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– Ist’s so? flüsterte Mazarin und reichte Drucy die Hand.

Drucy ward unruhig.

– Eure Eminenz, sagte er sehr langsam; ich bin weder ein Franzose noch ein Engländer; bin ein Wallone. National-Interessen berühren mich nicht. Der heilige Stuhl in Rom und mein Orden, das sind die einzigen Leitsterne meines Thuns. Und da sage ich Euch, Eminenz, wir und alle Anhänger Roms werden in England wie in Schottland auf immer verloren sein, wenn diese Covenanters, wenn die Puritaner wieder, von keinem katholischen Könige gezügelt, die Schwerter erheben. Ich bitte Euch, wenn das Wort eines armen Mönchs etwas bei Euch gilt, daß Eure Eminenz zuerst Katholik und dann erst Franzose sein wollen. Ihr wollt, Karl Stuart soll nicht nach England; dies Land soll sich in Bürgerkriegen abschwächen und aufreiben. Ihr könnt ihn leicht sterben lassen. Aber wenn ich je für einen Menschen gebeten habe, so bitte ich für ihn; er ist ein treuer Sohn der Kirche und die Gesellschaft Jesu hofft nur von ihm Alles.

Mazarin hörte aufmerksam zu; seine Miene blieb unverändert. Er schien tief die Worte des Jesuiten zu erwägen.

– Mein Sohn, sagte er endlich mit höchster Milde; Dein Wort habe ich längst bedacht, aber es erscheint mir jetzt so wichtig, daß ich morgen mit Dir mich weiter unterhalten will . . .

Der Cardinal bewegte die Vorderfinger zum Kreuzzeichen. Pater Drucy verbeugte sich tief und ging.

Mazarin zog ein häßliches Gesicht.

– Es gilt rasch sein! sagte er zu sich selbst. O Geschmeiß vom heiligen Jesu; ich kenne Euch; Dich, Drucy, insbesondere.

Der Cardinal klopfte leise an eine Thür. Ein junger Mensch von zwanzig Jahren, schwarz gekleidet und im höchsten Grade häßlich, erschien lautlos.

– Cosmo, hast Du den Mann gesehen? fragte der Cardinal in italienischer Sprache.

Der Secretair verbeugte sich.

– Und er ist bereit?

– Zuerst Geld, Monsignore.

Mazarin zog unwillkürlich eine Grimasse, denn er war sehr geizig.

– Gut! aber weiter keine Bedenken?

– Keine.

– Und der Mann ist ein Irländer, sagst Du?

– Ja, Eminenz, und sehr zuverlässig. Dazu ein wahrer Athlet, welcher sicherlich allein es mit drei Bewaffneten aufnimmt.

Der Cardinal ward nachdenklich.

– Aber keine Wahl zu haben? Cosmo, ich glaube, Du wirst seit einiger Zeit bedeutend einfältig. Warum hast Du nicht mehr Wege, als daß wir uns dieses Kehlabschneiders bedienen müssen?

Cosmo zuckte die Achseln.

– Das Leben Karls, murmelte er, hat gegenwärtig für seine Umgebung eine solche Bedeutung erlangt, daß es wie der unermeßlichste Schatz behütet wird. Und begleitete Karl II. nicht seinen Freund, Lord Durham, am Abend zu der Geliebten Seiner Herrlichkeit, zu Signora Grévy,

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/209&oldid=- (Version vom 1.8.2018)