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so würde ihm gar nicht beizukommen sein. Das wäre dennoch der Fall, Eminenz, denn wer kennt diese Cavaliere, wenn sie wohl verkleidet durch die Straßen schlüpfen? Aber Signora Sophie ist zufällig ebenfalls die Geliebte des irischen Trompeters und ich versichere, Daniel O’Rayle ist schön genug, um ein verliebtes Mädchen zu Allem zu bewegen.

– Ich will ihn sehen! sagte Mazarin entschlossen.

– Die Kürassiere seiner Schwadron haben heute die Wache! antwortete Cosmo.

– So gehe ich mit Dir nach der Wache.

Mazarin verstand es durch lange Praxis ausgezeichnet, sich zu maskiren. Einige Minuten und der Allmächtige stand nebst Cosmo im anspruchlosesten Bürgerwamms da; einer Art von ehrbarem Familienvater, der Gewürze verkauft, ähnlich.

Beide gingen sehr behutsam aus dem Hause hinaus und kamen auf die Straße. Sie gingen geradewegs nach der Wache der Harnischreiter.

Unterdeß trat Pater Drucy wie ein Geist hinter einer Tapetenthür hervor. Er lächelte auf eine Weise, die liebenswürdig gewesen wäre, hätte sie nicht etwas fein Diabolisches gezeigt.

– Buckingham fiel auf Frankreichs Betrieb, sagte er; Karl wird Euch nicht erliegen.

Er zog sich rasch an, dressirte seinen schönen Bart und sein Haar und eilte ebenfalls fort. Es war gegen Abend. Drucy ging nach einem kleinen, eleganten Hause der westlichen Vorstadt, zog die Klingel und ward von einer schönen Dienerin nicht ohne große Verwunderung eingelassen.

– Mademoiselle Sophie Grévy? sagte der Jesuit mit so galantem Tone, wie ein pariser Damenheld.

Im nächsten Augenblicke fand er sich in einem der schönsten Cabinets und vor einer der schönsten Damen von Brüssel. Die Geliebte des Lord Durham war so reizend, daß selbst der nur für ehrgeizige Pläne Sinn habende Pater Joseph sie überrascht betrachtete. Bald aber besann er sich, daß er der Liebenswürdigen gegenüber wenig Umstände zu machen habe. Er griff in den Busen und zog eine Schachtel hervor.

Ohne ein Wort zu sagen, mit ruhigster Miene legte er Eins nach dem Andern, Ringe, Halsbänder und Perlenschnüre auf den Tisch.

Sophie’s große, braune Augen funkelten; ihre Wangen rötheten sich, und tief aufseufzend und sich im Sopha zurücklehnend, den Pater fest anblickend, fragte sie:

– Aber was bedeutet Das? Habt Ihr im Sinne, mir Eure Liebeserklärung zu machen? Dann habe ich sie wahrlich nie sonderbarer empfangen! So sprecht doch! Was wollt Ihr mit dem Schmucke sagen? denn verhandeln werdet Ihr ihn mir doch nicht wollen!

– Allerdings, meine Dame! Ich verlange eine ganze Bagatelle dafür. Ihr sollt nur einige Worte dafür sprechen . . .

Und rasch enthüllte er dem erstarrten Mädchen, welches Schicksal dem Karl Stuart durch die Hand ihres zweiten Freundes, Daniel O’Rayle, bereitet werden solle.

– Nimmermehr! Ich kenne Daniel! rief Sophie aufspringend. Er ist leichtsinnig, er liebt das Geld, weil er für Karten und Wein ungeheure Summen nöthig hat, mehr als selbst ich ihm geben kann, und doch verschlingt er Alles, was ich besitze. Aber ein Mörder, ein feiger

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/210&oldid=- (Version vom 1.8.2018)