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In Tschanda war ein neues Wesen geboren: Die Sultana! Sie trat mit schnellen, jedoch keineswegs hastigen Schritten vor den Sultan hin, dessen eiskalter Mörderblick, zugleich der Blick eines in der eigenen Glut des Fanatismus Verbrennenden, sie eigentlich hätte zurückscheuchen müssen.

Tschandas Augen aber sprühten denselben kalten Glanz.

„Thronräuber, Verräter, Wortbrüchiger!“ rief sie dem Sultan in das starre Gesicht. „Mehr noch: Mörder, vielfacher Mörder!! Schau mir ins Antlitz, dann weißt du, wer ich bin!“

Mossala Dschin, dessen linker Arm in einer durch die Falten seines schneeweißen Haik verborgenen Schlinge hing, blickte Tschanda lange an.

„Bindet sie!“ befahl er, ohne die Stimme irgendwie zu verstärken.

Tschanda schrie auf. Ein riesiger Neger, der mit zur Leibwache des Sultans gehörte, hatte blitzschnell ihre Handgelenke gepackt, und unter dem Druck seiner Gorillapranken polterte die Pistole dumpf auf die seidig glänzenden Teppiche. – Mossala Dschins Leben hatte hier an einem Fädchen gehangen. Noch hielt dieses Fädchen – wie lange?!

„Simkinson, – – keine Torheiten!“ sagte Terkellen hart und riß den Engländer zurück.

Man fesselte die vier … Tschanda war vollkommen gleichgültig geworden. Aber ihre zusammengesunkene Haltung in ihrem Sessel erinnerte an die eines allzeit sprungbereiten Pantherweibchens

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)