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und aus Staatsinteresse zwang man ihn, das Studium zu wechseln und Geistlicher zu werden. Nach glänzend bestandenen Prüfungen wurde er einer englischen Gemeinde zugeteilt, hier aber ward seine Herkunft bekannt, und als er einmal eine religiöse Handlung vornehmen wollte, beschimpfte ihn die Menge und jagte ihn unter Steinwürfen als Farbigen von einem offenen Grabe weg. Da erst wurde meinem Vater das Geheimnis seiner Abstammung offenbar, und von da an ward er ein unerbittlicher Feind derer, die ihm die Wahrheit verschwiegen hatten. Auch er schwieg. Die Steinwürfe und Beschimpfungen vergaß er nie. Er ging als Missionar nach dem Sudan, er begann sein Rachewerk, das Blut des Sudan in ihm war stärker als das seiner weißen Mutter. Das ist seine Geschichte. Bis heute … Was du, Mossala, über seinen Tod an Gerüchten ausgesprengt hast, sind Lügen. Er lebt. Jetzt weiß ich es, und du weißt es erst recht. Zu deinen Ohren drangen Nachrichten, hier in der Steppe und in den Bergen ginge ein gefährlicher Feind deiner Ränke um, vielleicht hörtest du den Namen: Herr der Steine! – In einsamen Siedlungen tauchte er auf, spürte dir nach, warb Anhänger, – er, mein Vater …! Mossala, denke an den Zettel, den Terkellen deinem Unterführer am Kuppelberge der roten Säule gab! Deine Zeit ist um, deine Uhr ist abgelaufen … Der große Tschandu lebt, bewegt sich frei nach seinem Willen, und in deinen Zügen zuckt die Angst und geistert die Farbe der Todesfurcht.“

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/270&oldid=- (Version vom 1.8.2018)