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Riehen war seit dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts ein Nachbar Basels. Ausgezeichnet durch seine Lage da, wo das tiefe Schwarzwaldtal in die Ebene und gegen Basel ausmündet und über mehrere Staffeln zum Rheine niedersteigt. All das eigentümliche Leben eines solchen Ausganges von der Bergwelt ins offene Land erfüllte den Ort und die Herrschaft. Durch das Gebiet zog sich die große Rheintalstraße; und auch sonst war keine Abgeschlossenheit. Die Waldung trat zurück; als wäre es schon ein Ort der weiten Ebene selbst, ruhte das Dorf, allen Strömungen offen, vom wechselnden Laufe der Wiese bespült und von Bächen durchzogen, breit gelagert am Fuße der südlich hellen, mächtigen Rebenwand.

Das Wesentliche in der Existenz Riehens war, daß es sich um ein Dorf handelte, um Bauern, um Landwirtschaft Rebenkultur Fischenzen. Alles im Umkreise des bannus et districtus, der im Allgemeinen noch durch den heutigen Dorfbann festgehalten wird. Doch war der Hornfelsen im dreizehnten Jahrhundert noch innerhalb dieses Bannes gelegen. Seit dem fünfzehnten Jahrhundert gehörte in diesen Bereich auch der Bezirk des Wenkenhofs, der vorher als stark bewohntes Gebiet abgesondert und selbständig gewesen war.

Daß Nachbarschaft keineswegs Freundschaft ist und daß das Leben an der Grenze sich beiderseits um so mehr erregt, je weniger fest bestimmt diese Grenze läuft, ergibt sich auch hier aus den unaufhörlichen Streitigkeiten mit Stetten Inzlingen Weil Kleinbasel über Grenze Weidgang Wässerung Fischenz usw.

Wie die Akten dieser Händel so zeigen alle andern das Dominieren des dörflichen Wesens, der Bauerschaft. Die paar in Riehen begüterten Adelsgeschlechter — von Wasserstelz von Tegerfelden Truchseß von Rheinfelden von Bärenfels von Tegernau von Ramstein Marschalk Reich — spielen daneben kaum eine Rolle, so wenig wie die beiden Weiherhäuser und die Burg, von denen gelegentlich die Rede ist.

Mehr bedeuten einige Klöster. Nicht diejenigen Basels, die gleich dem Spital Güter und Zinsrechte in Riehen haben. Sondern als Mächte in diesem Dorfleben machen sich, eine ältere Wirksamkeit St. Gallens ablösend, die beiden Abteien St. Blasien und Wettingen geltend.

Während St. Blasien, seit Beginn des zwölften Jahrhunderts hier begütert, weniger zu reden gibt, tritt Wettingen schon bald nach seiner Gründung auch hier auf. Mit der Energie des den alten Benediktinern an wirtschaftlicher Fähigkeit und Kraft überlegenen, betriebsamen Zisterzienserordens. Aus Verkäufen und Vergabungen strömt ihm schon in den 1230er

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/73&oldid=- (Version vom 1.8.2018)