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schlangen sich ineinander, und weich und zärtlich raunte er ihr schnell zu. „Fürchte nichts … Schaue hin … Es ist nur eine Kulthandlung, es ist ein ähnlicher Vorgang wie beim Abzapfen des Opiums aus den halbreifen Mohnknollen …“

Der alte Araber hatte bereits zwischen den sanft gerundeten Brüsten der ersten Fellachin die Haut mit dem haarscharfen Messer geritzt und die herausquellenden Blutstropfen in der Schale aufgefangen. Die unsichtbare Kapelle spielte ganz gedämpft. Terkellen hätte lächeln mögen. Es war das Largo von Händel. Deutsche Musik als Begleitung dieses Kultes: Es war etwas ungewollt Komischen dabei! Für Terkellen zerrann der Spuk dieser pomphaften Theaterszene, und für ihn grinste dort oben auf dem Throne von Elfenbein nur mehr die Teufelsfratze eines Verbrechers. Denn das war Mossala Dschin in erster Linie.

Nachdem der greise Araber auch seine letzte lebende Mohnfrucht einige Tropfen roten Lebenssaftes beraubt hatte, reichte ihm ein anderer ähnlich greisenhafter Araber einen silbernen Krug, der offenbar gegorenen Dattelsaft, Marsal, enthielt, eines der berauschendsten Getränke, da niemals ein Absud von Hanf dabei fehlt. Er spülte die Schale aus, goß Blut und Marsal in den Krug zurück, ein Diener mit einer goldenen Platte stand neben ihm und reichte dem Sultan das Gefäß. Mossala Dschin nahm es mit beiden Händen, erhob sich und kniete nieder. Die Fellachinnen warfen sich lang zu Boden, drückten die Stirn auf

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/267&oldid=- (Version vom 1.8.2018)