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fuhr ihm durch den Kopf, sie gehe zum Conventikelschneider: „Halt’ die Schürze auf!“ rief er ihr zu, und da sie es unwillkürlich that, warf er das kleibeschmutzte Hündlein hinein: „Bring’ ihn der kleinen Wienke; er soll ihr Spielkamerad werden! Aber wasch’ und wärm’ ihn zuvor; so thust Du auch ein gottgefälliges Werk; denn die Creatur ist schier verklommen.“

Und Ann’ Grethe konnte nicht lassen ihrem Wirth Gehorsam zu leisten und kam deshalb heute nicht in den Conventikel.




Und am andern Tage wurde der letzte Spatenstich am neuen Deich gethan; der Wind hatte sich gelegt; in anmuthigem Fluge schwebten Möven und Avosetten über Land und Wasser hin und wieder; von Jevershallig tönte das tausendstimmige Geknorr der Rottgänse, die sich’s heute an der Küste der Nordsee wohl sein ließen, und aus den weißen Morgennebeln, welche die weite Marsch bedeckten, stieg allmälig ein goldener Herbsttag und beleuchtete das neue Werk der Menschenhände.

Nach einigen Wochen kamen mit dem Oberdeichgrafen die herrschaftlichen Commissäre zur

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Theodor Storm:Der Schimmelreiter. Berlin: Gebrüder Paetel, 1888, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Storm_Der_Schimmelreiter.djvu/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)