Venus Consolatrix
[119] Venus Consolatrix.
5 durchflossen Silberadern die Console,die schwarz, seit lange leer im Winkel stand. 10 von gelben Rosen zwischen grünen Reben.Ihr Morgenkleid von weißem Sammet glänzte 15 und ihre Augen träumten braun ins Tiefe,als ob da Sehnsucht nach dem Südmeer schliefe. [120] Sie breitete mir beide Arme zu,ich sah erstaunt an ihren Handgelenken 20 da nickte sie und sagte zu mir: Du –du bist mühselig und beladen, komm, 25 Und schweigend lüpfte sie die rote Rüscheund nestelte an ihren seidnen Litzen 30 die braunen Warzen ihrer bleichen Brüste,dann sprach sie weiter: Sieh! dies Fleisch und Blut, 35 oh sieh, es ist desselben Fleisches Blut,für das der große Heiland sich erregte, [121] komm, stehe auf, und sieh auch Meine Wunden,40 und lerne dich erlösen und gesunden!Und lächelnd ließ sie alle Kleider fallen 45 in Linien, die verliefen wundersambis tief ins schwarze Schleierhaar der Scham. 50 Und eine Sehnsucht: du mußt untergehn,ließ mich umarmt durch tiefe Meere schweben, 55 und ihren Kranz von Rosen und von Rebenumklammernd, während wir verbeben, |
Anmerkungen (Wikisource)
Dieses Gedicht ist auf Grund einer Zensur in der 2. Auflage von 1901 nicht mehr enthalten. Hier ein Auszug aus dem Vorwort dieser Auflage:
”Infolge der Denunziation, durch die sich der Schriftsteller Börries v. Münchhausen in weiteren Kreisen bekannt gemacht hat, durfte bei dieser zweiten Auflage der Wortlaut der ersten nicht unverändert bleiben. Das preußische Landgericht hat die Dichtung Venus Consolatrix (früher auf Seite 119-121) für unsittlich und gotteslästerlich erklärt und ihre Vernichtung angeordnet. Ich war also genötigt, diese Verse durch andre zu ersetzen.“... UB Bielefeld