Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/132

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ich hier bin, desto mehr Belustigungen lerne ich kennen. Kein vollkommenes Bild davon kann ich Dir mahlen, doch will ich versuchen, ob mir ein Skelet davon gelingt.

Sowohl den Sommer als den Winter weiß sich der Mainzer sehr gut zu Nutz zu machen, doch jenen mehr, als diesen. Der Fürst giebt ihm alle Arten von Vergnügungen an die Hand, die er dann auch gern ergreift, und baß damit wuchert. Sind Felder und Berge mit Schnee und die Flüsse mit Eis bedeckt, so sitzt der Mainzer hinterm Ofen und giebt sich mit ernstern Geschäften ab. Er sorgt für seine Haushaltung und seine Amtspflichten. Am Abend besucht er das Theater, von dem ich Dir in meinem nächsten Briefe nähere Nachrichten geben werde. Ueberhaupt findet man hier nicht die große Sparsamkeit, wie in den benachbarten Städten Trier und Kölln. Dem Mainzer ist kein Vergnügen zu theuer, und sollt’ er es mit dem letzten Heller seines Vermögens bezahlen. Er fährt Schlitten, besucht den Ball, die Gasthäuser, und das alles auf die prächtigste Art. Ich selbst sah hier einige Schlittenfahrten des Adels, und eine von den Akademikern, die

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/132&oldid=- (Version vom 22.11.2023)