Topographia Bavariae: Stiffts Freising kurtze Beschreibung

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Topographia Germaniae
Stiffts Freising kurtze Beschreibung
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main Merian 1644, S. 20–30.
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Stiffts Freising kurtze Beschreibung.

Es wirdt ins gemein für gewiß gehalten / daß der Berg vnd Statt jetzund Freising genandt / zu denjenigen Zeiten / als die Romani, das Noricum, Rhetiam vnd Vindeliciam bestritten / vnd mit ihren Kriegs Völckern beherrschet / wegen seiner schönen vnnd trefflichen Gelegenheit / zu einer Statt / oder wenigst oppido erbawet worden / hat zu selben Zeiten Fruxinum, Fruxinium, Item Frixinia geheissen / daher der jetzige Namen Frissing / oder Freising seinen Ursprung genommen;

Der nächst dabey liegende Berg / darauff jetzt das Closter Weichen Stephan / ist ohne Zweiffel eben zu der Romaner Zeiten bewohnet / vnd zu einem Castro, Schloß oder Burg erbawet / auch Tetmos, Tetmons, Tetonismons, vermuthlich von dem Teutone, so die alte Teutschen für einen Gott gehalten / vnd allda verehret / oder Theodone, welchen Namen etliche alte Fürsten in Bäyern gehabt / genendt worden.

Daß die Statt Freising in OberBäyern die HauptStatt gewesen / auch vff disen beyden Orth vnd Bergen vnderschiedliche Fürsten / ja Könige ihre Wohnung vnnd Residentz gehabt / ehe das Stifft Freising seinen Vrsprung genommen / bezeugen etliche Scribenten / auch dieser Orthen noch vorhandene Zeichen vnnd tieffe Gräben / sonderlich aber daß Pippinus Crassus, oder Heristallus genandt / vnd hernach Pipinus Brevis sein Enckel / so nach Vndertruckung der Merovingischen Königen in Franckreich / der Allemanier vnd Gallier Reich an sich bekommen / auch deß Caroli Magni Vatter gewesen / nach etlichen in den Teutschen Provincien / wider die Sachsen / vnd Utilonem Fürsten in Bäyern / verrichteten sieghafften Kriegen dieser Orthen eine Zeitlang gewohnet / vnd auff dem Berg Tetmos Hoff gehalten habe. Dahero etliche in der Nähe herumb liegende Orth / als Pipinshausen / Pipinsried / Piping ihre Nahmen gantz glaublich erworben / auch zu selben Zeiten vielleicht in mehrerm Flore als jetzt / gewesen / wie Theils alte zerfallene Gebäw zu vernehmen gegeben.

Wegen Einführung deß Christlichen Glaubens / vnnd Auffrichtung deß Bistthumbs / befindet sich das auff dem Berg zu Freising / wo jetzt der Thumb stehet / längst vor den Zeiten Corbiniani deß ersten Bischoffs / vnd zwar vmb das Jahr Christi 444. ein Kirch zur Ehr der glorwürdigen Mutter Gottes Maria gestanden / welche zu deß heyligen Maximiliani, Bischoffen vnd Märtyrers Lebzeiten seye erbawet worden. Als aber das Liecht deß Glaubens in diesen Landen / wegen starcker Verfolgung der Christen / meisten theils bald wider erloschen / biß auff die Zeit deß heylig. Ruperti, ersten Bischoffen zu Saltzburg / vmb das Jahr Christi 600. haben bald hierauff viel Gottselige Männer den Christlichen Glauben aller Orthen eyfferig zu predigen angefangen. Massen dann auch hernach vmb das Jahr Christi 716. der H. Corbinianus, (welcher auß Gallia gebürtig war) mit seinem Gottseligen Wandel vnd Wunderthaten geleuchtet / ist von Papst Gregorio dem 2. zu Bekehrung der Vnglaubigen in das Teutschland verordnet / vnd zu einem Bischoffe geweyhet worden / auch bey denen Fürsten in Bäyern / Theodone, Grimoaldo, Hugiberto, insonderheit aber bey dem Pipino Heristallo, der Königen in Franckreich Obristen Hoffmeister / wegen seines heyligen Wandels in grossem Ansehen gewesen / deme dann zu Erbawung einer Kirch / vnd Anfang des Bistthumbs der Berg zu Freising geschenckt / viel Privilegia verwilliget vnnd verordnet worden. Auff besagtem Berg hat er die noch heutiges Tags stehende S. Benedict Kirchen / dann auch auff dem Berg Tetmos eine Kirch oder Capell zu Ehren S. Stephani erbawet / vnnd an beyden Orten etlich Jahr lang mit den seinigen Gottselig gelebt vnd gewohnet / auch auf der Mittag Seiten deß Bergs Tetmos einen Wasserzeichen noch fliessenden Brunnen / in Mangel desselben durch sein Gebett erworben / [21] mit seiner Lehr vnd Wunderthaten die Gemüther der Christglaubigen dahin bewegt / daß ansehnliche Güter vnd Geschenck zu seiner Kirchen vnd newen Bisthumb verehrt worden. Sein Leben wirdt von Marco Welfero, Item in Metrop. Salisb. auch andern weitläufftig beschrieben. Ist seiner Kirchen 14. Jahr lang mit grossem Eyffer / vnd vieler Seelen Heyl / vnd Aufferbawung vieler Gottshäuser vorgestanden / vnnd Anno Christi 730. in GOTT seliglich entschlaffen.

Deme ingleichen Tugenden vnd zu mercklichem Vffnam deß Stiffts Erimbertus, vorgedachtes H. Corbiniani leiblicher Bruder / gefolget / hat das Closter Tegersee geweyhet / zu dessen Zeiten die Bistthumber in den Bäyerischen Landen / durch den heyligen Bonifacium, Ertz-Bischoffen zu Mäyntz / ordentlich abgetheilt / auch das Dorff Zolling / an der Amper ligend / von dem Innhaber Mandeberto, vnnd seiner Ehefrawen Gotane, zu dem Stifft eygens geschenckt worden / hat in Bischofflichen Würden gelebt 28. andere wollen nur 13. Jahr.

