Ueber die Seelenwandrung. Drittes Gespräch

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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Ueber die Seelenwandrung. Drittes Gespräch
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aus: Zerstreute Blätter, Erste Sammlung
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Erscheinungsdatum: 1785
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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[274]
Ueber die Seelenwandrung.

Drittes Gespräch.

     Als ob sie sich einander das Wort gegeben, trafen sich Theages und Charikles des Morgens auf einem Spatziergange, den sie beyde liebten, und auf welchem sie oft in den Strahlen der aufgehenden Sonne ihre Seele rein zu waschen sich bestrebten. Noch waren beyde in die Stille verhüllt, die die Dämmerung und das Erwachen vom Schlaf mit sich führet: eine heilige Stille, aus der die Morgenröthe nur sanft und allmählich wecket. Sie störten sich darinn nicht. Die Morgenröthe vor ihnen, und um sie her das fröhliche Chor aller erwachenden Wesen, saßen sie eine Zeitlang stumm da; bis endlich, nach Aufgang der Sonne, da die Scene gewühlvoller wurde, Charikles einen Spatziergang in den nahen Wald vorschlug, auf dem sie sich durch einen kleinen Umweg nach Hause finden könnten; und nun bog er im Gange sein Gespräch auf den gestrigen Gegenstand unvermerkt über. [275]      Charikles. Wovon haben Sie diese Nacht geträumt, Theages? Sie müssen angenehm geträumt haben: denn Sie waren gestern im Raum der Sterne und Welten wie verlohren.

     Theages. Wenn die Sonne am Himmel steht, muß man keine Träume erzählen, Charikles; sie haben ihre Scene und Dekoration verlohren; alles hat seine Zeit und Stunde. Sehen Sie nicht, wie die Sonne mit ihrem Glanz das ganze Heer unsrer gestrigen Welten uns verdeckt hat, und wie traurig steht dort der Mond am Himmel – ein blasses Wölkchen! Wahrscheinlich würde unser Gespräch auch ein solches werden, wenn es unsre gestrigen Ahndungen wiederholte. Also Charikles, löschen Sie die Nachtlampe aus, und bringen etwas Jugendlicheres vor, wodurch wir uns zur Munterkeit auf den Tag hin stärken.

     Ch. Mich dünkt, wir können in unserm gestrigen Gespräch fortgehn, und doch diesen Zweck erreichen: Denn m. Fr. ich fühle es jetzt augenscheinlich, nicht die Nacht sondern der Morgen [276] ist zu Gesprächen gut, die uns in die Kindheit des Menschengeschlechts, in den frühen Morgen menschlicher Begriffe und Bilder zurück führen. Unsre studierte Nachtweisheit hat uns verblendet: wo wir muthmaßen sollten, behaupten wir: wo wir menschlich denken sollen, wollen wir göttlich denken.

     Th. Gilt das mir?

     Ch. Nicht so ganz ohne: denn auch Sie, fürchte ich, hat Philosophie und Theologie, Newton und Christenthum, zu hoch gespannt. Sie wollen zu den Sternen empor, und unser Weg ist vor der Hand doch auf Erden. Sie schämen sich Ihrer Stiefbrüder, der Thiere, und klimmen zu Geschöpfen hinauf, die Sie nicht gesehen haben, und vielleicht auch nicht sehen werden, zu Einwohnern Merkurs, der Sonne und des Mondes.

     Th. Ich, mein Freund, schäme mich meiner Halbbrüder, der Thiere nicht; vielmehr bin ich in Absicht ihrer ein großer Seelenwandrer. Ich glaube gewiß, daß sie zur Stufe höherer [277] Wesen hinaufklimmen, und kann gar nicht begreifen, wie man dieser Hypothese, die den Zusammenhang der ganzen Schöpfung vor sich hat, noch etwas in den Weg legt.

     Ch. Nun sind Sie auf rechtem Wege.

     Th. Ich bin, was diesen Punkt betrift, immer darauf gewesen; erinnern Sie sich, daß Sie selbst Anfangs davon ablenkten. Können Sie die Aesopische Fabel leiden, Charikles?

     Ch. Sehr, aber wie kommt die hieher?

     Th. Weil ich sie ordentlich wie den Kompaß ansehe, der uns zeigt, wie wir zu den Thieren stehen. Sämmtlich und sonders spielen die Thiere noch ihre Fabel, und Aesop, der größte Philosoph und Sittendichter, hat uns ihr Spiel nur vernehmlich, nur sprechend für uns gemacht: denn für sich sprechen und handeln sie unaufhörlich. Und wissen Sie, was der Mensch bey dieser fortgehenden Thierfabel ist? Nichts als der allgemeine Satz, die Moral der Fabel, die Zunge in der Waage. Er nutzt die Schöpfung, und also auch alle Charaktere der Thiere. [278] Sie handeln vor ihm: er läßt sie handeln und – denket. Sein, „die Fabel lehrt“ muß er alle Augenblicke wiederholen.

