Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/128

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 „Geschrieben habe ich deshalb, weil ich Ihnen damit zur Ueberlegung ungestörte Ruhe gönnen wollte und weil geschriebenes Wort überlegter zu sein pflegt als gesprochenes.

 „Uebrigens bin ich gewiß in jedem Fall Ihr und Ihrer herzlich von mir gegrüßten Frau Gemahlin herzlich liebender und ehrender

Wilh. Löhe. 
Predigtamtscandidat.“


 Mit großer Spannung wartete Löhe der Antwort auf diesen Brief, die aber fast eine ganze Woche ausblieb. „Viel Besinnens“, meinte er, „braucht der Mann, um seine so leichte oder für ihn vielleicht wegen besonderer Verhältnisse schwere Antwort zu geben.“ Zu der ihm bestimmten Stunde erschien Löhe bei Pfarrer Ebert, der zu seiner Ueberraschung seinen Antrag annahm. Er eilte, seinem Freunde Kündinger das Resultat mitzutheilen: „Als ich kam, war er sehr feierlich und erklärte mir, weil ich um offene Antwort in meinem, für ihn so ,schmeichelhaften‘ Briefe gebeten habe, so wolle er mir einleitend nur gerade heraus sagen, daß Kraussold und ich der Gemeinde schon sehr geschadet haben, und uns bei der Gemeinde: ich deswegen, weil ich in einer Predigt soll gesagt haben: ,Bis jetzt sei das rechte Evangelium hier noch nicht gelehrt worden, aber ich wolle es thun.‘ Ich antwortete: ,Was mich anlange, so sei die mir angeschuldigte Rede allerdings anmaßend genug, aber dafür auch gewiß erlogen, er solle mir das Lügenmaul stellen, so wolle ich ihm eins geben.‘ – So ich. Ob er mir geglaubt hat, weiß ich nicht. Er meinte, ich solle mich wegen des Mysticismus in Acht nehmen, und gab mir einen Haufen Ermahnungen. Uebrigens wolle er mich gerne unter seiner väterlichen Leitung haben, und werde er deshalb morgen gleich