Diesem succedirt Josephus von Verona gebürtig / so mit Hülff deß Fürsten Utilonis, vnnd anderer frommer Christen / das GottsHauß vnd Stifft S. Zenonis, so vor diesem ein Bischoff zu Verona war / in den Flecken Isen / welcher für der alten Römer Isenisca gantz glaublich zu halten / An. 758. fundirt / vnd hierzu vnterschiedliche Güter erworben / hat auch Erching / Fehring vnnd Pietlbach zu dem Stifft erkaufft / vnd ist zu Isen begraben worden / An. 764.

Diesem folget Aribo, so den heyligen Leib seines Antecessoris Corbiniani, von Maise oder Mais, an der Oetsch in Tyrol / dahin derselbe auß seiner Verordnung geführet / vnd zu S. Valentin begraben worden / wider erheben / vnnd nach Freising führen lassen. Darauff der obvermeldte Brunnen auf dem Berg Tetmos, so in Abwesen dieses H. Leibs bey 40. Jahr lang kein Wasser geben / wider zufliessen angefangen.

Ist dem Bisthumb zwantzig Jahr vorgestanden / welches vnter ihme herrlich zugenommen / hat S. Corbinians Leben beschrieben.

Hierauff ward erwöhlet Anno 782. Atto, so dem Stifft 27. Jahr vorgestanden / welchem der Fürst Tassilo zu dem Bisthumb geschenckt den Flecken Intica, Inhing in dem Pusscerthal in Tyrol / allda von ihme S. Candidi Stifft vnnd Kirchen gebawet worden / hat vmb Etingen / Burckrain eingetauscht.

Attoni succedirt Bischoff Hitto, so ihme den Dienst GOttes / vnd alles so darzu gehörig / sehr angelegen seyn lassen / hat vom Papst Gregorio IV. gantze Leiber der Heyligen Alexandri vnnd Justini verehrt empfangen / vnnd zu Zier seiner Kirchen nach Freysing transferirt / hat ein Probstey mit 6. LäyPriestern zu Beförderung der Ehre Gottes / in S. Stephans Kirch auff dem Berg Tetmos, jetzt WeichenStephan genandt / verordnet / solle Eiting / Ismaning / Allershausen vnd Schefftlarn zu dem Bistthumb erkaufft haben / so hernach wider vertauscht / vnnd verwandelt worden. Hat das Bistthumb regiert 25. Jahr. Starb Anno 837.

Darauff folget Erchtimbertus oder Erimbertus, vnder deme gar viel Güter zu dem Stifft kommen. Ist in der kleinen S. Peters Capellen auf dem Berg nahend dem Thumbstifft / so er selbst bawen lassen / vnnd das gemeine Volck für die älteste Capell oder Kirch auff dem Berg / aber ohne Fundament / haltet / begraben worden / Anno 853.

Anno der 8. Bischoffe hat von seinem Patrimonio vmb Hall viel zu dem Stifft verschafft / vnd die Weingärten an der Oetsch / welche der Bischoff Hildeschalcus zu Trient ein Zeitlang ihme zugeeygnet / durch offentliches Rechte wider erhalten / regieret 21. Jahr / vnd starbe An. 875.

Arnolphus ein Gelehrter vnnd Geistlicher Mann / hat die Thumb Kirch erweitert / acht Jahr regiert / vnnd succediert ihme Anno 883.

Waltho, vnder deme die Thumb Kirch / vnnd darinnen die alte Schrifften / vnnd ansehnliche Ornamenta durchs Fewr verdorben. Er hat aber bey dem Römischen König Arnolpho, vnd hernach Ludovico vil stattliche Gaben vnnd Privilegia, den erlittenen [22] Schaden zuerholen / erhalten / vnnd ist auch Mospurg zu dieser Zeit dem Bistthumb einverleibt worden / sasse 22. Jahr / vnnd starbe Anno 905.

Diesem folgte Uto, regierte 1. Jahr / vnnd succediert

Dracolphus, welcher dem Thumbstifft / auch denen Stifftern zu Isen / Mospurg vnd Schefftlarn viel Geldts vnnd Guts entzogen / ist an S. Vrbans Tag in der Thonaw ersoffen / Anno 926. ist zwantzig Jahr der Kirch / aber mit schlechtem Lob vorgestanden.

Wolframus hat 12. Jahr wol regiert / viel von seinem Antecestore alienirte Sachen widergebracht / starbe Anno 938.

Lambertus ein fromb vnd mit Heyligkeit leuchtender Mann / dessen Gebett zugeschrieben wirdt / daß die Vngarn / so in dem Jahr 955. diese Lande gantz verderbet / auch Weichenstephan vnd S. VeitsKirch sollen abgebrandt haben / wegen angefallenen starcken Nebels / den Berg vnd Stifft Freising mit offenen Augen nicht sehen / vnd also keinen Schaden zufügen mögen / sasse im Bischofflichen Stul 18. Jahr / starbe Anno 957.

Abraham ward erwöhlet Anno 962. hat vil Freyheit vnd Bestättigung der vorerlangten Güter zu dem Stifft / vnd in die Kirchen schöne Ornat einbekommen / ist in den Kirchen Diensten gar fleissig gewesen / vnnd als er zu Regenspurg den Fürsten in Bäyern Henricum Rixosum zu einem König krönen vnnd salben helffen / ist er hernach Anno 979. von Käyser Otto dem Andern belägert / vnnd gefangen worden. Regiert das Bisthumb 30. Jahr / starb Anno 992. vnd hat einen auß beyden Thürnen deß Thummstiffts erbawet.

Gotscalcus hat viel Güter in Crain vnd Oesterreich / als nämblich die Herrschafft Vlmerfelden an der Ybbs / vom Käyser Ottone, dann auch die Zolls Gerechtigkeit zu Freising erlanget / vnd Renten deß Stiffts starck vermehret. Zu dessen Zeiten der Vergleich vnnd Schluß geschehen / daß keiner auß den Thumbherren neben seiner Pfründ / mehr andere Canonicat haben vnd niessen möge / so bey diesem Stifft noch heutiges Tags observiert wirdt / brauchte sich seiner vortrefflichen Wolredenheit einsmals vor dem Käyser Heinrichen / in einer Oration von der Clementz vnnd Gütigkeit dermassen / daß der Kayser bewegt worden / den lang gefangenen Fürsten Hacilonem oder Heinrich / Marggrafen auß Francken ledig zu lassen / regiert zwölff Jahr / stirbt Anno 1005.

Vmb diese Zeit ist das Privilegium zu müntzen in Freising verwilliget / auch die Herrschafft Waidhoffen in Oesterreich dem Stifft einverleibt worden.

