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Sandelholz und Weihrauch verstärkte noch den Eindruck, als befände man sich hier in einer Kirche. Im Hintergrunde war eine Estrade errichtet, auf der ein Thronsessel von Elfenbein mit Goldeinlagen stand. Hinter dem Thronsessel hing eine zerfetzte Kampffahne der Mahdisten über einer Art Altar, neben dem altägyptische hochbeinige Räucherbecken ihren Platz hatten, denen beständig ein feiner Qualm wohlriechender Harze entstieg.

Edda beobachtete die Mutter. In ihrem Herzen erwachte zum ersten Male angesichts der schmerzlichen Versunkenheit Frau Theresas echt weibliches Mitgefühl, Verstehen und kindliches Zusammengehörigkeitsgefühl. Sie erriet, daß ihre Mutter diesen Brex doch geliebt hatte, mochten auch erst die Jahre der Einsamkeit die Erkenntnis dieser Liebe gestärkt haben. Sie hüstelte leise und trat näher. Frau Theresa wandte langsam den Kopf. Mutter und älteste Tochter standen sich zum ersten Male gerade hier im fernen Erdteil in demselben Hause als Frauen mit Frauensorgen und mit innigem gegenseitigen Verstehen gegenüber, in dem Tschanda in berauschenden Umarmungen als Pfand dieser Liebe empfangen ward.

„Mama, du hast Brex sehr lieb gehabt?“ flüsterte Edda und spürte, wie sie vor innerer Bewegtheit die Farbe wechselte. Ihre Hände waren kalt vor Erregung, als sie nach denen der Mutter tastete, und deren Finger waren warm und weich und durchpulst von heißen Erinnerungen.

Frau Theresa blickte Edda mit zuckenden

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)