     Ch. Und dieß thäte etwas zur Seelenwanderung der Thiere?

     Th. Mich dünkt viel. Der Thierfabel fehlt zur Menschenfabel nichts, als die Sentenz, der allgemeine Satz, die Lehre. Der so bestimmte, sichere, lehr- und kunstreiche Thiercharakter bekommt das Fünklein Licht, das wir Vernunft nennen, und der Mensch ist da. Er ist da, um aus seinem vorigen Thiercharakter sich nun Lehre, Unterricht, Kunst zu sammlen, sich seine vorige Lebensweise mehr oder minder zur Anschauung zu bringen, und wenn er will, daraus klug zu werden. Er soll als Mensch das weise und gut ordnen lernen, was er als Thier kann, mag und will. Mich dünkt, das ist die Anthropogenesie und Palingenesie der Thiere zu Menschen.

     Ch. Das Bild ist artig: aber die Sache? Sollte es so gewiß seyn, Theages, daß jeder Mensch einen Thiercharakter habe?

[279]      Th. Zweifeln Sie daran, so sehen Sie Menschen, zumal Menschen in Leidenschaft oder mit starker Leidenschaft, ins Antlitz; betrachten Sie, wenn diese nicht bemerkt werden, ihre Lebensweise und die scharfunterscheidenden Striche ihres Charakters; es wäre sonderbar, wenn Sie nicht schon der Bildung, der Mine, den Gebehrden nach, noch mehr in der fortgehenden Handlung ihres Lebens, den Fuchs, den Wolf, die Katze, den Tyger, den Hund, den Hamster, den Geyer, den Papagey, und wie das ehrliche Gefolg aus der Arche Noah weiter heißt, bemerkten. –

     Ch. Sie scherzen. Bisher habe ich die ganze Hypothese nur als ein Spiel beym Nachtisch angesehen, da man sich mit der Serviette bis exclusive zur Nase den Mund verhüllet und frägt: „wer war ich? was für ein Thier bin ich gewesen?“

     Th. Wie das Spiel getrieben wird, ists Spiel und muß es bleiben. Wer kennt sich selbst bis auf den Grund seines Charakters? Und wie sollte uns ein andrer auf Einen Blick kennen, sobald [280] wir den Mund unter die Serviette hüllen? Was käme auch heraus, wenn der Mensch sich seinen Lebensalmanach mit den Bildern der Thiere schmückte, mit denen er jeden Tag umzugehen hat, und sich gegen sie wieder in seinem Thiercharakter betrüge? Menschen sollen wir seyn, nicht Thiere. Die Zunge an der Waage soll uns leiten; nicht ein blindes Gewicht von Charakter und Thierinstinkten, das auf die Waagschale gelegt ist. Das thierische Menschengesicht ist menschlich und aufgeklärt: Die Züge sind aus einander gesetzt, insonderheit die am meisten charakteristischen Züge. Stirn, Nase, Augen und Wange, sind beym Menschen gegen die Thiere unendlich erhoben, veredelt und verschönet.

     Ch. Also wäre die Thierbildung nur eine Grundlage des menschlichen Charakters, der vom Lichte der Vernunft erhellet, und von der sittlichen Empfindung des Menschenherzens geordnet, verschönt und erhoben werden soll. Der Fond unsrer sinnlichen Kräfte und Charakterzüge, unsre etwanigen Reste von blos sinnlichen [281] Geschicklichkeiten, Neigungen und Trieben, wären thierisch, die nachher von unsrer Vernunft nur überglänzt, nur geregelt werden müßten.

     Th. Studieren Sie die Menschen, und Sie werden häufige Proben davon finden: denn in Urtheilen über Züge und Charaktere, sobald wir nur das stolze Moralische absondern, sind wir alle ziemlich einig. In der Natur und der Aesopischen Fabel nennen wir einen Fuchs, Fuchs und nicht Löwen. Im menschlichen Leben verwirrt sich das Urtheil, wie aus hundert Ursachen so auch daher, weil es wirklich Absicht der Menschenbildung und Menschenbestimmung ist, den Thiercharakter und die Thiersitten bis zu einem gewissen Grad auszulöschen, und Menschen, oder wenn ichs sagen darf, Engel in der Menschheit aus uns zu bilden. Das will nun jeder schon geworden seyn. Der Neid und die hämische Schadenfreude will am andern so gern noch das ganze rohe Thier und keine Spur vom Menschen oder Engel finden. Daher kommts denn, daß man diese Hypothese so mißbraucht, und sie [282] zuletzt verachtet, entweder weil man sie mißverstehet, oder weil man sich vor ihr fürchtet. Ohne sie aber wüßte ich nicht, was aus dem zahlreichen Heer der Geschöpfe unter uns, unsern so charakteristischen und fein empfindenden Halbbrüdern im Feld und Walde, werden sollte.