Engelbertus oder Egilbertus, auß den Grafen von Mospurg geboren / hat die Probstey von dem Berg Tetmos herab gegen der Statt in S. Veits Kirch transferiert / vnd ein Chor- oder NebenStifft allda angeordnet / hernach das Closter WeichenStephan Anno 1020. erbawet / dotiert / vnd mit Ordensleuten vnder der Regel S. Benedicti versehen. Hat gar viel Zier vnd Kleynodien zu dem Thummstifft gebracht / vnd von seinem eygenen Patrimonio viel Güter hergeben. KeyserConrad der Ander / hat seinen Sohn Heinrich / so hernach auch Käyser / vnd der Dritte dises Namens worden / diesem Bischoffen zu erziehen vnd zu lernen vndergeben. Starb An. 1039. regierte 34. Jahr.

Nitgerus hat das transferierte S. Veits Stifft völlig bestättigt / regiert 13. Jar / starbe zu Ravenna Anno 1052.

Ellenhardus, ein Graf von Dachsperg / hat das Löbl. Stifft S. Andreae auf dem Berg nahe bey dem Fürstl. Schloß / auff ein Praepositum, Decanum vnnd 20. Praebenden völlig gestifftet / hat hierzu viel Güter vnnd Stifftungen verordnet / sasse 25. Jahr / starbe Anno 1078. ward in gedachter S. Andreae Stiffts Kirchen ehrlich begraben.

Meginwardus ein eyfferiger Seelsorger succediert / vnnd muste wegen KriegsVnruhe viel außstehen / reysete hernach in Böheimb / alldort die Vnglaubige zu Christo zu bekehren / bawete daselbst Kirchen vnnd Clöster / starbe zu Prag / als er willens war / wider nach Freising zu kehren / An. 1098 regiert 20. Jahr.

Heinricus de Eberstein, oder vielmehr Eberstorff / regierte 39. Jahr / mußte auch [23] vil gedulden / wegen deß entstandenen Kriegs / zwischen Käyser Henrico dem Fünfften / vnnd dem Papst / vnd weil er jenem anhängig war / ist von dem Fürsten Welphone die Statt Freising meistens zerstört worden / starb Anno Eylff hundert sieben vnnd dreyssig / vnd schenckte dem Stifft all sein Vermögen / zu Eberstorff vnd in Grieß.

Otto ein Sohn deß Herrn Leopoldi / Marggrafen in Oesterreich / vnder diesem war das Stifft vnnd Bisthumb Freysing in dem höchsten Flore, vnnd wiche keinem andern an Reichthumb / Zier vnnd Ansehen / vnnd ist damahlen der Geistlichen löblichen Wandel vnnd Geschicklichkeit also berümbt gewesen / daß man Freysing im Römischen Reich einem Edelgestein in einem gülden Ring vergliechen hat / war Anfangs Cistertienser Ordens / vnnd Abbt zu Morebandt / hernach zu einem Bischoffen nach Freysing beruffen. Dieser neben seinen beyden Brüdern / Heinrich Hertzogen in Bäyern vnnd Oesterreich / vnnd Conrad ErtzBischoffen zu Saltzburg / stifftet neben andern Clöstern auch das nahe bey Freysing an der Moosach liegende Closter NewStifft / Praemonstratenser Ordens / zur Ehr deß Heyligen Apostels Petri vnd Pauli. War auch wegen seiner Embsigkeit gleichsamb der andere Fundator der StifftKirchen zu Freysing. Reysete mit Käyser Conrado dem Andern / als er wider die Saracener kriegte / in Syriam, GriechenLand vnnd Palaestinam, da er die heylige Orth besuchet / vnnd schriebe die bekandte Chronologiam, von Anfang der Welt biß auff seine Zeit. Als er sein Ampt trewlich in die zwantzig Jahr verrichtet / starb er Anno eylff hundert acht vnnd fünfftzig zu Morebandt / vnder der Regierung deß Käysers Friderici seines Blutfreundts. Ingens de hoc Episcopo extat elogium, quod recensere nimis longum foret, placet autem Epitahium illius ascribere.

EPITAPHIVM OTTONIS.
Qvam facunda viri vox qualis Philosophia
Hortatu Regum docet edita Chronologia
Majus Exercitium in Theologia.
Si proavi vel avi pietas, sacer ordo, potestas
Deberet mortis furias cohibere molestas.
Non mortuus erat, praeclarè praeditus illis,
Heu! talem communibus, accessisse favillis.
Hic sacrum Ecclesiae sublimavit cultum
Talem nemo plangere potest satis multum.
Plangat hunc Germania planctu generali
Magis tu Frisinga orbata viro tali.
Pias funde lachrimas moestum ducens chorum
Ad quorum preces continuas et pia lamenta
Propitietur ei Deus et pia virgo MARIA, Amen.

Hierauff folget Albertus, ein geborner Graf von Sigmaring / vnd zuvor ThumbProbst / war erwöhlet Anno 1158. Bald darauff / nämblich am Palmtag deß folgenden 59. Jahrs / entstunde ein schröckliches Vngewitter / mit Plitz vnd Donner ob der Statt Freising / auch darauß ein solcher Brandt vnd FewersNoth / daß alle Gebäw / Kirchen vnd Capell / vnnd mit denselben alle Zier / Ornat / Glocken / das Fürstl. Palatium, Höffe / sampt der gantzen Statt / ausser wenig Häuser / in wenig Stunden eingeäschert worden. Welchen trawrigen Fall etliche Scribenten mit vielen Vmbständen vnnd graphicè beschreiben / vor welchem vnderschiedliche vnerhörte Prodigia hergangen / vnd diese Verwüstung bedeutet. Bischoff Albrecht aber hat allen möglichen Fleiß auff die Reparirung / sonderlich der Kirchen angewendet / alles das seinige hierzu spendirt / vnd wie man schreibt / an den Baw die Hände [24] selbst angelegt. Hat etliche entzogene Güter dieser Kirchen wider gebracht / vnd als sich Heinrich von Braunschweig / etc. so Hertzog in Bäyern vnd Sachsen gewesen / vnnd hernach vom Käyser Friedrich proscribirt worden / die von vnerdencklichen Jahren zu Vehring vber die Iser dem Stifft zuständige Brück mit Gewalt abzubrechen / vnd nach München / so damals noch keine Statt war / zu transferieren, vnderstanden / hat er durch offentlichen RechtsSpruch vor dem Käyser auf dem Reichstag zu Regenspurg An. 1180. erhalten / daß selbe Brück sampt Vehringen hat müssen restituirt werden / etc. starbe Anno 1183. regiert 24. Jahr. Dessen Successor war

