Oder nein!! Besser schon gehst du
Gehe niemals zur See!! Verstehst du?
Denn das Seemannsleben ist sauer ernst und schwer;
Und wie du mich hier mit meinem weissen Bart
Siehst – du dummer Bengel, so kik doch her! –
Mein lieber Heini! du bist heute konfirmiert oder eingesegnet.
Ich schenke dir hiermit, weil du nun eingesegnet oder gefirmt
Bist, diesen Schirm. Nicht, dass er dich jemals beschirmt.
Sondern, wenn’s mal recht kabelgarndick vom Himmel regnet,
Denn ein rechter Kerl muss jedes Wetter vertragen
Und nur auf Gott und seinen Kaptein vertraun.
Und sollte dir jemals jemand was andres sagen,
Dem musst du deine Seekiste über den Bregen haun.
Und lass dich nicht vor den Landratten lumpen.
Wenn wir uns auch mal im Hafen den Schlauch vollpumpen,
Deswegen braucht sich von uns an Deck keiner zu schämen.
Denn jedes Frauenzimmer will sich doch mal amüsieren,
Wenn einem draussen solch dicker Teifun
Durch Nase und Arschloch pfeift, – –
Dann hättest du Grossvater Daddeldun
Sehen sollen, wie er den Jungens die Eier schleift!
Was die Studierten predigen, das ist alles Beschiss.
Mein erster Bootsmann hat sich viermal die Syphilis
Joachim Ringelnatz: Die gebatikte Schusterpastete. Meyer, Berlin-Wilmersdorf 1921, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ringelnatz_Die_gebatikte_Schusterpastete.pdf/13&oldid=- (Version vom 1.8.2018)