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in Gesellschaft, so gehört er stets zu den entfernteren Bekannten, die man „leider“ einladen muß. –

Dann – die Rücksichtslosen! Die „Kraftnaturen“, die ich auch bereits erwähnt habe; die jede Dame wegstoßen, um sich einen Platz auf der Straßenbahn zu sichern; die überall „Krach schagen“; die sich einfach auf einen ganz schmalen freien Platz in der Stadtbahn wie ein Keil eindrängen und jedem, der sich das verbittet, sofort Ohrfeigen anbieten. – Von diesem Typ gibt es sehr verschiedene Variationen bis hinab zu dem, der rücksichtslos überall ausspeit. – In Gesellschaft begegnet man diesen völlig unerzogenen Leuten selten, denn niemand, wenigstens kein Feinfühliger, verkehrt mit solchen Herren. Sie merken, daß sie gemieden werden. Und dann wird aus der Rücksichtslosigkeit eine dumpfe Feindschaft gegen all und jeden!

Weiter – die ganz Bescheidenen als Gegenstück zu den vorigen. Entweder ist ihre Bescheidenheit Kriecherei, dann wirken sie noch widerwärtiger, oder entspringt einer gewissen Unbeholfenheit. Solch ein Mensch, der auch nicht die Spur gesundes Selbstbewußtsein oder Rückgrat hat, wird in kurzem jedem lästig. Ihr zweites Wort ist: „Verzeihung“; anders als mit „dürfte ich vielleicht“ beginnen sie keinen Satz. Bei jeder Gelegenheit springen sie vom Stuhl auf und wollen sich „nützlich machen“. Es sind Lakaiennaturen; es sind nie wirklich Männer; sie bleiben stets unfertige Knaben.

Dann noch der Gesellschaftstyp des „Unwiderstehlichen“. Das sind jene Herren, die da wissen, daß sie leidlich aussehen, die da stets ein eitles Lächeln um den Mund haben, die nach einer Anzahl „Eroberungen“ wähnen, die ganze holde Weiblichkeit läge ihnen anbetend zu Füßen. Dieser Typ stiftet überall Unfrieden. Die zudringliche Art, wie sie jungen Frauen huldigen, wird oft Ursache einer ernsten Auseinandersetzung mit dem Ehemann. Diese eitlen „Herzensknicker“ verlieren sehr bald jede Schätzung dafür, wie weit sie bei ihrer Tourmacherei gehen dürfen. Auch sie sind Schädlinge

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W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)