Otto der Ander / zuvor ein Thumbherr zu Magdeburg / vnd ein Sohn Dietpaldi / deß Grafen von Diessen / vnd Gisala einer Gräfin von Bergen / diese hatte 6. Söhn / darunter 4. Geistlichen Standts / vnnd alle 4.Bischoffe worden. Er Otto empfienge auf einen Tag zu Verona von dem Papst vnnd Käyser die Geist- vnnd Weltliche Regalia oder Confirmation, welches den Teutschen Bischoffen selten widerfahren / hat sich dem Hertzog Ludwig in Bäyern Mannlich widersetzt / vnnd das Schloß Ottenburg zwo Meyl Wegs von Freysing erbawet / vnd verbollwerckt / dardurch er seine etwas zu hart gehaltene Vnderthanen befreyet / vnnd mit Führung deß Saltz bey denn alten Strassen zu bleiben gezwungen. Hat in Oesterreich wegen deß entzogenen Schloß Cunradtsheim / vnd deß Orths Weidthofen mit 5. vnderschiedlichen Grafen vil zu schaffen / vnd harte Anstöß. Erhielte aber endlich diese vnd andere mehr Ort glücklich / regierte 35. Jahr / vnd starb An. 1220. Diesem folget

Gerold, so 11.Jahr mit schlechtem Lob vorgestanden / vnd deme succedirt

Conradus genandt Telzner / hat viel alienirte Sachen widergebracht / vnnd von seinem Patrimonio in S. Paul Capell 4. Chorherren / so man noch Pauliner nennet / eingesetzt / Keyser Frid. der II. hatte disem Bischoffe sampt noch 2. andern Bischoffen das Land Oesterreich / vnd Statt Wien zu regieren anvertrawet / als er hierauß den Hertzog Friederich vertrieben hatte / nach deme aber gedachter Hertzog Wien wider einbekommen / hat er diesen Conrad gefangen genommen / vnnd lang in Verhafft gehalten. Regierte das Bisthumb 27. Jahr / starb zu München / von dannen er aber Todt nach Freysing geführt / vnd in S. Paul Capell begraben worden / Anno 1258. Dieser Bischoff hatte mit Hertzog Otto in Bäyern starcke Zwitracht / also zwar / daß der Gottesdienst ein Zeitlang gantz auffgehoben worden / ist aber geschlichtet / vnd die Acta vnd Scripta besserer Freundschafft halber völlig verbrennt worden / hat von dem Pfaltzgrafen Rapoto das Dorff Eitting Anno 1244. zu dem Busthumb erkaufft.

Deme folgte nach Conrad der Ander / ein Wiltgrafe / oder Comes Silvester, vnnd regierte das Bisthumb bey wolfeylen Zeiten 20. Jahr / starb vnversehens / vnd wurde erwöhlet

Fridericus de Montalban, zuvor Thumb-Probst / regiert vier Jahr / vnd starb Anno 1282.

Hierauff Emicho, ein Graf von Mospurg das Bisthumb 29. Jahr lang gubernirt / starb / vnd wurde begraben zu Wien / Anno 1311.

Gottfried der 30. Bischoffe / bawete das Vorhauß oder Eingang an der Thumbkirch mit 2.Altaren / S. Trinitatis et S. Catharinae, versahe solche mit zween Caplanen / vnd wurde allda begraben / als er seinem Ampt fleissig vorgestanden 4 Jahr / vnnd die vralte Bibliothec in etwas reparirt hatte.

Dann folgte Conrad der Dritte / ein Stiffter S. Johanns Collegiatkirch / zwischen dem Thumb vnd Schloß / ordnete hier ein 6. Priester vnd einen Probsten / starb sm Oster-Tag / An. 1322. durch beygebrachtes Gifft / als er 7. Jahr regiert hatte. Dessen Successor war

Johannes Decretorum Doctor, von Papst Johanne 22. zu einem Bischoffe nach Brixen / hernach Bamberg / endlich Freysing verordnet / hat nur fünff Wochen in diesen Würden gelebt / vnd gestorben Anno 1324.

Deme bey vnruhig- vnd Kriegssichtigen Zeiten nachfolgte Conrad von Clingenberg auß der Schweitz / vnnd als vmb diese Jahr [25] diese bekandte Krieg wider Käyser Ludwig auß Bäyern noch continuirten / hat Freising vnnd Weichenstephan sampt diesen Landen viel Vnglück / Raub / Hunger / Noth vnnd Trangsal außgestanden / bevorab weil zwischen dem Bischoff vnnd Capitul ein Zwyspalt war / vnd dieses dem Käyser / jener aber den Oesterreichischen Fürsten anhienge / wie er sich dann gantz in Oesterreich begeben / vnd auf des Stiffts Herrschafft Vlmerfelden wohnen müssen / allda er auch An. 1337 gestorben / vnd in dem Closter Lilenfeld begraben worden / im dreyzehenden Jahr seines Bisthumbs.

Darauff ward durch Papst Benedictum XII. zu seinem Bischoffen verordnet Johannes von Gittingen / so zuvor Bischoff zu Verden / vnd selber Zeit ein hochberühmbter Medicus vnd Uranologus ware / kame nie nach Freysing / sondern lebte an dem Römischen Hoff zu Avenione, allda er auch starb Anno 1349. In dessen Abwesen ward erwöhlet Leopold / oder wie andere wollen / Ludwig von Schaumberg / so das Bistthumb entzwischen administrierte / vnd nach beyder Todt ward vom Papst Clemente Sexto verordnet

Albrecht / ein Graff von Hohenberg / ein Sohn Rudolphi, vnnd zuvor Thumbherr zu Costnitz vnnd Straßburg / allda er zu einem Bischoffe / aber mit schlechtem Success, vnd in Zwytracht erwöhlet worden. Ware hernach Käysers Ludwigs Cantzler / von deme er in den meisten Commissionibus zu allen Fürsten vnd Königen Europae gebraucht worden. Alsdann er nach Avignon an den Päpstlichen Hoff kommen / vnd als es ihme mit der deferirten Dignität eines Bischoffs zu Würtzburg gefehlet / hat er endtlich das Bisthumb Freising erhalten / vnnd trefflich regiert neun Jahr / starb An. 1359. zu Stein am Rhein / in dem Bistumb Costnitz / vnnd wurde begraben zu Rottenburg an dem Neckar in S. Moritz Kirch / welche sein Vatter vnd er erbawet vnd gestifftet. Es muste das Stifft Freysing bey den dreyen nacheinander gewesenen Päpsten deß Römischen Reichs / Vnruhe / vnd widerwärtige Wahl deß Käyser Ludwigs mit Eintruckung jetztgedachten Bischoffe / auch in andere Weg vil dulden vnd entgelten.