     Ch. Was aus ihnen werden sollte? Sie wandern in neue Formen ihrer Gattung; sie werden feinere Rehe, feinere Vögel.

     Th. Also auch feinere Tieger, Affen und Wölfe, und am jüngsten Tage stehen diese mit auf, uns zu begleiten? Es ist doch nicht Ihr Ernst, mein Freund, sich die innerste Schöpfung, die immer fortgehende neue Schöpfung, nach des seligen Ritter Linne Klassenbüchern[1] zu denken?

     Ch. Mein Ernst nicht, aber unser Freund Harmodius ließe sich über diese Meynung tödten.

     Th. Nun, da stürbe er sehr unschuldig: denn mit unsern Klassificationen reicht es nicht weit. Sie sind für unsre Sinnen, für unsre [283] Kräfte, nicht aber Musterrollen nach denen Gott ordnet, Clausuren, die er sich selbst gesetzt hätte, um jedes Geschöpf fein in ebner Bahn zu erhalten. Ey! wie verliehren sich die Klassen aller Geschöpfe in einander! Wie steigen und erhöhen sich die Organisationen aus allen Punkten, auf allen Seiten! Und wie sind sie sich einander wieder so ähnlich! Gerade, als ob auf unsrer ganzen Erde die formenreiche Natur nur Einen Typus, Ein Protoplasma vor sich gehabt hätte, nach dem und zu dem sie alles bildete. – Wissen Sie, was dieß für eine Form ist? Die Menschenbildung.

     Ch. Es ist wahr: auch in dem unvollkommensten Thier ist einige Aehnlichkeit mit dieser Form unverkennbar.

     Th. Im Innern ist sie es noch mehr, als von außen betrachtet. Selbst bey Insekten hat man ein Analogon des menschlichen Gliederbaues gefunden; nur freylich gegen uns betrachtet, noch eingehüllt und im Mißverhältniß. Die Glieder, mithin auch die ihnen einwirkenden Kräfte, sind [284] noch unentwickelt, noch nicht organisirt zu unserer Menge von Leben. Mich dünkt, in der ganzen Schöpfung sey dieser Fingerzeig der Natur, ein Faden der Ariadne[2] durchs Labyrinth der Thiergestalten hinauf und hinunter. Aber, mein Freund, wir haben uns müde gegangen und müde geschwatzt; wie, wenn wir uns unter diese angenehmen Bäume niederließen, und dem Schwan zusähen, der sich dort in der hellen Fläche bespiegelt und auf ihr rudert.

     Sie setzten sich und ruheten eine Weile. Das Rauschen der Wellen und das Lispeln der Bäume betäubt angenehm die Gedanken – bis endlich Charikles den Faden des Gesprächs aufnahm.

     Char. Sie kamen, Theages, durch die Hypothese, daß das Thier ewig Thier bleibe, um die Schranken der Natur nicht zu durchbrechen, von der freyern und seelerhebenden ab, daß in ihr alles Ein Zusammenhang sey, und in der größten Vielfachheit, in einer unzählbaren Veränderung von Formen das Reich der [285] Seelen und Kräfte unaufhaltsam weiter strebe: sagen Sie mir, Geliebter, etwas von Ihren Tagesträumen hierüber, wie Sie mir gestern von Ihren Nachtträumen sagten. Im Anblick dieses schönen Stroms, in der erhabnen Stille dieses Haines, lassen sich, dünkt mich, Phantasieen denken, wie unter dem bestirnten Dache des Himmels: Hier sind wir wenigstens selbst mit im Chor. –

     Th. Und waren wirs dort nicht auch? oder sind wir hier nicht auch mitten im Strom des Himmels, im Chor irrdischer Sterne? Alles Leben der Natur, alle Arten und Gattungen der beseelten Schöpfung, was sind sie, als Funken der Gottheit, eine Aussaat von verkörperten Sternen, unter denen die beyden Menschengeschlechter, wie Sonne und Mond dastehn. Wir überglänzen, wir verdunkeln die andern Gestalten, führen sie aber in einem für uns selbst unübersehbaren Chor gewiß weiter. O Freund, würde uns ein Auge gegeben, den glänzenden Gang dieser Gottesfunken, zu sehen! wie Leben [286] zu Leben fließt, und immer geläutert, in allen Adern der Schöpfung umher getrieben, zu höherm, reinern Leben hinaufquillt – welch eine neue Stadt Gottes, welche Schöpfung in der Schöpfung würden wir gewahr werden! Von dem ersten Atom, dem unfruchtbarsten Staube, der kaum noch dem Nichts entrann, durch alle Arten der Organisation hinauf bis zum kleinen Universum von allerley Leben, dem Menschen, welch ein glänzendes Labyrinth! Aber der menschliche Verstand erblickts nicht, er siehet nur die Dinge von außen: er siehet Gestalten, nicht wandernde, sich emporarbeitende Seelen. Das innere Triebwerk der Natur, ihre lebendigen Räder und athmenden Kräfte – für zu großem Glanze ist es ihm αδης, das Reich der Nacht, die verschleyerte Hülle ungebohrner, ewig sich fortgebährender Leben.


