Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/155

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Am nämlichen Tage kam Heinze zum Fürsten, der ihm über sein Buch ein artiges Kompliment machte und ihn fürstlich beschenkte. Und der Herr Katalogenschmieder mußte mit seiner unzeitigen Hitze zurückstehen.

Doch Alles das, was ich gesehen hatte, übertraf die unvergleichliche Aussicht, die ich vom Balkon vor mir hatte. Ich lege hier die Feder nieder. So was kann man nicht beschreiben; man muß es fühlen. Es war eines der schönsten Schauspiele, die mir die Mutter der Natur in meinem ganzen Leben dargeboten hat. Glücklich ist der Fürst, der, wenn er sich nach langer Arbeit von ernsten Geschäften losgemacht hat, einer solchen Aussicht geniessen kann. Ich gieng mit warmen Gefühl von dannen, und weil ich eben über den Schloßplatz kam, so erzählte mir mein Lehnlaquai manches artige Anekdötchen davon. Er war vor Zeiten ein Garten, und soll den hiesigen Einwohnern an schönen Sommer-Abenden zum angenehmen Spatziergange gedient haben. Der itzige Fürst ließ Alles niederreissen, und verwandelte diesen schönen Garten in einen Exerzierplatz. Da mußten dann jeden Morgen die Regimenter ihr

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/155&oldid=- (Version vom 22.11.2023)