Seite:Wie benehme ich mich.pdf/38

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

unterlasse man es besser) der Hausfrau ein paar Blumen mitbringen. Rosen und Chrysanthemen ist der Vorzug zu geben. Dunkelrote Rosen vermeide man. Sie gelten stets als intimere Huldigung, gebühren also der Tochter des Hauses, um die man sich bewirbt. Man wird aber nie die Tochter allein dann bedenken. Auch die zukünftige Schwiegermutter muß gleichzeitig durch Blumen zart umworben werden.

Da wir soeben vom Begrüßen gesprochen haben, soll hier auch auf den Handkuß ein wenig näher eingegangen werden. – Im Handkuß liegt eine ehrerbietige Huldigung zumeist. Als solche gebührt sie nur verheirateten Frauen und älteren Damen, nie jungen Mädchen! Wer einem jungen Mädchen die Hand küßt, deutet damit öffentlich an: ich möchte als Dein Bewerber gelten! – Also – Vorsicht! – Der Handkuß ist nicht überall üblich. Man sehe also erst zu, ob etwa die Hausfrau usw. ihn wünscht. Es gibt Männer, die grundsätzliche Gegner dieser Art von Huldigung sind. Besonders in der heutigen Zeit der Gleichberechtigung der Frauen mag dies etwas für sich haben. Älteren Damen gegenüber sollte man diese ehrerbietige Sitte aber nicht abschaffen. Wenn jedoch Kinder bereits dazu angehalten werden, Damen die Hand zu küssen, so kann man dies nur als überzüchtete Feinheit bezeichnen, da es stets unkindlich wirkt. –

Vieles, was noch unter „allgemeine Anstandsregeln“ fällt, werde ich bei den folgenden Unterabschnitten erörtern. So gehört ja auch das Thema „Besuche“ eigentlich noch hierher.

b. Besuche.

Die „Visite“, der vom Gesellschaftskodex vorgeschriebene Pflicht- und Anstandsbesuch, hat verschiedene Abarten. –

Herr Müller hat Meiers bei Schulzes kennengelernt, und Herr Meier hat ihm erklärt: „Wir würden uns freuen, wenn Sie sich mal bei uns sehen lassen wollten.“

Das ist für Müller ein Wink: „Mache Besuch bei

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)