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Um ihren Mund mit den dünnen Lippen, auch ein Erbteil ihres Vaters, spielte sogar ein Lächeln, als der Sultan in pomphaftem Aufzug auf dem Thron des Tschandu Platz nahm.

Er lehnte sich zurück. Die Musik begann von neuem eine monotone Melodie, nur zuweilen von schrillen Klängen unterbrochen, und erfüllte den Prunkraum mit den sanften Schallwellen ihrer getragenen Töne. Aus dem zweiten Stollen flatterten wie Mohnblüten, die der Sturm geknickt hat und die eine milde Briese davonweht, schlanke Fellachenmädchen in wiegendem Gleichschritt herein, zwanzig Tänzerinnen mit ganz hellen Gesichtern, schmachtenden dunklen Augen und erst halb entwickelten Körpern, im schwarzen Haar Kränze von Mohnknospen, um die nackten Glieder zwei riesige rotseidene Mohnblüten gegürtet, die das Profil ihrer Leiber unbedeckt ließen.

Sie tanzten Tschandu! Den Tanz des Mohnes, des Opiums.

Mossala Dschin saß ohne Anteilnahme da. Seine Gäste, jetzt seine Gefangenen, sollten einen Einblick gewinnen in die Fülle seiner Macht und Herrlichkeit. Er war übergroß als Fanatiker, als Verbrecher, er litt auch an der Eitelkeit der meisten verbrecherischen Naturen. Im Augenblick trat sogar dies vor dem heimlichen Triumph zurück, Tschanda in seiner Gewalt zu haben und durch Tschanda den Tschandu zu zwingen, das Versteck der Schätze des Kalifa zu verraten. Und noch ein zweiter Triumph war ihm beschert: Dort saß Edda von Bruck, nach der er fieberte, und

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/264&oldid=- (Version vom 1.8.2018)