Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 2.djvu/416

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Jetzt folgt eine Reihe von Darstellungen des Genusses, den ausgezeichnet wahre und zweckmäßige Liebe, die als ein edles und schönes Ganze erscheint, darbiethen kann. Die gepaarte Person im begünstigten Streben nach Vereinigung ist die Einheit des Begriffs, worunter diese mannigfaltigen Bilder zusammengefaßt werden. Um sie gehörig unter und gegen einander zu ordnen, sie wohl unter sich zusammen zu hängen, und dadurch den Ueberblick des Ganzen zu erleichtern, hat man einen gewissen Plan bey ihrer Aufstellung befolgen müssen.

Zuerst erscheint der Liebende durch das Erwachen der Liebe, durch sein Streben und Hoffen bereits beglückt; dann glücklicher durch das Bewußtseyn, wieder geliebt zu seyn, endlich beseligt durch persönliche Vereinigung mit der Geliebten. In dieser letzten Lage, welche immer der Zweck des Strebens der Liebenden ist, und die sie sich wenigstens mit Hülfe der Imagination vergegenwärtigen müssen, wenn sie Freuden der Liebe genießen wollen, sind sie besonders Gegenstände unserer Beschauung.

Die Hauptwege, auf denen den Liebenden Genuß zugeführt wird, sind der Körper, das niedere und dann das höhere Seelenwesen. Der Körper und das niedere Seelenwesen machen an der gepaarten Person, wie sie im Genuß der Liebe gedacht wird, gleichsam die Hülle aus: das höhere Seelenwesen gleichsam ihren innern Gehalt.

Die Freuden, welche durch das Mittel des Körpers genossen werden, erhalten nur dadurch Anspruch auf den Genuß wahrer und zweckmäßiger Liebe, wenn die Ueberzeugung des gemeinschaftlichen Glücks der Verbündeten