Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/118

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zwischen ihm und Hildegard Terkellen hatte stets nur ein ganz zwanglos freundschaftliches, kameradschaftliches Verhältnis bestanden. Hilde war kein Mädchen nach Pelcherzims Geschmack, das heißt, kein Mädchen, dem man etwa den Hof zu machen wagen durfte. Für einen harmlosen Flirt selbst nur in neckischem Tone wäre sie nie zu haben gewesen. Sie war zu schwerblütig dazu. Das Bauernblut in ihren Adern, dieses urgesunde, kraftvolle Blut westfälischer Erde, kannte wohl Leidenschaft und restlose Hingabe, aber keine Tändelei: – „Du bleibst stets ein großer lieber Junge mit gemäßigten Flegeljahren“, hatte sie einmal ganz ernst als Siebzehnjährige zu Hektor gesagt, als er sie, da die kameradschaftliche[1] Anrede Du zwischen ihnen bestehen geblieben war, aus reinem Übermut hatte küssen wollen.

Über drei Jahre lag dieser kleine, scheinbar bedeutungslose Zwischenfall zurück. Nun sah Pelcherzim die ehrliche Freundin, die nie ein Blatt vor den Mund nahm, lebend, frisch, tief gebräunt, aber in seltsamer Vermummung hier wieder.

Ihre Antworten auf seine Fragen verwirrten und entsetzten ihn.

In Hildes Augen flackerte die Angst vor dem Bruder und nebenher ein gewisser verbissener Trotz.

„Du bist wirklich allein?“ flüsterte Pelcherzim nochmals und schmiegte sich noch enger an die nächste Luftwurzel und in die Grasbüschel hinein.

Hilde errötete tief. Die Verlegenheit, mit

  1. Vorlage: kameradschafliche
Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/118&oldid=- (Version vom 1.8.2018)