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haben können, denn ein altes Weib steckt lauschend den Kopf zum Fenster herein, um die Scene unten zu betrachten. Das Zimmer mit seinen rohen Geräthschaften ist in der, dem David Teniers gewöhnlichen Manier gehalten; es zeigt die bekannte Durchsicht nach der Küche, wo vor dem Feuerheerd der fette rauchende Wirth einige eifrige Kartenspieler betrachtet, indeß die Wirthin einen Teller mit Essen und Bier zur Thür hereinbringt. Die Gesichter auf diesem schön gemalten Bilde sind mit großer Feinheit gezeichnet und erscheinen gegen viele andere, ähnliche Werke edel, in denen der Künstler seiner Laune nach Herzenslust den Zügel schießen ließ.




Die Nymphen.
Von W. E. C. Dietrich.

Diese arkadische Composition Dietrich’s giebt den Beweis, wie wohl derselbe das Nackte malen konnte und wie treu derselbe die Natur in seinen frei erfundenen Landschaften wiederzugeben wußte. Auf diesem Gemälde erscheint die Landschaft in ruhiger Schönheit und ihre einfachen, aber kraftvoll und klar gedachten Formen athmen fast classische Würde und Festigkeit. Das heiterste, wärmste Leben aber blüht im Schatten des bergenden Felsens auf, der seinen Fuß in dem kleinen Wasserbecken eines sanft herabrauschenden Bachs badet. Schöne Frauen und Mädchen mit ihren Dienerinnen haben die erquickende, köstliche Kühle der klaren Wellen genossen und sind nur erst lose von den schützenden Gewändern wieder umschlungen. Zwei allerliebste kleine Knaben tummeln sich auf dem weichen Moose und der eine sucht mit einem Aste einen kleinen Ziegenbock zu verscheuchen, der muthwillig neben einigen, trägruhenden Schafen springt. Das Bild, heiter und keusch in der Anlage, ist von sehr reiner und wahrer Färbung und nimmt jedenfalls keinen niedrigen Rang unter den vielen bedeutenden Stücken des fleißigen und begabten Künstlers ein.




Viehstück.
Von J. H. Roos.

Das scharfe Auge für die Auffassung von Merkzeichen, welche den eigenthümlichen Ausdruck der durch die Kunst zur Darstellung zu bringenden Gegenstände bedingen, hat Roos in der großen Menge von Bildnissen, welche er theils in Frankfurt, theils am kurmainzer und hessischen Hofe in den Jahren von 1657 bis 1685 malte, genügend bewährt. Doch steht die in seinen Portraits dargelegte Charakteristik, welche selten zur künstlerischen, wahrhaft geistigen Auffassung der persönlichen Besonderheiten hindurchdringt, der freien kräftigen Naturwahrheit in seinen Landschaften und Thierstücken aus früherer Periode in der Regel weit nach.

In seinen Thiergestalten erkennt man das sorgfältigste Studium und demzufolge eine Sicherheit der Zeichnung, welche dem Maler erlaubte, mit der größten Leichtigkeit die verschiedensten Stellungen und Gruppirungen auszuführen. Bei aller Treue, womit Roos die Thiere

Empfohlene Zitierweise:
Text von Adolph Görling: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie. Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne, Leipzig und Dresden 1848−1851, Seite 803. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Stahlstich-Sammlung_der_vorz%C3%BCglichsten_Gem%C3%A4lde_der_Dresdener_Gallerie.pdf/820&oldid=- (Version vom 1.8.2018)