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Das Verlöbnis mit Edda hatte Formen angenommen, die er als Kränkung und Herabsetzung empfand. Das ganze Milieu bei Brucks hatte ihm überhaupt niemals zugesagt. Die dort aus allen Ecken hervorgrinsende Ärmlichkeit als Zeichen gesellschaftlichen Niederganges stieß ihn geradezu ab. Er besaß weder soziales Verständnis noch die Fähigkeit, sich in anders geartete Verhältnisse einzufühlen. Seine Wohnung war übermodern, aber durchaus unpersönlich eingerichtet. Die hellen Seidentapeten schimmerten erkältend, die kostbaren Gemälde kamen überhaupt nicht zur Geltung.

Francois trat hastig ein. „Das gnädige Fräulein ist am Apparat, Herr Gardner.“

Der fast kahlköpfige Diener, auf dessen Scheitellinie ein Grätenmuster von restlichen schwarzen Haaren mit Pomade fest angeklebt war, hatte eine infame Art, dieses „gnädige Fräulein“ so gereckt und so eigentümlich zu betonen, daß die Nichtachtung, die er für erwerbstätige Mädchen empfand, unverschämt klar zu Tage trat.

„Dann geht es Tschanda schlechter …“ meinte Gardner gähnend und ohne jede Teilnahme. „Ich möchte nur wissen, was ich dabei helfen könnte?! Bin ich Arzt?!“

Er betrat die Bibliothek, und Francois folgte ihm unverfroren. „Fräulein Tschanda raucht Opium“, sagte der aalglatte Musterdiener hinter seinem Rücken.

Gardner drehte sich mit einem Ruck um. „Woher wissen Sie das?!“ fragte er verblüfft und

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/96&oldid=- (Version vom 1.8.2018)