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Stimmung gesehen hätte, konnte ihm niemand verargen.

Unsichtbar ritt zwischen ihnen ein hinderndes Fantom dahin: Der Vater des Kindes, das auf dem Rücken der Mutter leise greinte.

„Ich frage nichts mehr“, hatte Pelcherzim erklärt, um die innerlich völlig Haltlose zu beruhigen, die ihm jetzt sogar, um die seelische Distanz zwischen ihnen zu vergrößern, das bisher üblich gewesene kameradschaftliche „Du“ verweigert hatte. Pelcherzim löste seine Finger aus denen Hildes, und ein beklemmendes Schweigen trat ein.

Hektor Pelcherzim befand sich in einer genau so zwiespältigen Stimmung wie damals, als er Hilde zuerst in der Rindentür des[1] Baobab erkannt und sie ihm erklärt hatte, der Säugling in der kleinen Hängematte sei ihr Kind. Damals war ein Gefühl bisher nie gekannter Eifersucht in ihm emporgestiegen.

Geliebt hatte er sie nie. Aber betrauert hatte er sie mit der wortlosen Inbrunst ehrlichen Schmerzes. Sie sollte für tot gelten, Rolf wollte es so. Nur mit Tschan hatte Hektor ganz heimlich über das ungewisse Geschick der Verschollenen gesprochen.

Pelcherzim grübelte vor sich hin. Er sondierte seine Gefühle, er sezierte sein fröhliches Herz, das bisher alle Dinge so spielend leicht genommen hatte. Zum ersten Male spürte er etwas Neues, Unbekanntes in sich aufkeimen, – Hilde war nicht mehr jene Hilde von einst, in diesem etwas bunten Aufputz einer Orientalin kam ihre gereifte,


  1. Vorlage: das
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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/282&oldid=- (Version vom 1.8.2018)