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auf, ließ ihr Tier gewandt niederknien und glitt aus dem Sattel. Sie trug einen braunen Burnus, der sie vollkommen einhüllte, dazu Kapuze und Gesichtsschleier. Nur die gelben feinen Reitstiefel mit den weichen Schnallgamaschen erinnerten an eine Europäerin, und gerade dieses zierliche Schuhwerk und die tadellos geformten Waden hätten es überflüssig gemacht, daß Edda von Bruck den Schleier mit einer gewissen herausfordernden Langsamkeit lüftete.

Frau Theresa flog ihr entgegen, wollte sie in ihre Arme ziehen, wich jedoch wieder entsetzt zurück, da ihrer ältesten Tochter Gesicht vielfache Kratzer von Dornen und außerdem am Kinn eine blaugrün verfärbte Anschwellung zeigten. Auch die Herren waren aufgesprungen, nur Mossala Dschin konnte als immer noch nicht völlig Genesener seinen Klappstuhl nicht verlassen und hatte im Augenblick auch nicht die geringste Sehnsucht danach, gerade Edda so ganz unvorbereitet unter die Augen zu treten. Seine fahlen Züge und das Vibrieren seiner durchscheinend dünnen Nasenflügel verrieten den kaum zu unterdrückenden Aufruhr seines Inneren, und er war froh, daß sich niemand zunächst um ihn bekümmerte. Mit finster gerunzelten Augenbrauen starrte er auf die erregte Gruppe von Menschen vor dem Zelte, und das Bewußtsein, heute die zweite böse Schlappe erlitten zu haben, da seine Krieger in dem altrömischen Wachtturm keinerlei Spuren von der Anwesenheit jenes Fremden entdeckt hatten, der in wohlüberlegter Absicht den Aasgeier in den Hof

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/203&oldid=- (Version vom 1.8.2018)