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Der Aprilsturm draußen legte gerade eine Atempause ein. Edda wußte, was die Mutter vorbringen würde. Heribert Gardner rückte nervös sein Einglas zurecht. Auch er ahnte, daß heute eine große Aussprache unvermeidlich sei. Er fürchtete ihre Fragen. Die Finger seiner Linken trommelten auf der Sofalehne, er duckte sich zusammen, sein eingefrorenes Lächeln schwand.

„Tschanda kommt abermals so spät heim“, ließ sich Frau Theresas sonore Stimme mit ungewohnter Schärfe vernehmen. „Das geht unmöglich so weiter … Wenn der Justizrat in seinem Büro so viel zu tun hat, mag er sein Personal ergänzen. Es ist jetzt nach elf Uhr, und Tschanda ist noch nicht zu Hause. Ich dulde das nicht. Ich werde den Justizrat anrufen und ihm das Ungehörige dieser Ausnutzung seiner Stenotypistinnen einmal gründlich vorhalten.“

Sie legte die Brille auf ihre Stickerei und erhob sich halb.

Edda, die inzwischen zu einem bestimmten Entschluß gekommen war, bat die Mutter mit einer schnellen, fast schroffen Handbewegung, ihren Sessel nicht zu verlassen. Sie hatte ihre kleinmütige Verzagtheit und Unsicherheit überwunden und fügte ohne jede Schärfe hinzu: „Tschanda belügt uns, Mama. Ich wollte dich schonen, ich habe Tschanda so und so oft ins Gewissen geredet, aber es hat nichts geholfen. Sie verbat sich jede Einmischung in ihre persönlichen Angelegenheiten und nannte Heribert und mich verachtenswerte Spione …“

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/36&oldid=- (Version vom 1.8.2018)