Wer ist, der uns bestreite

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Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Wer ist, der uns bestreite
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Verlag von Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons,
S. 72–74
Kurzbeschreibung:
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[72]

50.


     Mel.: Mit Fischen in der Halle („Angot“) etc.

     1. Wer ist, der uns bestreite im weit und breiten Feld, der Turner unterscheide sich von der ganzen Welt? Wer ist im Land der Eichen und auch noch anderswo dem Turner zu vergleichen, der frisch, fromm, frei und froh? :,: Niemals memmig, breit und stämmig, immer flott und niemals schwer, kipplich, wipplich, niemals „dipplig“, schreitet mannhaft er einher. :,:

     2. Nie hat er was vergessen, geht’s heimwärts frisch und frank; sein zünft’ges Mittagessen, das [73] schmeckt ihm, Gott sei Dank. Für Piepen oder Plinsen stellt er ein Publikum – er stochert in den Linsen und Bohnen nicht herum. :,: Niemals eklig, niemals mäklig, spult er, was es g’rade giebt, und die Teller räumt er schneller ab fast, als die Hausfrau liebt. :,:

     3. Tokayer und Burgunder begehrt er nicht mit Gier; es gilt als Gotteswunder ihm schon das Lagerbier. Er schlürft es ohne Beben selbst aus dem Ochsenhorn und gießt nie was daneben – aus Furcht vor Gottes Zorn. :,: Immer läpprig, niemals schwepprig pflegt zu Werke er zu geh’n, doch betrunken umgesunken hat noch Keiner ihn geseh’n. :,:

     4. Beim ersten Schrei der Hähne springt er aus seinem Nest und striegelt sich die Mähne und schnallt das Bündel fest. Im goldnen Sonnenstrahle zieht er von dannen bald auf Berge, in die Thale und durch den lust’gen Wald. :,: Springend, laufend, kaum verschnaufend, braucht er Brücke nicht noch Steg, ohne Fluchen, geht durch Buchen oder über Knack sein Weg. :,:

     5. Er pflegt sogar im Klettern vor lauter Wanderlust ein Lied hinauszuschmettern aus breiter Mannesbrust. Er singt auf hohen Bergen, im weichen Waldesmoos, im schwanken Boot des Fergen, in Kellers kühlem Schooß. :,: Heller Stimmen Töne schwimmen und vereinen sich zum Lied in den Lüften voll von Düften, wo ein Häuflein Turner zieht. :,:

     6. Und sinkt herab der Abend, weht’s von den Wassern kühl, so ist die Ruhe labend auch ohne Daunenpfühl. Statt daß er weiter walle, ist er [74] begnügt und froh, und fehlt die Federfalle, thut’s eine Schütte Stroh. :,: Ohne Knurren, ohne Murren stecken sich die Müden aus und sie schnarchen wie Monarchen sägend wach das ganze Haus. :;:

     7. Der Turner kennt auf Erden als Schüler der Natur Hämorrhoidalbeschwerden von Hörensagen nur. Mit dem Geschick zu hadern, gilt ihm als Übermut, rollt doch in seinen Adern gesundes, rotes Blut. :,: Was beschieden, nimmt zufrieden hin er, froh von Herzesgrund: Leckerbissen kann er missen, denn er ist ja kerngesund. :,:

     8. Drum sollten alle Knaben von raschem, keckem Gang die weise Einsicht haben, zu turnen lebenslang. Drum sollten auch die Alten, die oft voll Sorg’ und Zorn, sich an das Turnen halten, das ew’ger Jugend Born. :,: Zäh und plastisch, stets elastisch, übermütig dann und wann, lebensfreudig, stramm und schneidig ist allein der Turnersmann! :,: