Seite:Posse Band 5 0255.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Silber und Blau acht Mahl wellenweise getheiltes, oben güldenes Feld, in dem ein aufgerichteter, halber rother Löwe, zur Linken wegen der Grafschaft Hofen, im silbernen Felde, ihr Schutzpatron, der Märtyrer Pentaleon, mit auf den Kopf genagelten Händen, im Hintergrunde ein segelndes Schiff. In der eingepfropften Spitze befindet sich das Wapen der windischen Mark, im silbernen Felde, ein schwarzer, inwendig mit Gold gefütterter Hut, mit einer rothen Schnur, Einfassung, geknüpften Gürtel und Quasten.

Auf diesem österreichischen Hauptschilde ruhet nun die österreichische Erbkaiserkrone, welche auf Befehl Kaiser Rudolfs II. für den österreichischen Hausschatz verfertiget worden ist, in dem bisherigen Wapen die eigentliche Reichskrone unter dem Nahmen Hauskrone repräsentiert hat, und ehedem nicht auf dem Haupt- sondern auf dem grossen deutschen Rückenschilde angebracht war. Sie ist eine geschlossene Bügelkrone, zwischen jedem Blatt stehet eine Zinke mit einer Perle, auf dem mittleren Bügel oder Bogen befindet sich der österreichische Reichsapfel. Inwendig ist eine rothe Mütze, von welcher zwey Bänder herabhangen.

Den Hauptschild umgibt die Ordenskette vom goldenen Vliesse, die aus goldenen an einander gefügten Gliedern besteht, deren jedes einen mit Feuerflammen umgebenen Feuerstein, zwischen zwey Feuereisen vorstellt; unten hängt das goldene Vliess in Gestalt eines Widderfelles. Von dem Fusse des Hauptschildes hangen die übrigen Hausordenszeichen hervor, an einem ponceaurothen, in der Mitte mit einem weissen Streifen versehenen, handbreiten Bande, das achteckige, goldene, weissgeschmelzte Kreuz des militärischen Marien Theresien-Ordens mit der Inschrift: Fortitudini, und dem österreichischen Wapen, auf der Kehrseite, mit den Anfangsbuchstaben der Nahmen Franz und Maria Theresia. Dann die grosse Kette des Civil-Verdienstordens vom heiligen apostolischen Könige Stephan, deren Glieder wechselweise aus den Anfangsbuchstaben der Nahmen Stephan und Maria Theresia, und der immer dazwischen gefügten hungarischen Krone bestehen. In der Mitte befindet sich ein Schild mit einem goldenen Adler und der Inschrift: Stringit amore, an dem das Ordenszeichen befestiget ist, das aus einem grüngeschmolzenen, achteckigen, um den Rand mit einem goldenen Streif, in der Mitte aber, mit einem roth geschmolzenen Schilde versehenen Kreuze besteht.

Auf diesem Schilde befindet sich das neuere königlich-hungarische Wapen, zu dessen beyden Seiten sind die Anfangsbuchstaben des Nahmens der Allerdurchlauchtigsten Stifterin M. T. Die Unterschrift lautet: Publicum meritorum praemium.

Die Rückseite des Kreuzes hat einen weiss geschmolzenen Schild mit der Inschrift: Sancto Stephano Regi Apostolico, sie ist mit einem Kranze von Eichenblättern umgeben.

Auf dem grossen, deutschen Rückenschilde endlich, erscheinet wegen des Römischen Kaiserthums, im güldenen Felde, ein schwarzer, zweyköpfiger Adler mit aufgesperrten, güldenen Schnäbeln und herausgeschlagenen, rothen Zungen, dessen beyde Köpfe mit güldenen Zirkelbogen umgeben sind. In der güldenen, rechten Klaue hält er Szepter und Schwert, in der linken den kaiserlichen Reichsapfel.

Auf diesem Rückenschilde ruht die von Carl dem Grossen herrührende, Römisch-Kaiserliche Reichskrone. Sie besteht aus acht oben zugerundeten, mit Edelsteinen und heiligen Bildnissen geschmückten Güldblechen. Auf dem vorderen Bleche steht ein Kreuz, von dem ein Bogen auf das gegenüberstehende geht.

Dieser Schild wird von zwey aufgerichteten, quer getheilten, oben schwarz, und unten güldenen Greifen, mit güldenen Schnäbeln, herausgeschlagenen rothen Zungen, und abwärts geschlungenen Schwänzen, als Schildhaltern beyder Seits gehalten.


II. Das mittlere Wapen

besteht aus einem Hauptschilde, einem Mittelschilde, einem Herzschilde, und zehn in einer kleinen Entfernung von diesem leztern, in der Form eines länglichten Zirkels, eines über dem andern, aufgestellten Wapenschildern. Der Mittel- und Herzschild stellen ganz, wie im grossen Wapen, die Insignien des Kaiserthums und Hauses von Oesterreich dar. Auf dem ersten ruhet die Oesterreichische Erbkaiser- oder Hauskrone, die Ordenszeichen des güldenen Vliesses, Marien Theresiens- und Stephanordens sind auf dieselbe Weise angebracht.

Zur Rechten steht zu oberst das Wapen von Hungarn, unter diesem jenes von Galizien und Lodomerien, dann folgen Venedig, Siebenbürgen, und im letzten Schilde Mähren und Schlesien.

Zur Linken, gegenüber dem königlich-hungarischen Wapen, befindet sich jenes von Böhmen, ihm folgen Oesterreich, Salzburg, Steyer und Kärnthen, Tyrol und Schwaben.

Jeder dieser Schilde ist mit den ihm zukommenden Insignien (Königskrone, Erzherzogs-, Herzogs-, Fürstenhut) bedeckt.

So wie der Mittel- und Herzschild auf der Brust des römischen Adlers ruhen, so laufen die Seitenschilder von dem Halse über die Flügel unten zusammen. Ueber den beyden Köpfen dieses Adlers schwebet die römisch-kaiserliche Reichskrone. Der Adler selbst steht auf dem Hauptschilde.


III. Das kleine Wapen

ist dem mittleren völlig gleich, nur dass die zehn Seitenschilder in demselben ganz hinweg bleiben.

Die Legende dieser drey Wapen auf den Siegeln lautet:

Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0255.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)