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Glück in einer Ehe auch mit einem Manne finden, der ihrem „Helden“ in keiner Weise entspricht – äußerlich.

Handelt es sich also um eine Abneigung, die mehr dem romantisch-weltunkundigen Sinn des Mädchens entspringt, dann sei die Mutter diejenige, die ihre Tochter liebevoll aus der Welt der Romane auf die so unglaublich nüchtern-praktische Erde zurückführt. Sollte jedoch das Äußere des Freiers wirklich derart sein, daß einem frischen, netten Mädel nicht zugemutet werden kann, ihn zu heiraten, dann soll weder sie selbst es freiwillig aus sog. Vernunftgründen tun noch sollen andere sie zu einer solchen Ehe verleiten. Dieser Fall, wo äußere Mängel des Bewerbers vorliegen, wird stets sehr schwer zu entscheiden sein. Immer aber kann ein solcher Mann, wenn er ein gütiges Herz und Verständnis für die Weibesseele besitzt, allmählich einem Mädchen beweisen, daß er sehr wohl imstande ist, ihr ein guter Lebenskamerad zu sein. Und diese Lebenskameradschaft meine jungen Damen, ist ja das köstliche Fahrwasser, in das jede harmonische Ehe sehr bald übergleitet. –

Unsere zweite Frage kann ich nach dem soeben Gesagten kürzer behandeln.

Ein Mädchen soll einen älteren Mann getrost heiraten, wenn er ihr nur nicht geradezu widerwärtig ist; genau so einen Witwer mit Kindern; diesen aber nur dann, wenn sie sich fähig fühlt, einem solchen Hausstand auch vorzustehen. – Ich kenne einen Fall, wo ein Gutsbesitzer mit 55 Jahren eine Zwanzigjährige heiratete. Die Ehe wurde überaus glücklich – trotz aller Unkenrufe der Bekannten!




Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)