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Huldigungsacten, Hausverträgen (pactes de famille) und ausserordentlichen, feyerlichen Anlässen im Innern der Monarchie; ferner bey allen wichtigeren Tractaten mit auswärtigen Staaten, bey Allianzen, Friedensschlüssen, Vollmachten, Creditiven und Recreditiven, Instructionen für die k. k. Minister an fremden Höfen; bey Verleihungen solcher Lehen und Afterlehen, womit die Reichs- oder Kreisstandschaft verbunden ist; endlich in allen feyerlichen Ausfertigungen, welche von der kaiserlichen geheimen Reichshofkanzley in Reichsoberhauptlichem Nahmen geschehen.

2. Das mittlere, bey allen minder feyerlichen und aus der ordentlichen Administration herrührenden Verordnungen, Privilegien, Concessionen etc., die bloss die Erbstaaten betreffen, bey gesandtschaftlichen und Regierungspässen und weniger wichtigen Angelegenheiten mit dem Auslande.

3. Das kleine, bey allen von Allerhöchst Ihro Kaiserlichen und Kaiserlich-Königlichen Apostolischen Majestät Selbst gefertigten Requisitions-Notifications- oder confidentiellen Schreiben an auswärtige Fürsten, endlich auf sämmtlichen Münzen.

Die Abweichungen dieser drey neuen Wapenschilder von jenen, welche weiland Ihre Majestäten Kaiser Joseph und Leopold II. geführet haben, rühren theils von der Annahme des Oesterreichischen Erb-Kaiser-Titels, theils von den, durch die Tractaten von Campo-Formio, Luneville und Paris[1] herbeygeführten Länder-Erwerbungen und Abtretungen, endlich von einigen ganz neuen Acquisitionen her.


I. Das große Wapen

besteht aus dem grossen deutschen Rückenschilde, dem österreichischen Hauptschilde, einem Mittelschilde mit einem Herzschilde, nebst vier Nebenmittelschilden.

Der Mittelschild enthält das Wapen des Oesterreichischen Erbkaiserthumes, das auf den ganzen Complexus der Monarchie radicirt ist; im goldenen Felde einen zweyköpfigen und doppelt gekrönten schwarzen Adler, in seiner Rechten ein blosses Schwert, in der Linken den Reichsapfel haltend. Auf der Brust desselben ruhet der Herzschild, der das nunmehrige Wapen des Allerdurchlauchtigsten Hauses Oesterreich, einen silbernen Querbalken im rothen Felde, darstellet.

In den vier Nebenmittelschilden des Hauptschildes sind die Königreiche Hungarn, Böhmen, Galizien und das mit königlichen Prärogativen versehene Herzogthum Venedig, mit ihren Nebenreichen und Provinzen ausgedrückt; bey dem dritten sind zugleich die Lothringischen und Spanischen Gedächtnisswapen angebracht.

Das erste Haupt-Quartier zur Rechten besteht aus einem quadrirten Schilde, mit einem Mittelschilde; dieser ist der Länge nach gespalten, und enthält das vereinigte Wapenbild von Alt- und Neu-Ungarn. Es ist zur Rechten, von Roth und Silber, achtfach quer getheilt, zur Linken stellt es im rothen Felde ein silbernes, aus einer güldenen Krone hervorgehendes Patriarchenkreuz, auf einem dreyfachen grünen Hügel dar; dieser Schild ist mit der hungarischen Königskrone bedeckt.

Im ersten Quartiere desselben sind, drey güldene gekrönte Leopardenköpfe im blauen Felde, wegen des Königreichs Dalmatien; das zweyte ist, von Silber und roth gewürfelt, wegen des Königreichs Croatien; das dritte blau, darin ein rechtslaufender Marder im grünen Felde, zwischen zwey paralellen silbernen Strömen, im obern Theile, das güldene Sternbild des Mars, wegen des Königreichs Slavonien. Zur Linken, ein durch einen rothen Querbalken getheilter Schild; im obern Theile, ein rechtssehender, wachsender schwarzer Adler, von Sonne und Mond begleitet, im blauen Felde, im untern, die sieben rothen Bürge, im güldenen Felde, oben vier, unten drey, wegen des Grossfürstenthums Siebenbürgen.

(In dem grossen Wapenschilde der Könige von Hungarn finden sich auch die Wapen der Königreiche Servien; [im rothen Felde ein aufgerichtetes schwarzes Schweinshaupt, dem ein silberner Pfeil im Rachen steckt], von Rama [im güldenen Feld ein rother gewapneter Arm, der, den Säbel in der Faust, aus weissen Wolken hervorragt]; von Bulgarien, [im blauen Felde ein rechter, rother Schrägbalken, der an jeder Seite, mit einer blauen, unten und oben goldbesäumten Einfassung geziert ist, auf dem Balken springt ein silberner Wolf hinan]; von Cumanien [ein empor gerichteter, rother, goldgekrönter Löwe mit getheiltem Schwanze, von einem silbernen Monde und Sterne begleitet, im blauen Felde]).

Das zweyte Hauptquartier, zur Linken, besteht aus einem, ein Mahl Quer, dann oben ebenfalls ein Mahl, unten aber zwey Mahl, nach der Länge getheilten Schilde, mit einem Mittelschilde.

Der Mittelschild hat einen aufgerichteten zweygeschwänzten, gekrönten, silbernen Löwen im rothen Felde, wegen des Königreichs Böhmen; Er ist mit der Königlich Böhmischen Krone bedeckt.

Oben zur Rechten im blauen Felde, ein rechtssehender, von Silber und roth geschachter, gekrönter Adler, wegen des Markgrafthums Mähren; zur Linken im güldenen Felde, ein rechtssehender, schwarzer, gekrönter Adler, auf seiner Brust ein silbernes, auf einem gleichen, halben Monde ruhendes Kreuz; der Mond verlängert sich bis in die Flügel, und endigt mit Kleeblättern, wegen des Herzogthums Ober- und Nieder-Schlesien.

Unten zur Rechten im blauen Felde, eine güldene Mauer, mit schwarzen Mauerstrichen, und drei Zinnen, wegen der Markgrafschaft Oberlausnitz; zur Linken im silbernen Felde, auf grünem Boden ein rechtsgehender, rother, am Bauche aber weißer Ochse, wegen Niederlausnitz; in der Mitte ein güldener, rechtssehender, Adler im blauen Felde, wegen des Herzogthums Teschen.


  1. Vom 26. December 1802.
Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)