Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/156

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Geschäft halten, doch bald war auch das vorbei, und der ganze Platz liegt nun öde. Die Freudenmädchen haben am meisten um den Untergang dieses Gartens geweint.

Ich besah noch die Favorit, die Domprobstei, den Hof des Freiherrn von Dalberg und noch verschiedne andre herrschaftliche Gebäude. Die Favorit liegt am südlichen Ende der Stadt. Kurfürst Lothar Franz von Schönborn kaufte sie von einem gewissen Grafen, und machte aus ihr das, was sie wirklich ist; doch der itzige Fürst wird sie auf eine höhere Stufe bringen, da er das aufgehobene Kartäuserkloster niederreissen ließ, und mit dem Schlosse selbst verbinden will. Noch zur Zeit hat dieses Sommerretrait wenig Vorzügliches und Anziehendes. Weder der Garten noch das Gebäude haben meinen Beifall, und ich wurde sehr getäuscht, da ich hier ein irrdisches Eden zu sehen hofte, weil dies das einzige Lustschloß des Fürsten ist, das er in der Nähe hat. Die Aussicht ist noch das schönste. Der unvergeßliche Kaiser Joseph soll sie bei seiner Durchreise für eine der schönsten in Deutschland gehalten haben.

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/156&oldid=- (Version vom 22.11.2023)