Alas! our Sight’s so ill,
that things which swiftest move, seem to stand still.
[3]

[287]      – Ich darf mich also nicht verhüllen vor dir, großer Pan, ewige Quelle des Lebens, du hast mich in mich selbst verhüllet. Kenne ich doch die Welt von Leben nicht, die ich meinen Körper nenne. Ohne Zweifel würde meine zu schwache Seele, wenn sie das unzählbare Heer sähe, das ihr in allen Graden und Klassen der Belebung dienet – sie würde ihren Herrscherstab fallen lassen, und ihrem Thron entsinken. In meinen Adern, in den feinsten, mir zugetheilten Gefäßen, wallen diese zu höherm Leben hinauf, wie sie durch so mancherley Gänge und Zubereitungen getrieben, aus der ganzen Schöpfung in mich wallten. Ich bereite sie weiter, wie alles sie zu mir bereitete: keine Zerstöhrung, kein Tod ist in der Schöpfung, sondern Auflösung, Entbindung, Läuterung. So arbeitet der Baum mit seinen Aesten und Gliedern den Saft der Erde und der Luft, das Feuer des Bodens und des Himmels, zu seiner Natur, zum edlen Safte sein selbst und seiner Kinder. Seine Blätter saugen und machen fruchtbar. Jedes Blatt ist [288] ein formirter Baum auf einer grünen Fläche, in einem dünnen Gewebe, weil die Schöpfung nicht Raum hatte, sie alle als völlige Bäume hervorzubringen. Aus jeder Knospe, an jedem Zweige dränget sie also Baumesgeister hervor: die vielgebährende Mutter Erde bekleidet sich mit grünem Leben: jede Blume, die sich aufschließt, ist eine Braut, jeder blühende Baum eine große Familie von Leben. Das Reich der Thiere, unsrer stummen Mitbewohner, zerstört tausend Formen niedrigerer Art, um seine höhere Formen zu beseelen: der Mensch endlich, der größte Ausarbeiter und Zerstöhrer der Schöpfung, er giebt und nimmt Leben, er ist, ohne daß ers weis, das Ziel seiner niedrigen Mitbrüder, nach dem sie vielleicht alle unvermerkt geführt werden. – Schöner rudernder Schwan! in welch glänzendes Element hat dich dein Schöpfer gesetzt, dich selbst zu lieben und zu bewundern! Mit deinem schöngebognen Halse, in der reinen, frischen Unschuldsweisse, schwimmst du wie eine Königin daher, eine sanfte Prachtgestalt auf der klaren Fläche der Wogen. Deine [289] Welt ist ein Spiegel, dein Leben ein Schmuck, ein Künstlerleben; was wird dein Geschäft seyn, wenn du einmal in Menschengestalt Schönheitslinien entwirfst, und Reize an dir oder in der Natur studierest? –

     Ch. Apropos, mein Freund, haben Sie den Roman des Bischofs Berkeley, Gaudentio von Lucca, gelesen?

     Th. Ich kenne ihn nicht.

     Ch. Er hat ein hübsche Idee der Seelenwandrung, die er seinen Mezzoraniern beylegt. Er läßt sie glauben, daß die Seelen der Thiere nach den Wohnungen menschlicher Körper geitzen, und sich auf alle Weise dahinein zu stehlen suchen. Es gelinge ihnen, sobald der Mensch die Fackel seiner Vernunft tauen läßt, und also die Uebermacht verliehrt, sich selbst zu leiten. Nun werde er rachsüchtig, grausam, wollüstig, geitzig, nachdem dieses oder jenes Thier ihn verfolge und den Platz seiner vernünftigen Seele einnehme. Mich dünkt, die Allegorie ist artig. –

[290]      Th. Wie es überhaupt ein seltner, feiner Mann war. Ich liebe dergleichen Einkleidungen, sie umkränzen eine Wahrheit so niedlich!

     Ch. Und was halten Sie von der Seelenwandrung der Juden, die die Rabbinen Ibbur nennen? Sie sagen, daß sich zu einem Menschen mehrere, auch Menschenseelen, gesellen können, die ihm insonderheit zu gewissen Zeiten, (wenn nämlich, ein freundschaftlicher Geist siehet, daß ers bedarf, und Gott es ihm erlaubet) beystehen, ihn stärken, begeistern, mit und in ihm wohnen. Sie verlassen ihn aber, wenn das Geschäft zu Ende ist, dazu sie ihm helfen sollen: es sey denn, daß Gott einen Menschen mit diesem Beystande eines fremden Geistes bis an sein Ende begünstige.