Diesem nachfolgte Paulus / sasse 18. Jar / vnd nach ihme

Leopoldus, so nach 3. järigem Regiment vber die / von ihme zu Lack im LandsCrain erbawte newe Schloß Brücken ab- vnd zu todt gefallen / An. 1381.

Deme succedirte Bertoldus de Wahing, ein Oesterreicher / vnd selber Fürsten Cantzler / hat ihme mit Ernst angelegen seyn lassen / deß Stiffts ruinirte vnd veraltete Schlösser zu Holnburg / Enzerstorff / Weidthoffen / Lack / Welß / Klingenfelß / etc. zu reparieren / vnd selbe / wie auch die Statt mit Mawren / Thürnen vnnd Gräben zuversehen / als er in einem Zwyspalt zu einem Bischoff zu Saltzburg wider den Eberhard von Newhauß erwölt / diser aber ihme vorgezogen / vnd jener solchen Titul nit fallen lassen wolte / hat er ihme bey vilen / sonderlich bey Hertzog Ludwig in Bäyern / zu Ingolstatt wohnhafft / viel Haß verursachet / daß ime solcher sampt dem Graffen Mortani fürnamen / die Statt Freising in den Christn. An. 1393. zu vberfallen vnd zu rauben / hierzu dann der Freysing. StattRichter / Namens Weinmann / vnd sein Diener einen heimlichen Verstandt gehabt / vnnd des Hertzogs Kriegsvolck einlassen sollen. Es hat aber solches Gott wunderbarlich verhindert / in deme die Heersführer in der Nacht irr / vnd ertattert worden / daß sie dergleichen ihr Lebenlang nit mehr zu tentiren / verlobt / vnd der Hertzog ein gantz silbern Bild / seiner Person gemäß / dem Stifft geschencket hat. Der Bischof aber hat besagten StattRichter mit dem Schwerdt hinrichten / vnnd seinen Diener als Verräther auf dem Marckt zu Freysing in 4. Theil zerhawen lassen. Von diesem Bischoffe kompt auch her die in dem Closter Melck in Oesterreich vorhandene vnd versetzte köstliche Bischoffs Insul / so Bertholdus diesem Stifft vermeynd / aber zuvor / nemblich Anno 1410. gestorben / als er 29. Jahr geregieret hatte. Darauff wurde im folgenden Jahr erwöhlet

Degenhard, von Weix / Probst zu Mospurg / vnd Thumb Scholasticus zu Freising / [26] muste aber dem Conrado Bischoffen von Gurck weichen / welcher vom Papst Johannes 23. eingesetzt war / aber niemalen zu Freysing / sondern zu Lack in Crain residierte / allda er in dem ersten Jahr seiner Regierung durch seinen Cammerdiener / wegen viel bey sich gehabten Gelts / in der Nacht erstochen / vnnd ihme ein Messer in die Hand gegeben worden / als ob er sich selbsten entleibt hätte / deßwegen dann dieses von dem Volck geglaubt / vnd der Bischoff in einen Garten begraben worden / diese Mordthat aber ward 31. Jahr hernach kundtbar / der Bischoff wider erhebt / vnd in die PfarrKirch ehrlich begraben.

Hierauff folgte Anno 1412. Herman, ein Graf von Zilli, regirte 9. Jahr.

Vnd nach ime Nicodemus de la Scala, ein Herr von Verona vnd Vicentz, von dannen die Venediger dises Geschlecht ein wenig zuvor vertrieben hatten / ward vom Papst Martino V. zu diesem Bisthumb verordnet / vnangesehen von einem ThumbCapitel Johannes Grünwaldter / Doctor vnd Vicarius zu einem Bischoffen erwöhlet worden. Nicodemus hat viel schöne Praesent zu dieser Kirchen verordnet / vnder andern die von Sanct Lucas dem Evangelisten gemahlte vnser Lieben Frawen Bildtnuß / welche noch heutiges Tags allda zu sehen / vnnd erst vor wenig Jahren mit einem sehr köstlichen vnd zierlichen Gefäß von Silber vnd Steinen verehret worden. Dem obgedachten vnd erwöhlten Johanni muste er Jährlich reychen 200. Gulden / vnnd noch zu diesen Zeiten ware die Statt Mospurg ein Lehen zu dem Stifft Freysing / so Hertzog Heinrich in Bäyern von diesem Bischoffe zu Lehen empfangen. Welcher 20 Jahr dem Stifft löblich vorgestanden / vnd zu Wien An. 1443. gestorben / allda er in der Augustiner Kirch begraben worden.

Zu dessen Zeiten / An. 1426. vmb Nicolai blüheten Frücht vnd Bäume / vnnd folgete darauff bald ein grosses Sterben.

Nach dessen Ableiben der zuvor schon erwöhlte Johannes Grünwalter / ein fürtrefflicher Theologus, vnd R. S. E. Cardinalis bestättiget worden / hat abermal viel Widerwärtigkeit / wegen deß von Käyser Friederich eingetrungenen Henrich Schlicken / so deß Stiffts Güter an viel Orthen ihme zugeeygnet / erdulden müssen. Als er aber mit ihme auff ein gewisses accordirt / hat er etliche versetzte Herrschafften wider loß gemacht / auch andere mehr löbliche Sachen ins werck zu setzen ihme vorgenommen / starb aber zu Wien An. 1452. vnversehens / vnd ward sein Leib von dannen nach Freising geführet / vnd begraben in die Thumbkirch / wie er es begehrt hatte.

