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Die vollständige Übersetzung des Gesetzes aber

erfolgte erst unter deinen Ahnen, dem König Philadelphus.

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Dieser legte großen Wert auf diese Dinge,

und zwar auf Betreiben des Demetrius Phalereus.“

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Dann fährt er, nach einer kleinen Pause, fort:

„Man darf die göttliche Stimme nicht von gesprochenen Worten,
sondern vom Wirken verstehen,
wie denn auch Moses uns im Gesetz
die ganze Schöpfung der Welt als göttliche Worte bezeichnet.

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Es heißt ja jedesmal: „Gott sprach und es geschah.“
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Ich glaube, daß Pythagoras, Sokrates und Plato,

nachdem sie alles erforscht, schließlich dieser Lehre folgten;
sie behaupteten ja, Gottes Stimme zu vernehmen,
wenn sie den Weltenbau betrachteten,
wie er von Gott sorgfältig geschaffen
und unaufhörlich erhalten wird.

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Auch Orpheus erklärt in den Gedichten

über das ihm vom heiligen Wort Gelehrte,
daß alles durch göttliche Kraft zusammengehalten,
den gleichen Ursprung habe
und daß Gott über alles herrsche.

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Er singt also:

„Nur den Berechtigten will ich erzählen.
Ihr Ungeweihten! Schließt die Türen!

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Ihr, die ihr flieht der Frommen Satzungen,
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obschon für alle ward das göttliche Gesetz gegeben.
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Du aber hör, Musäus, Enkel des Lichtbringers Menes!
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Ich sing ja nur von Wahrem.
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Laß nicht den früheren Glauben,

das ewige Leben dir rauben!

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Schau auf das Gotteswort und bleib bei ihm
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und leite so des Herzens geistiges Gefäß!
19
Dann schreite rüstig deinen Pfad,

und schau alleinig auf den Weltenbildner, den unsterblichen!

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Ein alter Spruch schon spricht von ihm:
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Nur Einer ist es, unabhängig,

und alles wird von ihm vollendet.

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Er selber geht darin herum.
23
Doch ihn erblickt kein sterblich Auge;

nur in dem Geiste schaut man ihn.

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Er selber schafft den Sterblichen aus Gutem niemals Schlimmes.
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Ihn selbst begleiten Haß und Liebe
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und Krieg und Pest und tränenreiche Leiden.
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Doch gibt es keinen andern außer ihm.

Du würdest leichthin alles sehen,

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wenn du ihn schauen könntest.
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Doch komme lieber auf die Erde!
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Mein Sohn! Ich zeige dir, wann ich erblicke
Empfohlene Zitierweise:
Paul Rießler (Übersetzer): Aristobul. Dr. B. Filser, Augsburg 1928, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_182.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)