Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/127

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sein, in welchen Alter oder Kränklichkeit oder andere Hindernisse Ihnen die Last Ihrer Geschäfte zu sehr erschweren. Mit welchem Herzen ich Ihnen diesen Antrag thue, sieht der, welcher die Tiefen des Herzens erforscht. Es ist keine irdische Rücksicht, nicht die Förderung, die ich etwa später wegen Wüstenstein zu genießen hatte (denn was mit Wüstenstein wird, das walte Gott, ich habe deswegen keinen Wunsch), nicht einmal das Zureden meiner Freunde, die ich doch liebe, sondern es ist die Liebe zum heiligen Amte, zu welchem ich wünsche berufen zu werden, – und ich darf sagen, auch die Liebe zu Ihnen, theurer Herr Bruder, die mirs zur Freude macht, Ihnen diesen Antrag zu thun, denn es ist wahr, daß ich Sie liebe, und wenn ich nichts hätte, als die Erinnerung, daß Sie mich, als ich nach Berlin abreiste, mit Thränen verabschiedeten, so hätte ich damit schon genug Grund, Ihnen dies in Liebe zu gedenken bis ins Grab.

 „Dieses ist meine Gesinnung gegen Sie jetzt und ists schon schon lange gewesen.

 „Ueberlegen Sie nun, ob mein Antrag für Sie annehmbar ist. Meine Verwandten, Schwestern und Schwäger wissen von diesem Briefe nichts, außer daß Wilhelm Fronmüller dabei war, als Kündinger und Kraussold mit mir sprachen. Geben Sie mir schriftlich oder mündlich, oder auf welchem Wege Sie wollen, eine offene Antwort, wie auch ich mit kindlicher Offenheit an Sie, wie an einen Vater geschrieben. Ich weiß, daß gerade in diesem Falle Gründe wider mich vorhanden sind. Hätte ich diese für unüberwindlich gehalten, so hätte ich Sie viel zu sehr geliebt, als daß ich Sie durch dies mein Schreiben der Antwort wegen absichtlich in Verlegenheit gebracht hätte.

 „Beiliegend finden Sie meine Note, damit Alles beisammen ist.