Deme succedirt Johannes Tulbeck, Decretorus Licentiatus, ein geborner Münchner / allda er auch Statt Pfarrer / vnd zugleich Tumbherr zu Freysing war. Hat mit Reformation deß Cleri vnnd Klöster viel guts geschafft / die versetzte Herrschafft vnd Weingärten wider zurecht gebracht / vnd alle Schulden deß Stiffts völlig abbezahlt. Zu dessen Zeiten erlitten deß Stiffts Güter in Sclavonia, wegen Vberfall deß Türcken grossen Schaden vnd Verlust. Vnd als Bischoff Johann 21. Jahr mit großem Lob / Ehr vnd Nutz regirte / hat er seine Dignität / hohen Alters vnd besserer Ruhe wegen / mit Einwilligung der Capitular Herren / An. 1473. seinem Cantzler

Sixt Tannbergern resignirt / so ein gelehrter vnnd verständiger Mann war / fuhre mit Reformation der Klöster embsig fort / vnd ob er zwar bey dem Fürsten in Bäyern lieb vnd werth gehalten worden / entstunde doch zwischen ihme vnd Hertzog Albrecht in Bäyern ein langwiriger Streit / weil dieser ohne seines ordinarii Vorwissen beyde ChorStifft in Illmünster vnd Schliersee nach Mönchen zu transferiren sich vnderstanden / erschiene deßwegen auff dem Reichstag zu Wormbs / vnnd ruffte die versamblete Fürsten eiferig vmb Hülff an / brachte auch durch seinen Abgesandten Georg Parbinger sein causam an dem Röm. Hoff sehr weit / vor dessen Außgang aber / als er auff gedachtem Wormbsischen Reichstag erkrancket / vnd wider heimreysen wolte / starb er zu Franckenthal in dem 21. Jahr seiner Regierung / Anno 1495. hat zu Mehrung deß Gottesdiensts 12. Chorales in dem Thumbstifft eingestellt / vnd hinderliesse nach seinem todt dem Stifft 30000. Ducaten.

[27] Darauff wurde An. 1497. erwöhlet vnd postulirt zu einem Bischoffe Pfaltzgraf Rupertus, deß Churfürsten vnnd Pfaltzgraffen Philippi zu Heydelberg Sohn / in dem 17. Jahr seines Alters / als er aber seiner Jugend / vnd andern Vrsachen halber zuruck gestanden / sich auch hernach mit Elisabetha Hertzog Georgen in Bäyern Tochter verehelicht hatte / ist an dessen statt Anno 1499. sein Bruder Pfaltzgraff Philippus zu dem Bistthumb angenommen / vnnd bestättiget / auch hernach Anno 1517. zu einem Administratorn zu Naumburg in Meissen erwöhlet worden / so vber die massen ein hocherleucht- vnnd wolhausender Fürst war / hat alle heylige Ordines successivè angenommen / vnd ist Anno 1507. Sontags nach Galli mit vnglaublichem Eyffer vnd Zulauff deß Volcks / zu einem Bischoffe consecrirt, sein erstes MeßOpffer aber in beyseyn vieler Fürsten vnd Herren / an Philippi vnnd Jacobi Tag folgenden Jahrs celebrirt, hernach das Schloß Messenhausen sampt zugehörigen Hoffmarchen vom Graffen von Hardteck zu dem Stifft erkaufft. Hat in der Residentz zu Freysing viel Zimmer / vnnd den Gang mit den Marmelsteinern Säulen / vnd schönen Brunnen von springenden Wassern / sampt vortrefflichen großen Kellern / Item das Schloß zu Ismannig / vnd Bruck an der Meisteig / hernach vnderhalb deß Schlosses ein groß Gebäw / der Newe Baw genandt / von Grund auffgeführet / allda er sein Leben in Ruhe zuverzehren / vnnd seinem Bruder als Coadjutorn Pfaltzgrafen Heinrich zu resigniren Vorhabens ware / starb aber Anno 1541. in dem 42. Jahr seiner gantz löblichen Regierung / vnnd succedirte ihme gedachter

Heinricus, Pfaltzgraff / vnd zugleich Administrator zu Wormbs / vnnd Probst zu Ellwangen / eines frommen vnd eingezogenen löblichen Wandels / so sein Leben beschlossen An. 1551. darauff war erwöhlet

Leo Lösch / H. Augustin Löschen / Fürstl. HoffCantzlers zu Mönchen / vnnd Frawen Annae von Tann / Sohne / ein wolerfahrner vnd aller Orten angenehmer Herr / regierte nur 7. Jar / vnd starbe An. 1559. dessen Successor ware

Mauritius von Sandizell / so nach seiner friedsamen sechsjähriger Regierung / Hertzogen Ernsten in Bäyern / gegen Vorbehaltung einer ehrlichen Sustentation zu resigniren willens ware / vnd als er gleich den Abzug vorgenommen / war er in dem Pfadt des Schlosses zu Freysing durch den Schlag berühret / vnnd gehling außgelöscht / hat in seiner Regierung einen auß den Thumb-Thürnen / so durch Verwahrlosung deß Leutners An. 1563. den 15. Junij gantz außgebronnen / mit Zuthun deß ThumbCapitels wider reparirt, vnd mit stattlichem Geläut behänget.

Durch gedachte Resignation ist im 13. seines Alters: vnd in dem 1567. Jar / Ernestus, Hertzogs Albrechts in Bäyern Sohne zu disem Bistumb erhöhet worden / gelangte hernach zu vil andern Bistumben vnd Hochheiten / endlich auch gar zu dem ErtzStifft vnd Churfürstenthumb Cölln / war ein Friedliebender / vnd dem Heil. Römischen Reich nützlicher Fürst / weil er viel darinnen entstandene Kriegs Vnruhe componiren helffen / residirte selten zu Freising / starbe zu Arnsperg in Westphalen An. 1612. als er von dem Nürnbergischen Churfürstentag heimbreyset / hat in seinen Lebzeiten einen grossen Theil deß Schlosses Freising gegen Mittag zu bawen angefangen / vnd vnder das Dach gebracht / so seine Successores vollendet haben. Darauff wurde den siebenden Maij selben Jahrs erwöhlet

Stephanus von Seibelstorff / ein tugendsamer andächtiger Herr / so dem Stifft mit sonderm Lob vnnd Nutz 5. Jahr / 6. Monat vorgestanden. Nach dessen Gottseligen Ableiben den 12. Febru. 1618. capitulariter erwöhlet / vnd den 24. Junij hernach confirmirt worden

