 Fig. 96, 155 Fig. 97.

Königliches Thronsiegel. Avers: Auf reichgeschnitztem Thronstuhle, unter Baldachin sitzt der König, in langem gegürtetem Talare mit gestickter Stola und Mantel, der über den Schoß gezogen ist. Auf dem Haupte die mit dem Kreuze geschmückte Bügelkrone, in der Rechten das Zepter, in der Linken der Reichsapfel. In die ausgeschweifte Thronstufe ist das Sekretsiegel (No. 13) eingedrückt. An der Stufe selbst die Inschrift: QUI · NATUS · EST · IN · DIE · MATHEI · S · AP · AN · DNI · MCCCCXV. Zur Rechten des Königs, am Thronstuhle, ein Schild mit dem einfachen Reichsadler, tiefer unten auf die Stufe gestellt der tiroler Schild, links auf gleiche Weise das österreichische und habsburgische Wappen. Außerhalb des Thrones, von Tieren getragen, rechts der Schild Altösterreich, darüber ein flatterndes Band mit den Buchstaben , , , , unter dem Schilde das Wappen von Kärnthen; links Steiermark und Krain (II, Taf. 23, 1).

Revers: Im Siebenpaß, dessen Spitzen mit Lilienknorren verziert sind, der einköpfige Reichsadler. Die Bogenkrümmungen sind durch die folgenden Wappenschilde, mit ihren Helmen und Zimieren ausgefüllt: über dem Kopfe des Adlers: die windische Mark, dann rechts Elsaß, Portenau, Kiburg; links Oberösterreich, Pfirt, Burgau. In den beiden oberen Außenwinkeln des Siebenpasses befindet sich je ein Engel, in den übrigen fünf geflügelte Drachen. Zwischen Anfang und Ende der Umschrift befindet sich ein an den Ecken ausgezacktes Band, darauf die Buchstaben: , , , , . Diese rätselhaften Vokale, welche sehr verschiedene Deutungen gefunden haben, sind nach Tschischka, Metropolitankirche zu St. Stephan in Wien S. 103 nach des Kaisers eigener Erklärung zu verstehen:

Amor Electis Injustis Ordinat Vltor
Sic Fridericus ego mea regna rego.

Andere Erklärungen sind:

Austria Est Imperare Orbi Vniverso.
Austria Erit In Orbe Ultima.
Austria Electa Iuste Omnia Vincet
Alles Erdreich Ist Oesterreich Unterthan.
Aller Ehren Ist Oesterreich Voll.

Lambecius in diar. sacri itiner. Celensis p. m. 8. Köhler, Münzbelustigungen 3, 170 (II, Taf. 23, 2[WS 1]).


9. Or. Hausarchiv Wien.     1442 Aug. 10.     Abb. Heffner XVII. 115, 116 und v. Sava 160 Fig. 101 und 102.

Königsgoldbulle. Avers: Darstellung in der für Goldbullen bis dahin üblichen Weise. Die Rücklehne des Thronstuhles, mit reichem Teppich behängt, auf dem sich rechts der Reichsschild mit dem einfachen Adler, links der steierische Panther befinden. Im Siegelfelde rechts der österreichische, links der tiroler Schild, über jedem eine Rose. Am Thronkissen befinden sich Quasten (II, Taf. 24, 1).

Revers: Darstellung in der für Goldbullen bis dahin üblichen Weise. In der Thronnische die Inschrift: AVR–EAR–OMA. Hinter dem Giebel des Mittelturmes ein Schriftband mit den Buchstaben: A : E : I : O : V. (II, Taf. 24, 2).


10. Or. Stadtarchiv Frankfurt a. M.     1442 Juli 27.     Abb. Heffner XVI. 113, 114.

Hofgericht. Darstellung in der bis dahin üblichen Weise. Das Rücksiegel zeigt gleiche Darstellung wie das Vordersiegel, nur ist in der Umschrift des ersteren das Wort: semp(er) noch in der ersten Zeile der Umschrift, und die zweite beginnt mit augusti (II, Taf. 24, 3. 4).


11. Or. Staatsarchiv Wien.     1442 Aug. 8.     Abb. Heffner XVI, 117 und v. Sava 164, Fig. 107.

Größeres Königssiegel. Der einfache Reichsadler, umschlossen von einem Ornamente von zwölf Bogenabschnitten, über dessen Kopfe die Buchstaben: ····. In den Krümmungen befinden sich die folgenden Wappenschilde: Altösterreich, Steiermark, Kärnthen, Krain, windische Mark, Elsaß, Kiburg, Burgen, Pfirt, Tirol, Habsburg und der österreichische Bindenschild (II, Taf. 24, 5).

Vorkommen: Gemeinsam im Gebrauch mit No. 12 1443 28/5–1443 28/12.


12. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6698a.     1442 Juni 5.     Abb. v. Sava 165, Fig. 108.

Kleineres Königssiegel. Im Siegelfelde der einfache Adler, zu jeder Seite des Kopfes eine Blume, über dem Kopfe die Buchstaben: ····. Die Umschrift, an vier Stellen durch die Wappenschilde von Österreich, Steiermark, Kärnthen und Krain unterbrochen (II, Taf. 24, 6).

Vorkommen: In Urkunde 1440 (Hanthaler, Recensus 172) wird das Siegel bezeichnet „quo uti solet in principatibus suis“. Gemeinsam in Gebrauch mit No. 11.


13. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6765.     1443 April 28.     Beschr. v. Sava XXV, 168.

Sekret für die Urkunden der Reichskanzlei. Achteckig. Vier miteinander verbundene bärtige Köpfe (II, Taf. 24, 7).

Vorkommen: Wohl nur kurze Zeit im Gebrauch: 1442–1449 (verschwindet 1450). 1442 Juni–Dezember neben No. 11 in Gebrauch. Auf No. 8 ist es zu den Füßen des Königs dem Thronschemel eingedrückt.


14. Or. Hauptstaatsarchiv Dresden 6698.     1442 Juni 5.     Abb. v. Sava 168, Fig. 116.

Sekret für Urkunden der Reichskanzlei. Achteckig. Ein rechtsgewendeter Kopf mit geschlossener Krone, die von einem Laubreife umgeben ist, auf dem Kronenhute eine Kugel, mit Kreuz (II, Taf. 24, 8).

Vorkommen: 1440–1442 (verschwindet 1443), 1442 Juni–Dezember neben No. 13 im Gebrauch. Als Rücksiegel bei No. 12.



  1. Vorlage: II, Taf. 83, 2
Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)