     Th. Die Dichtung ist lieblich. Sie erklärt, warum sich ein Mensch oft so ungleich handle? warum er insonderheit in spätern Jahren bisweilen so sehr unter sich sinke? Der fremde, hülfreiche Geist hat ihn verlassen, und er [291] sitzt mit dem Seinen nackt da. Auch ehrt die Einkleidung außerordentliche Menschen, auf eine schöne Weise: denn welch ein Lob ists, daß einen Weisen die Seele eines alten Weisen, oder gar mehrere derselben auf einmal beleben! Sie halten doch aber die schöne poetische Einkleidung nicht für physische und historische Wahrheit?

     Ch. Wer weiß? Die Revolution menschlicher Seelen ist bey vielen Völkern allgemein geglaubt worden. Sie haben doch die Frage an Johannes gelesen: „bist du Elias? bist du ein Prophet?“ Sie wissen, wers sogar bestätigte und gerad heraus sagte: „Er ist Elias!“[4]

     Th. Und Sie haben doch den jüngern Helmont de revolutione animarum [5] gelesen? Er hat in 200 Problemen alle Sprüche und Gründe angebracht, die sich je auf das Wiederkommen der Seelen in menschliche Leiber nach Jüdischen Begriffen deuten ließen.

[292]      Ch. Ich muß Ihnen sagen, daß mir die Jüdische Revolution der Seelen immer gefallen hat: Kennen Sie sie genau?

     Th. Ziemlich. Sie sagen, daß die Seelen 2 oder 3 mal (bey außerordentlichen Fällen setzen sie mehrere) ins Leben wiederkehren, und das vollenden, was sie noch nicht vollendet haben. Sie setzen, daß Gott die Perioden der Welt nach diesen Revolutionen der Seelen eingerichtet; daß er die Grade des Lichts und der Dämmerung, des Unglücks und der Freuden, ja endlich das Schicksal und die ganze Dauer der Welt darnach bestimmt habe. Die erste Auferstehung ist nichts als eine Revolution solcher Vollendeten, ins Leben wiederkehrenden Seelen. –

     Ch. Und was sagen Sie dagegen?

     Th. Nichts, als daß ich nichts dafür sagen kann: weil alles entweder poetische Fiktion ist, oder im Rathe Gottes ruhet. Die Sprüche wenigstens, die man dafür anführt, beweisen alle nichts.

[293]      Ch. Aber auch die Vernunftgründe nicht, die man dafür anführt? daß Gott z. E. der ohne Ansehen der Person ist, bey Einem Daseyn der Seelen auf der Welt so viel Ansehn der Person beweise: daß der Langmüthige, Gerechte jedem Zeit und Raum zur Buse gebe. Daß manchem Menschen ja unschuldiger Weise der Genuß des Lebens so bitter gemacht, so abgekürzt werde – Sie sind, mein Freund, über diese Gründe hingegangen weil sie, wie ich wohl sagen darf, mit Vorurtheil betrachtet haben. Denken Sie sich die Sachen menschlich; nehmen Sie sich das Schicksal der Mißgebohrnen, der Ungestalten, der Armen, der Dummen, der Krüppel, der entsetzlich Zurückgesetzten und Beleidigten, der jungen Kinder, die das Licht kaum sahen, und fort mußten, nehmen Sie dieß alles zu Herzen, und entweder müssen Sie von ihrer Fortrückung in jene Welt schwache Begriffe haben: oder diesen Personen müssen hier erst Fittige gemacht werden, damit sie nur von fern nachschweben lernen, [294] damit sie einigermaßen nur Ersatz für fatale oder fatalverkürzte Zeiträume in dieser Welt erlangen können. An Fortrückung zu einem höhern Daseyn ist bey ihnen schwerlich zu gedenken.

     Th. Warum nicht? Niemand giebt wie Gott giebt, und niemand kann auch wie Gott ersetzen und vergelten. Allen Geschöpfen gab er das Daseyn aus freyer Liebe: wenn einige zurückgesetzt scheinen, hat er nicht Oerter, Einrichtungen, Welten gnug, wo er durch Eine Verpflanzung tausendfach ersetzt und belohnet? Ein zu früh gestorbnes Kind, ein Jüngling, der für dieß rauhe Erdenklima gleichsam zu zart war – alle Nationen habens gefühlt, daß ihn die Götter geliebet[6] und die werthgeachtete Pflanze in einen schönern Garten versetzt haben. Oder hat Gott etwa kein anderes Räumchen als diese Erde? Muß er ausjäten, um Platz zu gewinnen, und [295] die ausgerißne Pflanze so lange im Reich der Vorrathskammer ungebohrner Seelen welken und warten lassen, bis er wieder ein Stellchen erjage? Wie viele Menschen sind in jener Welt gewiß dadurch glücklich, daß sie hier unglücklich waren. Kennen Sie, mein Freund, die Kleistische Fabel vom gelähmten Kranich?

     Ch. Ich kenne sie nicht.

     Th. Sie ist eine der schönsten, die je gemacht ward. Wollen Sie sie lesen?

