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Walther Kabel: Riesenwürmer. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 6, S. 224–228

der sich um das tote Rind angehäuft hatte, eiligst davonschossen. Als wir nach einiger Zeit den Kadaver glücklich an das Ufer geschleppt hatten, fand ich noch drei Sailopowürmer, die sich bis zur Hälfte in den Bauch des Tieres eingefressen hatten, und jetzt erst, nachdem sie ihrem Element entrissen waren, sich langsam aus dem Kadaver herausarbeiteten. Die Würmer waren über 1 Meter lang und in der Mitte vielleicht 20 Zentimeter stark. Das Kopfende konnte man deutlich an den platten Freßkiefern erkennen.

Einige der Insulaner sollten sie auf meinen Wunsch weiter ins Land hineinziehen, da ich sie genauer besichtigen wollte. Aber die Angst der abergläubischen Naturkinder vor den „Leichenfressern“ war so groß, daß sie sie nicht anzurühren wagten. Meine Matrosen wollten mit den „Schlangen“, die sich krampfhaft im Ufersande hin und her wanden und ihre feuchte Heimat wieder zu erreichen suchten, erst recht nichts zu tun haben. Ich mußte selbst zugeben, daß die Riesenwürmer mit ihrer dunkelbraunen, von helleren Borsten stellenweise bedeckten Haut reichlich widerlich aussahen. Trotzdem überwand ich mich und schlug einen der „Leichenfresser“ in der Mitte mit einem Säbel durch. Aus der Schnittwunde floß nicht etwa Blut hervor, sondern ein dunkelgrüner Saft, ähnlich dem, wie man ihn aus den Körpern unserer heimatlichen Raupen beim Zertreten herausquellen sieht.“ –

Im Gegensatz zu den Eingeborenen der Marschallinseln, die vor den Sailopo eine abergläubische Scheu haben, essen die Bewohner der Samoa- und Fidschiinseln einen nahen Verwandten der Sailopo, den diesen auch äußerlich ähnlichen und ebensolangen Palolowurm[ws 1], mit größtem Behagen, indem sie Stücke davon zwischen heißen Steinen rösten.

Weiter kommt noch im Kalifornischen Meerbusen, der ja auch die Heimat der größten Tintenfische mit Saugarmen von 6 und mehr Meter Länge ist, ein Riesenwurm vor, von dem man bisher jedoch nur wenige Exemplare hat fangen können, da diese unheimlichen Geschöpfe sich nur in den größten Tiefen des Ozeans aufhalten. Eine amerikanische naturwissenschaftliche Zeitschrift veröffentlichte kürzlich folgenden Auszug

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe hierzu den Wikipedia-Artikel: Samoa-Palolo
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Riesenwürmer. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 6, S. 224–228. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riesenw%C3%BCrmer.pdf/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)