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Walther Kabel: Wilde als Spurensucher (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7)

wie Polizeirat Dr. Heindl berichtet, der zum Studium der Einrichtungen fremder Polizeibehörden längere Reisen unternommen hat. „Im australischen Busch,“ erzählt Heindl, „habe ich Gelegenheit gehabt, die unglaubliche Sinnesschärfe der Eingeborenen zu bewundern und nachzuprüfen. In Australien wird ihnen dieselbe Aufgabe zugewiesen, die man in Deutschland den Polizeihunden überträgt. Die mit allen Eigentümlichkeiten des Landes außerordentlich vertrauten Burschen, denen die Natur selten feine Sinnesorgane mitgegeben hat, werden hauptsächlich zum Aufspüren von gestohlenem und vermißtem Vieh, dann aber auch bei schweren Verbrechen zum Absuchen des Tatortes nach Spuren des Täters verwendet. Hat ein Buschmann einmal die Fährte eines Verbrechers ermittelt, so gibt er sie nicht so bald wieder auf. Ich kenne Fälle, in denen die Black Tracker (schwarze Spurensucher) der australischen Polizeiwache wochen-, ja sogar monatelang die Spur des flüchtigen Verbrechers verfolgten und sich dabei langsam, aber unfehlbar ihrem Opfer näherten. Von einem Black Tracker ist mir erinnerlich, daß er eine Fährte vom nördlichsten Queensland bis nach Sydney verfolgte. Der von ihm gesuchte Verbrecher, dessen Bild alle Zeitungen brachten, mußte die Farmen und jede Begegnung mit Menschen vermeiden. Der Black Tracker konnte daher nicht durch Befragen seinen Weg ermitteln, sondern war ausschließlich auf seine Augen angewiesen. Trotzdem konnte er nach einigen Monaten den Flüchtigen stellen.

Um selbst ein Bild von der Arbeit der Black Tracker zu gewinnen, ließ ich mir von der Landespolizeibehörde ein Empfehlungsschreiben geben, auf Grund dessen jede beliebige Polizeistation mir einen Fährtensucher zur Verfügung stellen mußte. Darauf begab ich mich ins nördliche Queensland, wo die besten Tracker zu finden sein sollten. Ich ritt, ohne daß die dortige Polizei vom Zweck meiner Anwesenheit etwas wissen konnte, allein und unbeobachtet eine weite Strecke durch den Busch, wobei ich alles tat, um meine Fährte zu verwischen. Auf felsigem Boden umwickelte ich die Hufe meines Pferdes mit Decken,

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Walther Kabel: Wilde als Spurensucher (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 7). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1916, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilde_als_Spurensucher.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)