Vitus Adamus, auß dem Adelichen Geschlecht der Geebecken geboren / mit dessen löbl. Regierung die verderbliche Kriegsflamme / in vnserm geliebten Vatterland Teutscher Nation / immer gewachsen vnnd zugenommen / biß selbe solches meisten Theils leyder verzehret haben. Von Käyser Ferdinando II. hat dieser Bischoffe die Reichs Regalia zu Mönchen im folgenden Jahr persönlich empfangen. Anno 1622 hat er die [28] Thumbkirchen zu renoviren angefangen / vnd auß den alten Fenstern Formb / in jetzige schöne vnd ansehnliche Manier gebracht / darinnen viel ansehnliche Altar von Gold / vnnd Kunststücken / bevorab das von P. Paul Rubens gemeldtes treffliches ChorAltar Blat / zu sehen ist. Hat obgedacht S.Lucas Bild in Silber sehr köstlich vnd zierlich fassen: etliche Zimmer / vnd die Capellen in dem Schloß erbawen vnd zieren lassen / durch Tausch viel Güter verbessert / vnd deß Stiffts Einkommen gemehret / viel alte vnd langwirige Strittigkeit mit den benachbarten Fürsten vnd Herren componirt / vnd als das Stifft in dem besten Vffnahm ward / ist in dem Monat Aprilis vnd Maij deß 1632. Jahrs / Gustavus Adolphus der Schweden König / in Bäyern / vnnd folgends in Freising mit einer starcken Feindts Armee eingefallen / die Statt vmb 30000. fl. rantzionirt / biß zu völliger Bezahlung Geyssel mit sich geführet / ein vberauß grossen Vorrath an Geträyd vnnd Wein auß dem Schloß weggenommen / auf dem Land ein starcke Anzahl deß Stiffts Güter / Flecken / Schlösser vnnd Hoffmarchen verbrandt / die Vnderthanen seynd in solcher Zeit durch Schwerdt / Fewer / auch andere vnerhörte KriegsZwang / vnd darauf folgende erschröckliche Pestilentz / vnd grewlichen Hunger meistentheils weggenommen / der Rest durch die 3. Jahr wärende vnauffhörliche KriegsPressurn der Käys. vnd Feindlichen Soldatesca äusserist verderbt / vnd erarmet. Darauff dann in dem 1634. Jahr deß Hertzogs Bernhardts von Sachsen Weinmar feindliche vnversehene Einfall erfolgt. Dißmal ist die Statt abermal per 5000. fl. rantzionirt / vnd alles geplündert / auch was verborgen oder vermauert / eröffnet / vnnd in diesem Wesen die IserBrück zweymahl abgebrandt worden / daß dieser erlittene Ruin in viel Jahren nicht zuerholen ist.

In diesen vnd andern mehr / hie nicht beschriebenen / deß Stiffts schwären Oblagen / ist zu vnzweifflicher Hülff vnd Beystandt in dem Monat Aprilis deß sechzehen hundert neun vnnd dreyssigsten Jahrs zu einem Coadjutor vnnd künfftigen Successore, der Hochwürdig- vnnd Durchleuchtigste Fürst vnnd Herr / Herr Albertus Sigismundus, Alberti F. Hertzog in Ober- vnnd NiderBäyern vnanimiter erwöhlet worden.

Vnnd dieses kürtzlich von Anfang deß Stiffts vnd Succession der diß Orths gewesener Bischoffe.

Der Gezirck oder Begriff dises Bistumbs / so vil die Geistliche Jurisdiction betrifft / stoßt gegen Aufgang an die Ertz- vnd Bistthumber Saltzburg / Passaw / gegen Mittag Prixen / gegen Niedergang Augspurg / gegen Mitternacht Regenspurg / erstreckt sich in die Länge biß in das Alpen Gebürg / vnnd an die Tyrolische Gräntzen / in die Breyte von dem Lauff des Instrombs gegen Augspurg in die 10. MeylWegs. Ist dem Ertzbistumb Saltzburg / als seinem Metropolitano vnterworffen / wie auch obbesagte andere Bistthumb mehr / vnter denen es doch allen den Vorgang hat / dergestalt / daß die jenige / so vnter Saltzburg gehörig / also auffeinander folgen / Freysing / Regenspurg / Passaw / Brixen / Chiemsee / Gurck / Seckau / Lauant / deren doch die 4. letzte Bischoffe keine Reichs-Fürsten seynd / noch die ordentliche Session oder Stimm in dem Reich haben.

Die Weltliche Jurisdiction oder LandsFürstliche Territorium dieses Stiffts vnnd Fürstenthumbs / ist für sich selbst / sonderlich vmb die Statt Freising gar schmal vnd eng / auch allenthalben mit dem Fürstenthumb OberBäyern vmbgeben / begreifft gleichwol / neben besagter Statt Freysing vnd dessen district, auch daß an der OstSeiten deß IserStrombs liegendes / vnd nahend biß an die Haupt-Statt München sich erstreckendes Ampt oder Gericht vnnd Schloß Ißmannig mit denen darzu gehörigen Dörffern / dann die Herrschafft Burckrain / vnnd den darinnen vralten MarcktFlecken Isen / zwischen Freising vnd Wasserburg ligend. Widerumb die Graffschafft Werdenfelß zwischen den Bäyrischen vnd Tyrolischen Gräntzen in dem Hochgebürg situirt, welche die MarcktFlecken Mittewald / PartenKirch / vnnd Gernißgaw / auch den Vrsprung der vornehmen Flüß / Iser / Loisach vnd Amper in sich begreifft / welches dann deß Stiffts Freysing vnmittelbare ReichsGüter / Graf- vnd Herrschafften seynd / darinnen allein selbes die Vnderthanen zu collectiren hat. [29] Dann ob zwar mehrgemeltes Stifft / in Oesterreich vier Herrschafften / als Entzerstorff vnd Holnburg ober Wien / beede an der Thonaw / Waidhofen vnd Vlmerfelden beede an der Ybbs / in Lands Crain die Herrschafft Lack / in Stewermarck Rotenfelß / (das BergSchloß sampt zugehörigen MarcktFlecken oder Stättlein Ober-Weltz / etc.) in Tyrol den MarcktFlecken Inhing / in Bäyern vil Hofmarchen / als Fitting / Ob- vnd NiderHumbl / Eisenhofen / Mässenhausen vnd Ottenburg / sampt vielen andern auch dieser Zeit noch besitzt / vnd vor Jahren weit mehrere ansehnliche Güter / Stätt vnnd Herrschafften in Istria, Dalmatia, Sclavonia, Marca Tarvisana, besessen / so der Türck vnnd Venediger weggenommen / wird doch ein Bischoffe an allen disen nachgesetzten Orten / nit als ein Fürst / sondern nur wie ein anderer Landstand erkennet vnd gehalten.

