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(etwa die Tunke auskratzen!), dürfte jedem bekannt sein. – „Der Kerl frißt mit dem Messer!“ oder „Messerschlucker“ sind die heimlichen Schmeicheleien für eine solche Verfehlung. – Fisch soll man nicht mit dem Messer zerlegen. Heutzutage gibt es bei Gesellschaften wohl stets Fischmesser bei Fischgerichten oder aber zwei Gabeln – eine als Ersatz des Messers. Wo der Kellner einem zum Fisch nicht von selbst zwei Gabeln bringt, verlange man die zweite.

Dann: wer anzeigen will, daß er bei einem Essen von einem Gang nicht mehr zum zweiten Mal nehmen will oder daß er (etwa bei zwanglosen Familieneinladungen) gesättigt ist, lege Messer und Gabel nebeneinander auf den Teller, parallel zum eigenen Körper, die Griffe nach rechts; wer dies nicht anzudeuten wünscht, kreuze Messer und Gabel auf dem Teller. –

Als unfein gilt es auch, Kartoffeln in der Tunke zu zerquetschen, also einen sog. Brei herzustellen. Im Restaurant schadet dies nichts. Bei Gesellschaften ist es ein grober Verstoß, genau so wie das Auslöffeln des Suppentellers auf den letzten Rest durch Hochkippen des Tellers.

Darf man (bei Gesellschaften) Knochen benagen? – Nein! Höchstens Geflügelknochen. Es läßt sich auch dies vermeiden. – Und – wie mache ich’s, wenn ich beim Fischessen eine Gräte im Munde habe? – Der Geschickte führt die Gabel zum Munde und legt so die Gräte auf den Tellerrand. Man kann die Gräte auch mit den Fingern wegtun. Aber: nie etwa ein Übungsschießen veranstalten und die Gräte auf den Tellerrand zu spucken versuchen!

Dann die Serviette (Mundtuch), – auch so ein wunder Punkt! – Nie gehört sie etwa zwischen Hals und Kragen, nie in den Westenausschnitt, nie zwischen Westenknöpfe, sondern stets ausgebreitet auf den Schoß. –

Bist Du irgendwo eingeladen, so begrüßt Du unter allen Umständen zuerst die Hausfrau, dann den Hausherrn. Wer in der Familie schon bekannter ist, kann bei zwanglosen Einladungen (bei großen Gesellschaften

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)