Seite:Ueber Mainz (1792).pdf/75

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Folgen eines irrigen Religionsbegriffes genau bekannt, so würde er gewiß leicht einsehen, wie viel er auf diesen Gegenstand zu verwenden habe. Er würde nicht jeden, der sich dazu würdig dünkt, auf die Kanzel steigen und dem Volke predigen lassen. Den neuesten Beleg hievon geben uns die belgischen Unruhen, welche nur allein Pfaffenwuth und schiefe Religionsbegriffe zum Grunde haben. Daß dem hiesigen Regenten dieser Punkt auch sehr am Herzen liegt, kannst du schon aus der Errichtung des Seminariums eines Theils schliessen; für die Erziehung der Kinder hat er auch schon manche treffliche Anstalten gemacht.

Doch läßt sich von der Religion der Mainzer überhaupt nichts sagen. Ein Theil hat gute, der andere schiefe Grundsätze. Man findet aber mehrere der ersten Gattung. Viele aus dem Mittelstande liessen sich oft öffentlich in allzufreie Gespräche über Religion ein, weswegen der Fürst eine Verordnung ergehen ließ, daß Niemand in Weinschenken und öffentlichen Plätzen sich in Dispute über Religionssachen einlassen sollte. Dies hat aber seinen gehörigen Eindruck nicht gemacht. Neulich befand ich mich

Empfohlene Zitierweise:
Anonym (= J. N. Becker): Ueber Mainz. In Briefen an Freund R.. , Auf einer Rheininsel [= Frankfurt/Main] 1792, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_Mainz_(1792).pdf/75&oldid=- (Version vom 22.11.2023)