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– Und die königliche Erlaubniß bei jeder folgenden Jagd mich dem Gefolge anschließen zu dürfen . . . daß ich . . .

Point de façons, Chevalier Lascara . . . Ihr seid von der Partei – car tel est Notre plaisir! Aber führt Ihr keine Schußwaffe? Wir werden mit flüchtigen Damen heute Bekanntschaft machen, Ventre-saint-gris!

– Erlaubt der König, so jage ich nach heimathlicher Weise; erwiderte der Spanier.

– Hindinnen? fragte Heinrich scharf.

– Ihr sagt’s mein König.

– Und diese manière singulière . . . Darf man neugierig sein oder soll man sich überraschen lassen?

– Es wird den König mehr interessiren, wenn die Jagd vor seinen Augen ausgeführt wird, ohne daß derselbe vorher instruirt wurde.

Heinrich machte eine sprechende Bewegung und sah ungeduldig aus.

– Ich verstehe, Majestät! sagte der gewandte Lascara, welcher eben zwei von seinem Pagen herbeigebrachte lange, mit Bärenfell verkoppelte Halfter vorn an den Sattelknopf geschnallt hatte. In den Biscaischen Gebirgen jagt man das Thier par force; man reitet dicht an dasselbe hinan und schießt’s nieder.

– Womit?

– Hier! sagte der Spanier und schlug die obere Klappe der Halftern zurück, worauf die blitzenden Kolben von zwei herrlichen Fauströhren sichtbar wurden.

Diese Bewegung des spanischen Edelmanns war so rasch gewesen, daß Diana, welche neben dem Könige stand, erschreckt zurücksprang und jetzt laut zu bellen anfing.

Tranquille! Diesmal fällst Du aus der Rolle, sagte der König; bedenke, das Du einen der bravsten Ritter des ganzen, stolzen Spaniens vor Dir hast.

Lascara zog seinen Hut und verneigte sich tief. Dann machte er sich an dem Sattelgeschirr zu schaffen und saß auf, um seine ungeheure Verwirrung zu verbergen.

Von David als Stallmeister bedient – es war ein Ehrenamt desselben, den Steigbügel zu halten, und wir glauben, er hätte sich zu Tode gegrämt, wenn ihm dies entzogen worden wäre – stieg der König mit leichter, unnachahmlicher Grazie in den Sattel. Jetzt erst war er ein vollkommener Mann; schöner war der Béarner nie, als zu Pferde. Der Zug setzte sich in Bewegung, voran die Piqueurs mit der kostbaren Meute, hinter dem Könige einige seiner Lieblinge, unter diesen Lascara, und dann folgten die Saumthiere und Maulesel; die ersteren mit Wasser und Proviant bepackt, die letzteren mit ihren Blenden an den Augen und den schön verzierten Packsätteln auf den Rücken, um die zu erwartende reiche Beute aufzunehmen und zum Schlosse zu schaffen.

Am Flusse, an denselben paradiesischen Ufern, die so viel tausend Mal von den Troubadours besungen wurden, ging der Zug fort, bis ein herrlicher Kastanienwald erreicht war, in welchem sich der hier mit Schnellsprüngen weiter schießende Adour verlor.

Hier ging sehr bald die Jagd auf. Der König fehlte im Schuß einen herrlichen Rehbock, ward, seiner Gewohnheit nach, hitzig, warf die Waffe fort, ergriff die Peitsche und dahin flog

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)