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auch, was ich nachher näher erörtern werde, welche Themen man bei Tischgesprächen wählen soll. –

Weiter: Du sollst Dich und Deinen Körper so weit kennen, daß Du abzuschätzen vermagst, wieviel Du an Wein usw. verträgst. Wer angeheitert von der Tafel aufsteht, begeht die gröbste aller Taktlosigkeiten, denn er scheidet als Gast damit sozusagen aus, da er für die Gastgeber und die anderen Gäste nur noch eine Person ist, von der man noch weitere Taktlosigkeiten befürchtet! – Wem es trotz aller Vorsicht zustößt, daß er nach Tisch seiner Sinne nicht mehr ganz mächtig ist, der soll sich in einen stillen Winkel zurückziehen, soll sich Selterwasser bringen lassen und möglichst hintereinander zwei bis drei Flaschen davon trinken. Es ist das ein bewährtes Mittel, die Teufel des Alkohols zu verscheuchen. Er vermeide zunächst auch zu rauchen, esse dafür besser Obst. – Wer schon bei Tisch merkt, daß er „mit der Zunge stolpert,“ dem empfehle ich (vielleicht auch aus eigener Erfahrung), recht reichlich vom Dessert (Obst, Süßigkeiten) zu nehmen und keinen Schluck Wein mehr zu trinken. Drei, vier Äpfel zum Beispiel tun oft Wunder, falls man nicht gerade bereits in einem – „zu vorgeschrittenen Stadium“ sich befindet.

Dann zu Punkt 5: Laß Dich nicht nötigen! Aber iß auch nicht zu viel! Nicht so viel, daß Du nachher unfähig bist, Dich zu bewegen oder Dich zu unterhalten! – Es gibt auch solche Vielfraße! Sie stehen denen gleich, die nach Tisch ihre Tischdame ganz links liegen lassen und wieder den Hagestolz spielen.

Zu 6. ist nichts Näheres zu bemerken. Zu 7. auch nur, daß es allgemein für taktlos gilt, wenn in einer Gesellschaft nach der Tafel einer der Gäste ein Kartenspiel nur für Herren anregt. Zum mindesten sollte man sich sehr vorsichtig beim Hausherrn vorher erkundigen ob man vielleicht ein Spielchen machen könne. Aus der Antwort wird dann jeder feinfühlige leicht herausmerken, ob des Hausherrn Ja ein verschleiertes Nein ist. – Glückspiele (Mauscheln z. B.) darf man nun schon gar nicht anregen. – Junge Leute an den Skattisch locken, wenn junge Mädchen anwesend sind, wird keine

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/79&oldid=- (Version vom 1.8.2018)