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zu zieren, um mit seinem überladenen Magen allein zu sein

6. der vielmehr sich weiter der Allgemeinheit widmet

7. der nicht etwa in einem Kreise, wo junge Mädchen vorhanden sind, ein paar der jungen Leute zum – Skat verführt

8. der sich nicht ängstlich davor drückt, eine Dame nach Hause begleiten zu müssen.

Das alles macht den – „angenehmen“ Gast aus!

Gehen wir nun die einzelnen Punkte durch. – Man soll nicht zu spät kommen! Darüber sprach ich schon an anderer Stelle. – Dann: bilde Dir nicht ein, es wäre „vornehm“, sich dauernd zum Zugreifen nötigen zu lassen! – Die wahre Vornehmheit besteht in zwangloser Sicherheit des Auftretens bei allen Gelegenheiten. Dazu gehört auch, daß Du Dich als Gast auch zwanglos satt ißt! – Nichts ist für Gastgeber unangenehmer, als dauernd nötigen zu müssen! Aber bitte, lieber Herr Schulze, legen Sie sich doch ein besseres Stück auf! – Eine solche Bescheidenheit bei Tisch ist ganz unangebracht; angebracht ist sie nur da, wo der Gast merkt, daß – es sehr knapp hergeht! Aber dies wird bei zwanglosen Abendessen oder Mittagseinladungen kaum der Fall sein. Und das „Nötigen“ kann die Hausfrau ja nur im kleinen Kreise tun, wo sie jeden einzelnen Gast zu beobachten vermag. – Nein – jeder lange ruhig zu und esse sich satt! Wer sich nötigen läßt, beweist nur, daß es ihm an gesellschaftlicher Sicherheit fehlt.

Dann drittens: Du sollst Deine Tischunterhaltung so einrichten, daß alle daran teilnehmen können. – Eine gemeinsame Tafel ist nicht der Ort, mit einer Dame, der Tischdame, sich sozusagen durch das Gespräch abzusondern. Insbesondere gilt es mit Recht als unfein, wenn man mit seiner Tischdame andauernd ganz leise sich unterhält. Tischunterhaltung soll so geführt werden, daß sie Allgemeingut ist. Daraus ergibt sich

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W. von Neuhof: Wie benehme ich mich?. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wie_benehme_ich_mich.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)