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1. Kapitel.
Vor achtzehn Jahren:
Tschandu!

Sie hatten der blendend schönen Frau Theresa von Bruck alle den Hof gemacht, angefangen von dem vornehmen Lord Ritchell, dem Gouverneur von Chartum, bis hinab zum jüngsten Leutnant der zahlreichen Garnison mit seinem kampfgestählten Offizierkorps. Sie hatten ihr Blumen und Gedichte und Andenken ins Hotel geschickt und hatten mit ihr im neuen Palast Seiner Exzellenz[1] des Gouverneurs getanzt und für Minuten den gertenschlanken Leib der berückenden Frau Theresa in den Armen gehalten und die Köpfe bei einschmeichelnden Walzermelodien zurückgebogen und einen verschleierten Blick aus den graublauen, langbewimperten Nixenaugen zu erhaschen versucht.

Und sie sahen dann um den etwas üppigen feingeschnittenen Mund mit den stets halb geöffneten, zartroten Lippen jenes Lächeln ungestillten Sehnens, das so voller Verheißungen war und das dennoch irgendwohin in die Leere, in die unermeßliche Weite der Träume zu flüchten schien.

  1. Vorlage: Exellenz
Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)