Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/37

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ein neuer Hagelschauer milderte mit seinem peinvollen Lärmen die letzten anklagenden und ehrlich empörten Sätze der älteren von Bruck.

Frau Theresa brauchte einige Zeit, den Sinn der Worte Eddas voll zu erfassen. Sie war noch immer eine schöne Frau, und wenn sie sich etwas herrichtete, konnte sie getrost für die älteste der Geschwister gelten.

„Tschanda belügt uns?!“ wiederholte sie, Edda starr und groß anblickend. „Wie meinst du das?! – Tschanda ist keiner Lüge fähig“, verteidigte sie ihre Jüngste nur sehr matt.

Heribert Gardner hüstelte trocken. Er sah das häusliche Gewitter heraufziehen, und alles, was ihm unbequem, umging er stets mit größtem Geschick. Hier war er an seinen Platz gebannt, hier würde er Zeuge spielen müssen, und – – er fürchtete Tschanda. Sie würde ihn verachtungsvoll und so unverhohlen geringschätzig anschauen, wie sie dies schon oft getan hatte bei ganz geringfügigen Anlässen. – „Du bist ein jämmerlicher Feigling“, hatte sie noch letztens in der eleganten Bar zu ihm so laut gesagt, daß die Umstehenden belustigt gekichert hatten.

„Tschanda macht keine Überstunden“, sagte Edda kalt und erwiderte den feindseligen Blick der Mutter mit einem kampflustigen Zurückwerfen des Kopfes. „Sie ist in schlechte Gesellschaft geraten, in einen Kreis von internationalen Lebemännern und Künstlern, zu dem auch dein vielgepriesener Geschäftsfreund Pieter oder Peter van Zeerten gehört …“

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)