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Meine Damen! Sich „schick“ kleiden, ist eine Kunst; sich elegant kleiden mit einem Durchschnittsgeldbeutel, ist eine noch schwerere Kunst, aber – erlernbar!

Ich kann Ihnen hier nur Winke geben. Wenn Sie diese beherzigen, werden Sie zum mindesten nicht durch einen geschmacklosen Anzug auffallen. Nur Winke! Sonst müßte ich über dieses Unterthema ein Buch für sich allein schreiben! –

In erster Linie: Kleiden Sie sich Ihrem Alter, Ihrer Figur, Ihrem Teint und Ihrer Haarfarbe entsprechend! Beachten Sie, daß in gesetzteren Jahren ein allzu jugendlicher Anzug lächerlich wirkt! Machen Sie dann nicht mehr jede Mode mit, etwa wie die der kurzen Röcke, unter denen dann ein Paar allzu rundliche Gehwerkzeuge zum Vorschein kommen!

Überhaupt: die Mode! – Einem Menschen von Geschmack sträubt sich das Haar, wenn er sieht, wie unsinnig oft Frauen einer Mode folgen, gleichgültig, ob diese sich für ihre Gesamterscheinung eignet. Zum Beispiel: Es gibt doch nun mal leider Damen, die an stark gewölbten unteren Gliedmaßen leiden. Ich will niemand verletzen. Daher umschreibe ich die O-Berne! – Glauben Sie, daß es schön wirkt, wenn unter einem der heutigen Ballettröckchen diese gewölbten Stelzen sich so recht augenfällig präsentieren?! Wäre es besonders für die heiratsfähige weibliche Jugend in diesem Falle nicht ratsamer, Mode Mode sein zu lassen und dem Röckchen so viel an Länge zuzugeben, daß die Wölbung schämig verborgen bleibt?! –

Wenn man so auf der Kurpromenade irgend eines Badeortes sitzt und die beneidenswerten Badegäste weiblichen Geschlechts (jeder ist bei den Preisen beneidenswert, der sich Badegast nennen darf!) an sich vorbei schweben läßt, dann kann man sozusagen „Anzugsfehler“ studieren. Es sind stets dieselben Fehler.

Da kommt ein hübsches Mädel angetänzelt in schwarzseidenem Rock, weißen Strümpfen, schwarzen Lackschuhen, gelber Bluse zum strohblonden Haar. Trüge sie schwarze Florstrümpfe, würde die Unterpartie weniger „landsch“ (abgeleitet von „ländlich“) ausschaun. Hätte

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)