Der Situs vnnd Gelegenheit der Statt Freysing / ist sonderlich wol zu rühmen / dann gegen andern Orten in Ober LandsBäyern / ist selber so wol wegen Fruchtbarkeit deß Geträyds / als zu Erziehung allerhandt Viehs (welche beede Nutzbarkeiten in diser Revier / wegen ziemblich harter LandsArt den Vorzug haben) sehr gut vnd erträglich / wie dann vmb die Statt gegen Mitternacht / Orient vnd Occident, schöne fruchtbare GeträydLänder / gegen Mittag / vnd was auff der Ebene ligt / vberauß grosse Vieheweyde / Möser / Awen vnnd Wißmader / darauff durch den gantzen Sommer ein grosse Anzahl allerhandt Viehe geweydet werden / auff welchen auch fast jederzeit das rothe Wildprät sich Hauffenweiß befindet / vnd ist so wol dieser Weyd / Awen / Wasserflüß / als auch gegen Mitternacht gelegenen sehr grossen Waldungen vnnd Forsts gar schöne Gelegenheit zu allerhand Weydwerck / vnd Jagtbarkeiten / also zwar daß Otto Frisingensis Episcopus in seiner Chronica den Berg zu Freysing / zu seinen oder seiner Vorfahren Zeiten nicht vnbillich ein speculum venatorum, oder WachtHauß der Jäger genendt hat. Es kan der vortreffliche vnd anmüthige prospect vnnd Ansehen von dem Fürstl. Schloß / oder andern vff dem Berg situirten Gebäwen nicht genugsamb beschrieben werden / ja ist allen andern vorzuziehen / dann von darauß ein grosser Theil des Oberlands Bäyern / sampt der HauptStatt München / Statt Arding vnd grosser Anzahl Dörffer / biß an das Tyrolisch / Theils Saltzburg- vnd Algöwische Gebürg in das Aug fallet / der auß solchem Gebürg herab / vnd zu München vorbey lauffend- vnd reissende Wasser-Stromb Iser genandt / theilet die schönen Awen / vnd gar grosse ebene Möser vnd Wiesen gleichsamb in der Mitte voneinander / gegen Occident, vnd auff dem zu Anfang gemeldten Berg Tetmos ligt das löbliche Benedictiner Closter Weichenstephan genandt / neben vnd vnter deme der klare Fluß Mosach herfür kompt / vnd Theils durch die Statt / theils neben dem Berg herumb lauffet / auch vnweit von dem Closter Newstifft in die Iser sich ergiesset. Bey einer Stund weit von der Statt gegen Mitternacht ist der schöne Fluß Amper genandt / so bald hernach ebenmässig in die Iser fallet / anzutreffen / sampt obgedachten grossen Gehöltzen vnnd Waldungen / darauß die Notthurfft Brenn- vnnd Braw-Holtz zu Genügen kann geholt werden.

Dieses Bistthumb vnd Stifft wird vorderist von einem regierenden Fürst- vnd Bischoffen / sampt einem Hochwürdigen Thumb-Capitul gubernirt. Neben deme in der Fürstlichen Residentz / zwo Regierung verordnet worden / die Geistliche regirt das Bistthumb / dahero dieser alle andere Neben-Stiffter oder Chor / sämptliche Clöster / vnnd grosse Anzahl Pfarren mit ihren Aebbten / Probsten / Dechant / Conventualen / Pfarrern / Beneficiaten, vnd andern vnterworffen vnd verpflichtet seynd.

Der Weltlichen Regierung gehorsamet die Statt Freysing / neben allen deß Stiffts Graff- vnnd Herrschafften / Hoffmarchen / vnnd denen vorgesetzte Pfleger vnnd Beampte.

Dieses Stifft hat nicht weniger als andere Fürstl. Stiffter seine 4. Officiales, als Erb-Marschalck / Erbschenck / ErbCammerer vnd ErbKüchenmeister / oder Truchsäß / so sich in gewissen Hochadelichen Familiis jederzeit befunden / die jetzigen aber seynd diese / Pientzenaw / Preising / Seibelstorff / vnd [30] Raindorff. Vnd seynd von Anfang dieses Stiffts biß anhero / wie noch / so wol vnter den ThombCapitular / als Chor Herren der NebenStiffter jederzeit / nicht allein deß ansehnlichen stattlichen Herkommens / als fürtrefflicher Geschicklichkeit / vnd in allen Künsten grosser Erfahrenheit halber / viel ansehnliche Männer berühmbt vnnd gepriesen worden.

Ein viertel Stund weit von der Statt vff den Engern gegen München an dem gemeinen Gangsteig / stehet ein grosses auß Stein erhebtes Creutz / zu einem Zeichen / deß an demselben Orth durch Hertzog Christoffen in Bäyern in dem 1485. Jahr entleibten H. Niclasen von Abensperg / welcher dises vhralten Adelichen Geschlechts vnd Namens der letzte gewesen / vnd in deß Hertzog Abrechten in Bäyern Kriegsdienste / als ein Obr. Hauptmann deß Bäyerischen Adels / wider gemelten Hertzog Christophen sich gebrauchen lassen.

Ward aber am Heimbreysen von diesem auskundschafftet / vnd als er am sichersten zu seyn vermeynt / vnd der Statt Freysing zunahete / vberfallen / vnd neben H. Burckharden von Rohrbach / gewesten Pflegern zu Mainburg / auch Lorentz Pogner von Kelheimb / vmbs Leben gebracht vnnd niedergelegt / wie die in Stein eingehawte Schrifften beweisen.

Die benachbarte Stätt seynd München vff 5. kleine / Augspurg 9. Ingolstatt 7. Regenspurg 12. Landshut 4. Wasserburg 7. Saltzburg 18. Meyl Wegs entlegen / darzwischen sich aber viel kleine Stätt befinden / welche in den Chorographiis vnd LandTaffeln Germaniae et Bavariae zu Genügen verzeichnet seynd.