     Theages gab ihm das Buch, und Charikles las:


     Der Herbst entlaubte schon den bunten Hain,
Und streut aus kalter Luft Reif auf die Flur:
Als am Gestad’ ein Heer von Kranichen
Zusammen kam, um in ein wirthbar Land
Jenseit des Meers zu ziehn. Ein Kranich, den
Des Jägers Pfeil am Fuß getroffen, saß
Allein, betrübt und stumm, und mehrte nicht
Das wilde Lustgeschrey der Schwärmenden,
Und war der laute Spott der frohen Schaar.

[296]

„Ich bin durch meine Schuld nicht lahm, dacht’ er,
In sich gekehrt, ich half so viel als ihr,
Zum Wohl von unserm Staat. Mich trift mit Recht
Spott und Verachtung nicht. Nur ach! wie wirds
Mir auf der Reis’ ergehn! Mir, dem der Schmerz
Muth und Vermögen raubt zum weiten Flug!
Ich Unglückseliger! das Wasser wird
Bald mein gewisses Grab. Warum erschoß
Der Grausame mich nicht?“ – Indessen weht
Gewogner Wind vom Land’ ins Meer. Die Schaar
Beginnt, geordnet, jetzt die Reis’ und eilt
Mit schnellen Flügeln fort, und schreyt vor Lust.
Der Kranke nur blieb weit zurück, und ruht’

[297]

Auf Lotosblättern oft, womit die See
Bestreuet war, und seufzt’ vor Gram und Schmerz.


     Nach vielem Ruhn, sah er das beßre Land,
Den gütgern Himmel, der ihn plötzlich heilt.
Die Vorsicht leitet ihn beglückt dahin;
Und vielen Spöttern ward die Flui zum Grab’.


     Ihr, die die schwere Hand des Unglücks drückt,
Ihr Redlichen, die ihr, mit Harm erfüllt,
Das Leben oft verwünscht, verzaget nicht,
Und wagt die Reise durch das Leben nur;
Jenseit des Ufers giebts ein besser Land;
Gefilde voller Lust erwarten euch.
[7]

     Ch. Eine schöne Fabel auch für meine Meynung! Wir wollen aufstehen, mein Freund, [298] und im Gehen müssen Sie mir noch einige Fragen erlauben. Wie kommts, daß im Alterthum die weisesten und so weit von einander entlegnen Nationen an der Lehre der Seelenwandrung, und zwar an der schlechtesten Lehre des Rückganges der Wesen, daß der Mensch wieder Thier werde, gehangen haben?

     Th. Sie haben sich selbst schon die Frage beantwortet, Charikles: es war Kindheit der Welt und ihrer Weisheit über das Menschenschicksal. Bey Aegyptern, Braminen und im Munde Pythagoras war die Seelenwandrung Kirchenbuße in einer anschaulichen moralischen Dichtung.

     Ch. Sonderbare Kirchenbuße in einer Dichtung –

     Th. Gewissermaßen konnten beyde damals nicht ohne einander bestehen. Sie wissen, die Weisheit der ältesten Nationen war bey den Priestern. Wenn diese dem rohen Volk keine rechten Ideen von der zukünftigen Welt geben [299] konnten, oder selbst keine hatten: wars nicht gut, daß sie sie auch über die Zukunft nach diesem Leben mit sinnlichen Strafen schreckten? „Du Grausamer wirst zum Tiger, so wie du auch jetzt schon eine Tigerseele äußerst: Du Unreiner zur Sau, du Hoffärtige zum Pfauen – da mußt du lange büßen, bis du deiner entweyheten Menschheit wieder würdig geachtet werdest.“ Solche Anschaulichkeiten mit allem Ansehn der Religion gesagt, wirken ohne Zweifel mehr als metaphysische Subtilitäten. Jeder sah die Natur des Thieres und das Schicksal desselben vor sich: der Lasterhafte fühlte den Thiercharakter in sich, und nichts natürlicher, als daß er nun auch das Schicksal des Thieres, das ist, den reellen Uebergang in dasselbe befürchtete. Wenn diese Lehre also einmal etablirt war, so konnte sie vielleicht von manchen Lastern abziehen, zu manchen Tugenden gewöhnen. Wer wollte nicht lieber ein weisser Elephant als eine Sau seyn? zumal wenn man die Natur und das Schicksal der Thiere mit [300] Augen der Indier und Aegypter, mit jener stillen Vertraulichkeit ansieht, in der die Kindheit der Welt mit den Thieren lebte. Sie glauben doch aber wohl nicht, daß uns noch diese Lehre nöthig oder angemessen seyn sollte?

     Ch. Manchmal wäre sie nicht so übel. Wenn der Grausame, der einen armen Hirsch zu Tode quält, in dem Augenblick von einer lymphatischen Ahndung ergriffen würde: „so wirds Dir gehen! Deine Seele soll in den Hirsch fahren, und auch so zu Tode gequält werden!“ Vielleicht erstickte er die Freudenlose Brutalität in sich.

