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Lippen und leicht flatternden Lidern an. Eine einzelne Träne stahl sich zwischen den langen Wimpern hervor.

Sie nickte unmerklich. „Ich … liebe ihn jetzt“, sagte sie schlicht und ehrlich. „Damals war ich nicht reif genug für seine Liebe und für seine weitschauenden Pläne, die auch mich ändern wollten. Er war kein schlechter Mensch, Edda … Ein Aufrührer, ja, ein Hasser Englands, ein Fanatiker seines Hasses … England trägt selbst die Schuld daran … Achtzehn Jahre mußten hingehen, bevor ich Oliver Brex voll begriff und einsah, daß ich ihn liebte. – Tschanda ist sein Kind“, fügte sie nach kurzer Pause hinzu. „Ich bin stolz darauf. Für deines Vaters Ermordung trägt Oliver keine Verantwortung. Mossala Dschin ließ die Expedition überfallen, um seinem damaligen Herrn, meinem Tschandu, Schwierigkeiten zu bereiten und hinterher die Dscharani gegen ihn aufzuhetzen, weil Brex mich, eine Ungläubige, gewählt hatte. Wenn du hiermit das vergleichst, was Bewers uns über das Ende der Herrschaft des Tschandu und …“ – sie zögerte – „und über seinen Tod erzählte, wirst du meine Angaben nicht anzweifeln. Menschen solchen Formats und so voller Charakterwidersprüche wie Oliver gedeihen nur unter der sengenden Sonne der Tropen und in den unendlichen Weiten dieser Steppen …“

Edda war erschüttert durch die schrankenlose Aufrichtigkeit der Mutter. Sie glaubte ihr, und aus diesem Glauben heraus wuchs das Sehnen, das sie dazu veranlaßte, die Mutter nun fest in

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)