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bin, abzusagen? – Ja! – In diesem Falle fügt man dem Geschenk auch sofort einen Glückwunsch zur Vermählung bei und spricht nochmals sein Bedauern aus, daß man der Feier nicht hat beiwohnen können. Geschenk und Brief sendet man dem jungen Paare am Tage nach der Hochzeit zu, sonst werden die Geschenke stets am Vormittag vor der Hochzeit in das Haus der Brauteltern gesandt, man fügt dann lediglich eine Visitenkarte (ohne weitere Aufschrift) bei.

Daß auch Nichtgeladene (Bekannte) zur Vermählung schriftlich gratulieren müssen, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. –

Über Geschenke bei anderen Gelegenheiten ist wenig zu sagen. Was Verwandte sich gegenseitig bei Geburtstagen oder am Weihnachtsfest schenken, unterliegt keinem Paragraphen des Gesellschaftskodex. Anders verhält es sich mit der Frage, ob man Bekannte beschenken darf und soll. – Müller, Junggeselle, verkehrt viel bei Meiers. Da wird er der Hausfrau denn auch füglich am Geburtstag durch Blumen für die Gastfreiheit danken, die die Familie ihm gewährt. Wenn er den Blumen in hübscher Aufmachung ein sog. „Freßkörbchen“ beifügt, schadet es nichts. Weihnachten wird er von Meiers zur Bescherung eingeladen. Dann darf er nicht mir leeren Händen kommen, muß auch die Kinder bedenken. – Auch der verheiratete Bekannte muß am Geburtstag der Hausfrau durch Blumen eine Aufmerksamkeit erweisen. Herren untereinander, gute Bekannte, beschenken sich ebenfalls an Geburtstagen. Nur sollten all diese Geschenke niemals das sein, was man kostbar nennt. Ein Millionär, der bei Leuten mit kleinem Geldbeutel verkehrt, verpflichtet diese durch wertvolle Geschenke nur zu ähnlichen Geldausgaben. –

Eine besondere Art von Geschenken sind die sog. Brautgeschenke und die vielfach noch übliche „Morgengabe“. – Der junge Mann, der sich verlobt hat, pflegt der Braut sofort nach der Verlobung ein Geschenk zu machen. Die Braut wartet hiermit gewöhnlich bis zum Geburtstag ihres Verlobten oder bis zum Weihnachtsfest. – Diese Geschenke, die ersten, die das Brautpaar

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W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)