     Th. Ich zweifle, mein Freund, da der unmittelbare Anblick des leidenden Geschöpfs sie nicht zu ersticken vermag. Für uns dünkt mich, hat diese ganze Seelenwanderung ihren Stachel verlohren. Wenn ich als Mensch nicht gut bin, werde ichs als Tiger werden? da es sodann meine Natur ist, zu seyn worinn ich verwandelt wurde. Bin ich verdammt, Gras zu fressen, wie ein unvernünftiger Ochs: wie werde ich in diesem [301] Zustande anfangen, meine Vernunft besser zu gebrauchen, als ich sie, da ich Mensch war, brauchte? Gott hat mir selbst die Augen verbunden, und das Licht des Verstandes genommen. Soll meine Degradation Büßung seyn in den Augen des grausamen willkührlichen Richters, so sey sie es! Besserung aber, vernünftigmoralische Besserung in mir wird sie nie, weil mir ja bey solcher Degradation das entnommen ist, was mich allein bessern könnte. Man wird gegen den Gott erbittert, der, weil man die Augen nicht recht gebraucht hat, sie uns nun aussticht, und weil man sein Herz nicht zu rechten Empfindungen gewöhnt hat, es in der Gestalt des Unglücklichen und Lasterhaften nun ganz brutalisiert und verhärtet.

     Ch. Auch dagegen ließe sich noch manches sagen; aber als Einkleidung fürs Volk mag wenigstens die Dichtung gegolten haben.

     Th. Auch als Einkleidung fürs Volk ist das Mährchen nicht für unsere Zeiten. Der [302] Mensch soll sich, wie mich dünkt, auf der obersten Stufe ansehn lernen, und sein jetziges Daseyn peremtorisch[8] brauchen. Keine Schleichwege und Schlupfwinkel soll er wissen, in denen er noch etwa nachholen kann, was er versäumt hat; wenigstens hat ihn die Gottheit gar nicht darauf verwiesen. Aut Caesar aut nihil: aut nunc aut nunquam![9] Auch im Alterthum haben alle wirkende edle Nationen, die nicht von der Fabelweisheit und den dummen Büßungen ihrer Priester bethört wurden, sich edlere Zustände nach dem Tode zum Ziel ihrer Nacheiferung gesetzet. Die Versammlung der Väter bey den Morgenländern, das Elysium der Griechen, die Walhalla der Nordländer, sind doch schönere Gedanken im Tode als der Ochs und die Kuh, die auf den Sterbenden, der den Kuhschwanz in der Hand hält, wartet – oder der Leib einer fremden Mutter, in den er schlüpfen muß, um wieder als Kind zu wimmern.

     Ch. Ich fühle die niedrigen Ideen, die rings um diese Hypothese liegen; mich wundert [303] nur, daß der weise Pythagoras eine solche Lehre aus den Pfaffenländern nach Europa zu bringen werth hielt.

     Th. Was bringt man nicht aus der Fremde mit? Nicht nur Gold und Schätze; sondern auch Affen und andere Seltenheiten. Ueberdem ists unwahrscheinlich, daß Pythagoras von dieser Lehre den Gebrauch gemacht, den die späten unächten Pythagoräer machten. Auch Er redete von einem Tartarus und Elysium, wie andere Weisen und Dichter der Griechen; und überhaupt weiß man von dem wahrhaftig großen Mann zu wenig, als daß man insonderheit über seine Einkleidungen und Symbole urtheilen könnte: man sieht ihn nur durch das Gewand der Fabel. –

     Und ach! Freund, – Pythagoras oder nicht Pythagoras – Was brauchte es so vieler Widerlegungen und Gründe, mit denen auch Wir die Zeit verschwendet haben? Fragen Sie Ihr Herz, die Wahrheit, die in Ihnen wohnet. Wenn Sie vor die Statue eines hochherzigen [304] Apollo treten, fühlen Sie nicht, was Ihnen zu der Gestalt fehlet? Können Sie sie je hier erlangen, und kann sich Ihr Herz in derselben freuen, wenn Sie auch zehnmal wieder kämen? Und das war nur die Idee eines Künstlers, der glückliche Traum eines Sterblichen, den auch unsre enge Brust umschloß! Wie? der allmächtige Vater sollte keine edleren Gestalten für uns haben, als in welchen hier unser Herz wallt und ächzet? – Unsre Sprache, alle Mittheilung unsrer Gedanken, was ists mit ihr für ein Flickwerk! Auf der Spitze unsrer Zunge, zwischen Gaum und Lippen, in einigen buchstabierlichen Tönen, soll unser Herz, unsere innigste Seele schweben, und sich einem andern von daher so mittheilen, daß er uns fasse, daß er den Grund unsers Innersten fühle? Leeres Streben! armselige Pantomime in einigen Luftschwingungen und Gebehrden! Die Seele liegt wie ein siebenfach Gefesselter im Kerker, und kann nur durch ein festes Gegitter, durch ein paar Licht- und Luftlöcher hinaussehen, [305] hinausathmen. Und immer sieht sie die Welt nur von einer Seite, da Millionen andre da seyn müssen, die, sobald wir mehrere und andre Sinne hätten, sobald die enge Hütte unsers Körpers mit einer freyern Aussicht wechselte, auch vor uns, auch in uns lägen. Und wir wollten ewig zufrieden seyn mit diesem Winkel, mit diesem Kerker? Welcher Unglückliche, ders schon zeitlebens hier seyn muß, schränkte seine Wünsche dahin ein, nur seiner Bürde los zu werden, ohne Gefühl und Hofnung eines Ersatzes, daß er hier so zurückgehalten und getäuscht ward? Wenn wir hier, selbst an den seligsten Quellen der Freundschaft und Liebe, oft durstig und krank lechzen, suchen Vereinigung und finden sie nie, betteln Allmosen von allen Gegenständen der Erde, und sind immer arm, immer unbefriedigt, – finden endlich, daß alle Erdenzwecke und Erdenplane nichts sind – eitel! eitel! – fühlen das und fühlens täglich: welche edle freye Menschenseele hebt sich nicht empor, und verachtet ewige Hütten [306] und Wanderplätze im Kreise der Wüsten hienieden!


The Soul longs from his prison to come
and we would seal and sow up, if we could, the womb!
We seek to close and plaister up by Art
the Craks and Breaches of th’ extended Shell,
and in that narrow Cell
would rudely force to dwell
the noble vigorous Bird, already wing’d to part.
[10]

     Unter diesen Gesprächen hatten sie beynahe den Wald geendiget. Am letzten Baume stand Charikles still: ehe wir diesen Wald verlassen, Theages, sprach er, muß ich Ihnen das Resultat unsrer Gespräche sagen. In allen Gestalten und Ständen der Menschheit, dünkt mich, kommt es viel weniger auf Ausbildung unsers Witzes, Scharfsinnes, oder anderer Sprossen menschlicher [307] Seelenkräfte, als auf Erziehung des Herzens an; und dieß ist bey allen Menschen ein Menschenherz. Es kann auch in allen Formen und Situationen der Menschheit bis auf einen gewissen Grad gebildet werden. Wie weit es nun in dieser Situation ausgebildet worden – und wie die Vorsehung den Verunglückten und Leidenden nachhilft – das überlasse ich ihr, und wage es nicht, ihre geheimen Wege zur Rennbahn oder zur geschlagnen Landstraße einer Hypothese zu machen, auf der entweder der Mensch erschreckt würde, oder der Faule und Freche seine Lehnen bereit fände. Mir ist der Ausspruch des Evangeliums heilig: „selig sind die Armen, denn das Himmelreich ist ihr. Selig sind, die Leidtragenden, denn sie sollen getröstet werden. Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“[11] Reinigung des Herzens, Veredlung der Seele mit allen ihren Trieben und Begierden, das, dünkt mich, ist die wahre Palingenesie dieses Lebens, [308] nach der uns gewiß eine fröliche, höhere, aber uns unbekannte Metempsychose bevorsteht. Hiermit bin ich zufrieden, und danke Ihnen, daß Sie mir meine Gedanken entwickelt haben. Sie umarmten sich und schieden auseinander.

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  1. Carl von Linné: Systema naturae, Ludg. Batav., 1735.
  2. Ariadne, die Tochter des kretischen Königs Minos gab Theseus ein Fadenknäuel, damit er wieder aus dem Labyrinth herausfinde.
  3. Aus dem Brutus des englischen Dichters Abr. Cowley (1618 - 1667). Herders Übersetzung: "Weh uns, dass wir so schwach und übel sehn,/Der schnellste Flug, uns scheint er still zu stehn."
  4. Johannes 1, 21.
  5. Über die Verwandlung der Seelen.
  6. Ον οι θεοι φιλουσιν, ωποθνησκει νεος. Wen die Götter lieben, der stirbt jung.
  7. Von Ewald Christian von Kleist (1715–1759)
  8. ein für allemal; entscheidend
  9. Übersetzung "Entweder Kaiser oder nichts; entweder jetzt oder niemals!"
  10. Schluss von Abr. Cowleys Gedicht Leben. Übersetzung: "Die Seele begehrt aus ihrem Gefängnis zu fliehen,/ Und wir möchten verschließen den Mutterschoß!/ Wir suchen mit viel Kunst zu beseitigen/ Die Risse und Sprünge unsres gebrechlichen Gehäuses;/ Und in jener engen Zelle (Körper)/ Sollten wir grausam zu wohnen zwingen/ Den edlen kraftvollen Vogel (Seele), der schon die Schwingen zum Abschied bereitet!"
  11. Matthäus 5, Vers 3-4 und Vers 8.